
Vollmond war an jenem Tag, als ich mich durch den abendlichen Verkehr Athens hinausquälte nach Elefsina, der Industriestadt westlich von Athen, die im Altertum als Mysterienstätte Eleusis berühmt war. Eine befreundete Künstlerin hatte mir gesagt: Diohanti hat dort, in einer leerstehenden Fabrik, eine Installation, die du unbedingt sehen musst.
Ich fand nach einigem Umherirren das ausgedehnte Fabrikgelände, nahe am Hafen. Magie. Die griechische Künstlerin Diohanti hatte den Ort verwandelt, hatte in die leeren Hallen dort Vorgefundenes, Weggeworfenes, Ausrangiertes eingebaut, und durch verschiedenfarbige Illumination eine geheimnisvolle Atmosphäre geschaffen.
Darüber das Licht des vollen Mondes. Und der Name, der in mir klingt: Eleusis.

Mein iphone war kaum geeignet, um in diesem fließenden Licht Einzelheiten herauszuheben. Aber das macht nichts. Wer sieht in Eleusis schon klare Konturen? Der innere Blick weist den Weg.



Und plötzlich Helligkeit, fast brutal das Rechteck, die Öffnung. Hier ist kein Durchgang möglich. Geh weiter.

Bögen wie von unterirdischer Kanalisation, ich meine, Wasser glucksen zu hören. Etwas schmerzt in mir.

Schließlich das Bild: Menschen wie Schattenrisse stehen in einer Öffnung. Staunend auch sie. Ich gehe ihnen nach.

Wenn du den ganzen „Einweihungsweg“ sehen willst: es gibt ein Video von der Ausstellung. Du findest es, wenn du eingibst „Diochante, instalation, Eleusinian mysteries, Διοχάντη, Ελευσίνα 2010“ bei Youtube. Dort findest du auch den Weg begleitende Texte auf Englisch.
Die Künstlerin Diohandi, mit internationaler Präsenz (u.a. repräsentierte sie Griechenland auf der 54. Bienale 2011 in Venedig), wurde 1945 in Athen geboren, wo sie auch lebt und arbeitet. Sie studierte Malerei an der Kunstakademie Rom sowie Architektur, Kostüm- und Graphik-Design in London und Rom.
Ich mag sowas, aber sowas llebt vom „Dabeisein“.
LG Erich
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Stimmt, Erich. Stimmt für alle Kunst, insbesondere auch für Musik, Kunst in der Reproduktion ist immer so ne Sache. Hat Walter Benjamin sehr eindringlich klar gemacht, Die „Aura“ geht flöten. Aber was kann man tun? Wir leben im „Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit“ von Kunst und haben leider fast das Gefühl für den Unterschied zwischen Original und Kopie verloren. Manche meinen ja auch, sie sehen einen Sonnenuntergang, wenn sie ein Foto davon anschauen….
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Du hast recht.
Aber:
Ich war gestern in einer Gemäldegalerie mit flämischen Meistern. Bis dato hatten mich diese keinen Deut interessiert.Eben nicht so mein Ding
Aber als als ich sie im Original sah, war ich doch sehr begeistert. Das vermochte bis jetzt keine Reproduktion.
LG Erich
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Genau so habe ich es mit Monet erlebt! Ich kannte nur diese Postkarten, hübsche Motive, nett. Als ich dann erstmals vor seinen großen Gemälden stand, war ich hin und weg: Ein Revolutionär, murmelte ich, unglaublich. Ein Gewimmel von Farbflecken, die sich, wenn man sich ein wenig entfernte oder die Augen zusammenkniff, zu Motiven fügten und in die hinein man aufgelöst wurde, wenn man nahe trat. …. So geht es mir mit vielen Malern, aber auch mit Skupturen – und natürlich mit Rauminstallationen….
Danke für deine Kommentare! Schönen Tag noch! Gerda
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Genau so!
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Ich habe mir den von Dir empfohlenen Film auf YouTube angesehen und bin sprachlos vor Begeisterung. Herzrasen, Beklemmung und das Gefühl in die dunkle Tiefe gerissen zu werden. Fantastisch! Ich wünschte, ich könnte es live sehen. Danke für Deinen tollen Bericht! LG und einen schönen Sonntag, Elsa
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