Zeichnen als anschauliches Denken

„Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern Kunst macht sichtbar.“ (Paul Klee)

 

Beim Zeichnen denkt meine Hand, nicht mein Kopf. Ich überlasse ihr die Führung, damit sie sichtbar, anschaubar macht, was als vage Idee in mir lebt.

Links ein Wald, festes Land – rechts Segelboote,  Wind, Meer. Zunächst notiert der Stift nur leicht die Idee.

14

(Ich bitte, die schlechte Qualität der Fotos zu entschuldigen. Es ist schwer, mit einem iphone und minderer Beleuchtung eine Fläche von 60 x 180 cm zu fotografieren).

Während ich zeichne, wird die Idee deutlicher. Zuerst bilden sich die Segel, ruhig in Landnähe, doch heftig bewegt, wenn der Wind sie auf offenem Meer ergreift. Ihre Formen spiegeln sich. Eine waagrechte Linie trennt das Luftelement vom wässrigen Element.

14.12.13 Zeichung in blaurot 2

Aber noch fehlt der Übergang vom Festen ins Windige und Wässrige. Die Hand sucht, strichelt.Wie komme ich vom Festen hinaus, hinüber, ins Weite?

15.12.13, Fortsetzung 6

Allmählich kristallisiert sich die Lösung heraus: Die Bäume haben ihr Holz geopfert, und aus dem lichten Mangrovenwald stoßen spitze Formen in Richtung Meer: Boote.

15.12.13, Fortsetzung 3

Die Anfangs-Idee ist anschaulich geworden:  Der Wald opfert sein Holz, so entstehen Verdichtung und zugespitzte Form – die Boote. Die stoßen, wenn sie sich lösen können aus der Umarmung  des mütterlichen Waldes, hinaus in die freie Bewegung, in die Weite des Meeres, des ungebundenen Lebens.

 

15.12.13, Fortsetzung

 

 

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Kunst, Leben, Natur, Psyche, Vom Meere, Zeichnung, Zwischen Himmel und Meer abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

13 Antworten zu Zeichnen als anschauliches Denken

  1. juergenkuester schreibt:

    Für mich, liebe Gerda, ist nicht so wichtig, was ich an Motiven sehe, sondern vielmehr die Wahrnehmung der Energie, die dem Ergebnis zugrunde liegt. Und die sehe ich hier deutlich. Liebe Grüße Juergen

    Gefällt 1 Person

  2. madameflamusse schreibt:

    krieg ich gleich Lust auf Stift und Papier

    Gefällt 1 Person

  3. juttareichelt schreibt:

    Nur wenig interessiert mich so sehr, wie (künstlerische) Arbeitsprozesse … Vielen Dank fürs Teilen!

    Gefällt 1 Person

  4. Sabine Oetjen schreibt:

    Ich habe schon lange nichts mehr so genossen wie die Beschreibung Deines Arbeitsprozesses. Ich danke Dir für diese inspirierende Erfahrung.
    Einen kreativen Tag wünscht Dir
    Bine unter den Linden

    Gefällt 1 Person

  5. Arabella schreibt:

    Deine Kunst ist genauso fein, wie deine Lebenseinstellung richtig.

    Dein Kommentar in meinem Blog dagegen, hat mich sehr erstaunt.

    Ich wünsche dir alles Gute.

    Like

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..