Das Augen-Froschwesen von Beate Glück („Cricker“), liebe Myriade, das deine laufende „Impulswerkstatt“ als erstes Bild ziert, hat mich assoziativ zum vorhistorischen Riesen Argos geführt. Alle kennen wohl den Ausdruck „etwas mit Argusaugen betrachten“, aber wenige haben eine Vorstellung davon, wer dieser Argus bzw Argos war, der in der Argolida (rund um die Stadt Argos) lebte.
Argos war ein Riese, dessen Leib mit hundert Augen sah. Dagegen ist Beate Glücks Cricker ein echter Anfänger. Bekannt wurde er als Wächter der jungfäulichen Io, welche die Göttin Hera aus Ärger über die Liebesgelüste ihres Mannes in eine Kuh verwandelt hatte.
Hundert Augen sehen viel, wenn sie offen sind. Doch was ist, wenn der Schlaf (Hypnos) sie schließt? Hermes spielte dem nichts ahnenden Riesen auf seiner Leier sanft einschläfernde Melodien vor, und schon schlossen sich die hundert Augen. So konnte Hermes Argos problemlos abmurksen und Io freisetzen.
Hier sieht man den hundertäugigen Riesen ΑΡΓΟΣ (Argos), die verwandelte Io und den Gott ΕΡΜΗΣ (Hermes), der auf den Befehl von Zeus hin zu ihrer Befreiung eilt.

Hera war zornig und betrübt. Sie betrachtete den toten Argos und beschloss, seine Augen ihrem Lieblingsvogel als Zierde ins Schwanzgefieder einzusetzen.

Wenn du genau hinschaust, siehst du zu Füßen des Pfaus den zusammengefallenen, nun augenlosen Riesen liegen.
Als abc-etüde im freien Rhythmus erzählt, habe ich die Geschichte hier veröffentlicht.
Io, Argos und woher die Pfauenaugen wirklich stammen.
Als der göttliche Herrscher des Himmels, Zeus,
mal wieder im herrlichen Land der Hellenen schlenderte,
Ausschau haltend nach Lust versprechenden jungen Frauen,
Knospen gleich, bereit, von ihm gebrochen zu werden,
Fiel sein Blick auf die liebliche Jungfrau Io,
Tochter des Flussgottes Inachos.
Von einer Mutter wissen wir nichts.
Die Jungfrau wurde sogleich von heftigem Sehnen
Nach dem göttlichen Herrscher ergriffen:
„Nächtige Traumgestalten schwebten still in meine
Kammer herein und liebkosten mich mit leisen Worten.
‘O du glückseliges Mädchen’, flüsterten die Stimmen, ‚was bleibst du jetzt noch
Jungfrau, da dich die höchste Brautschaft erwartet?
Zeus erglüht in Liebe zu dir’.
So sprach sie zum Vater, dem Fluss. Ach! hättest du doch
geschwiegen, liebliche Io, hätte Scham dir
Die schönen Lippen versiegelt!
Denn so vernahm dich die Ehegattin des Zeus,
Hera, die himmlische Herrscherin, und verwandelte dich
In eine vor Liebeskummer verrückt gewordene Kuh.
Sie ließ dich bewachen vom hundertäugigen Argos.
Wäre nicht der geflügelte Bote des Zeus, Gott Hermes, gekommen,
und hätte die Augen des Argos mit dem Spiel seiner Leier bezwungen,
so dass sie sich schlossen zu seligem Schlaf,
immer noch stündest du dort, an den Baum gefesselt,
vor Inbrunst muhend, dem großen Gott zu gefallen.
Doch Hermes erschlug deinen Wächter, zerschnitt auch das fesselnde Seil.
Hera aber nahm die Augen des toten Riesen, setzte sie ein in den Schwanz
Ihres liebsten Gefährten, des Pfaus, wo sie nun allzeit glänzend
Als Pfauenaugen der Menschen und Götter Herzen entzücken.
Diese Bilder und viele mehr machte ich, als ich die Geschichte der Io erzählte, die eine Hauptrolle in meinem Romanfragment „Schwanenwege“ spielt.
Dass nicht nur Hera, sondern auch andere Himmelsbewohner eine besondere Beziehung zum Pfau haben, lässt sich diesem Gemälde entnehmen, das ich an einer Athener Hauswand sah.

Eine überraschende Verbindung zwischen Pfau und Frosch fand ich, als ich eben in meinem Archiv nachschaute, was ich evtl noch zum Pfau gesagt habe. Hier erzähle ich von einer Künstlerin, die die heimische Taverne auf Samothrake mit großen bunt bemalten Zementfiguren geschmückt hat. Dora erfindet ein Spiel:
„Komm, lass uns spielen!“ kräht Dora vergnügt. „Du sagst ein Tier, das dir am besten gefallen hat, dann sage ich dir meins, und dann sagst du wieder deins, und dann ich…“
„Der Pfau!“ rufe ich – „Die sexy Fröschin“ echot Dora. – …..

Diese Fröschin könnte ihre rosa Zehen sehr wohl in Pfauenaugen verwandeln, nicht wahr?
Schließlich fand ich noch eine Zeichnung vom Tagpfauenauge, der, vom roten Weinschatten besoffen, davontorkelte. Auch so kann man blind werden….

Als ob wie viele Augen auch immer den sexbesessenen Zeus zurückhalten könnten 🙂 🙂 Dass Argos hundert Augen hatte und Jo bewachen sollte, wusste ich aber nicht. Du kennst dich ja aus auf dem Olymp: hat eigentlich Hera auch gelegentlich die Freude gehabt, sich mit hübschen, jungen Männern zu vergnügen? Ich erinnere mich nicht, jemals etwas darüber gehört zu haben.
Eine schöne Legearbeit, die Hera, die den Pfau schmückt gefällt mir besonders !
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Hera war, bevor sie zur lästigen Ehefrau von Zeus (ihrem Bruder, beide waren Kinder von Rhea und Kronos/Saturn) herabgewürdigt wurde, ein Name der Großen Göttin, insbesondere verehrt im agrarischen Raum rund um Argos. Der Name Hera ist verwand mit Hiera (Heilige, Herrscherin). Flotte Liebesgeschichten waren ihre Sache nie. Sie war mit einem jungen König verheiratet, der quasi die Geschäfte führte, und am Ende des 13-monatigen Jahres, an den Schalttagen, geopfert und durch einen neuen ersetzt wurde. So jedenfalls behaupten es die Mythenversteher, zB Ranke-Graves. In der Herabwürdigung Heras spiegelt sich die Unterwerfung der ansässigen agrarischen mutterrechtlichen Bevölkerung durch kriegerische patriarchale Stämme
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Ach ja, Patriarchales wohin man schaut, Danke für die Info.
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