„Sonnenuntergang – warm – fliegen“ – die drei Wörter werden wohl in eine Geschichte passen, oder auch in zehn oder hundert, dachte ich, als ich sie las… Corly von „Corlys Lesewelt„ hat sie gespendet, und nun gibt es schon etliche ausgezeichnete Geschichten dazu. Danke, Christiane! Wird Zeit, mir selbst eine zusammenzureimen. Meinen Ausgangspunkt wählte ich diesmal bei meiner letzten „alltäglichen Zeichnung“, die ich mit Filzstift und Fotoshop überarbeitete. Die hineinmontierten Figuren stammen aus der Skizze vom Flughafen.
Reisen!
Marie wollte reisen, und zwar allein!
Sie wollte endlich selbständig sein.
War kein Kind, das man gängeln musste
das von der Welt und den Menschen nichts wusste.
Sie fasste sich schließlich ein Herz
und flog tatsächlich im März
von München direkt nach Athen
dann würde sie weiter sehn.
Der Flug ging wirklich herrlich glatt
sie sah sich an den Bildern satt
von Bergen und leuchtenden Küsten!
Ach, wenn ihre Freundinnen wüssten!
Die Landung, der Ausgang, und draußen der Zug
es war so einfach, und Platz war genug.
Am Fenster saß sie und schaut was ihr bot
das Land das noch fremde, der Himmel war rot.
Halb sieben und schon Sonnenuntergang?
Daheim wär es taghell noch stundenlang.
Eine Sorge beschlich sie: sie hatte gedacht
am Tag anzukommen und nicht in der Nacht.
Station Keramikos, hier war das Hotel
nun nix wie hin, denn noch war es hell.
Der Platz da draußen war ziemlich weit
und menschenleer um diese Zeit
Wo war die Straße, von der sie wusste
dass sie sie überqueren musste?
Ach endlich, da ist sie! Sie sieht auch die Schilder
Peiraios 131 und dadrunter die Bilder
von schönen Fraun, davor auch ein Mann
den sie nach dem Hotel befragen kann.
Treis Koukouvagies? zu den drei Eulen?
Da drüben liegt es, mit künstlichen Säulen.
Ich werd dich begleiten, besser ist besser,
da hinten hausen die Menschenfresser.
Er lacht, er fasst sie unter den Arm
Und in ihr läuten die Glocken Alarm.
Wie geht es aus? ihr wird schon sehr warm.
Wird sie erliegen dem südlichen Charme?
Das war es für heute!
Gut Nacht, liebe Leute.
Sehr schön geschrieben.
Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende.
LG Jürgen
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Dankeschön, Jürgen. Gleichfalls!
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👏👏👏👏👏👌👍
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🙂
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Alarrm, Alarm
bei solchem Charme
Der Mann weiß wie es geht
er ist doch nicht bleed.
Gleich zu Anfang das holde Glück
so ein wundersames Geschick
Merkwürdig ist das schon
gleich voller Lohn
wenn man mal Mut fasst
das Schicksal sich nicht lumpen lasst.
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Hej, Kollege!
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Gerda, Du entpuppst Dich immer deutlicher als geniale Dichterin. Die Verse und Reime sprudeln ja mit Leichtigkeit aus Dir und Deiner schreibenden Hand! Und die Bilder passen auch bestens dazu. So ein früher Sonnenuntergang? Die lange Dämmerung hier ist mir doch lieber.
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Das hat der Süden: längere Tage im Winter, kürzere im Sommer.Weniger Dämmerung.
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Längere Tage im Winter, kürzere im Sommer hat der Süden, wie anders erlebt man „die Welt“ bei Euch als bei uns!
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Ja, sicher. Gisela. Und wenn du weiter in den Norden gehst, geschieht das Umgekehrte nicht wahr? Kürzere Tage im Winter, längere im Sommer, und sehr lange Dämmerungen. Außerdem ist hier die atmosphärische Trübung geringer, alles ist klarer geschnitten, weniger Nebel und Dunst. Drum ist auch die Mentalität der Menschen verschieden.
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Ja, die Naturgegebenheiten und die Mentalität der Menschen haben anscheinend etwas miteinander zu tun. Nur fragt sich : was war zuerst? Es liegt in allem sicher auch ein besonderer Sinn. Aber wir sollten auch versuchen, die unterschiedlichen Mentalitäten zu beachten, nicht einfach so tun, als gäbe es sie nicht.
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@Gerda: Über die Auswirkungen auf die Mentalität habe ich tatsächlich noch nie nachgedacht. Danke für den Anstoß.
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Die Naturgegebenheiten sind Gegebenheiten, und natürlich „waren sie zuerst“ wie alle Gegebenheiten, in die sich Mensch, Tier und Pflanze einpassen, so gut sie es vermögen.
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Ach, was lese ich da von „Alarm, Alarm!“? Nein, es war Ritterlichkeit von seiten des Mannes. Schutzgeben. Und die Frau fühlte sich behütet vor Gefahren in der Dunkelheit. Möglich, daß sich daraus eine zarte Liebe entwickelt. Das wäre u.U. sogar das Rechte! Ich wünsche dem neuen „Paar“ ein glückliches Zusammenfinden, vorausgesetzt, daß die Frau es so empfindet und der Mann ihr darin folgt.🍀
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Schmunzel. Na, dann trink ich mal nen Schluck auf das glückliche Ende!
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Na gut, daß Du schmunzelst. Das wollte ich doch vor allem erreichen.
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Fein, fein, eine Open-End-Geschichte, da kann nun jede und jeder nach Herzenslust weiterfabulieren!
Angetan aber hat es mir das zweite Bild, ich kann mich gar nicht satt sehen. Eine herrliche Verschachtelng von Innen und Außen.
herzlichst, Ulli
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Danke, Ulli. Ich freu mich sehr, dass es dir auch so gut gefällt wie mir 🙂
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Mir gefällt das blaue Museumsbild auch ganz hervorragend. Also für mich ist es ein Museumsbild
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Danke,Myriade. Oder ein Lebenskabinett, jeder in seinem Raum unterwegs, und plötzlich begegnet man sich.
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Jaaaaa ….
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heute gilt mein Gruß besonders den Frauen, Klaus
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Genau, die Menschenfresser, vor denen natürlich nur ER sie beschützen kann 😉
Ich wünsche ihr ein sicheres Hotelzimmer und einen schönen Abend – man weiß ja nie 😁
Herzlichen Dank dafür und liebe Grüße
Christiane 😀🌞☕🥐👍
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Ich hatte sie ins sichere Hotel rennen lassen – nach dem Ausgangsmotto: allein reisen, selbständig sein. Aber das kam mir dann doch zu sehr nach „Schicksal spielen“ bzw „Schicksal verhindern“ vor. Daher das offene Ende. 😉 🙂
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Wieder einmal ein sehr schönes Gedicht. Die Aussage gewinnt oft durch die heute weitgehend in Vergessenheit geratene Versform.
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Dankke, Joachim. Ich stimme dir gern zu.
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Ich werd dich begleiten, besser ist besser,
da hinten hausen die Menschenfresser.
(göttlich, diese Anmache *g*)
Ganz schön raffiniert, seine Sprüche 🙂 , und wieder mal sehe ich Dein verschmitztes Augenzwinkern, vor allem im letzten Deiner famosen Verse, liebe Gerda
Liebe Gutenachtgrüße von Bruni
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Danke und Gute Nacht! Träum nicht von Menschenfressern in dunklen Gassen!
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Nein, aber von anderen Ungeheuern 🙂
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Dein Gedicht öffnet das Träumen von einer Urlaubsromanze mit Happy-end. Lass uns bitte nicht in Stich!
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happy oder unhappy, lieber Werner – es steht bei dir! 🙂
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