Heute beginne ich, euch die Geschichte Ios zu erzählen. Sie ist die Namensgeberin des Ionischen Meeres und der Ionischen Inseln. In meinem Roman „Schwanenwege“ hat sie mich beschäftigt. Ja, ja, ihr lest richtig, auch ich habe einen Roman geschrieben, aber nicht veröffentlicht.
Swantje, eine junge Frau aus Svaneby bei Eckernförde, hat es ins ägyptische Abu Kir (früher Kanobos) zu Mutter Io verschlagen.
Hier nun ein paar Ausschnitte aus Kapitel 4:

Io, Argos und Hermes (c) Gerda Kazakou
(…) Io stammt vom Inachos, den sie ihren Vater nennt. Der Inachos ist ein Fluss bei der griechischen Stadt Argos. Auf den Wiesen von Lerna weidet sie ihres Vaters Kühe. Wenn man ihr zuhört, kann man glauben, sie spreche vom Beginn aller Zeiten. Das ist, bevor die Hydra mit den vielen Köpfen das Land verwüstet und bevor Herakles kommt, sie ihr abzuschlagen.
In jenen Zeiten gibt es nur Vater Inachos und einen schönen ruhigen See. Halkyonisch ist der See, glatt und friedlich und abgrundtief. An seinen steilen Ufern nisten Halkyone, Eisvögel, die eigentlich verzauberte Liebende sind.

Vielleicht sind es diese Zaubervögel, die in Io die Liebes-Sehnsucht wecken? Jedenfalls beginnt sie zu träumen.
„Nächtige Traumgestalten schwebten still in meine Kammer herein und liebkosten mich mit leisen Worten, erzählt Io, die Alte. ‘O du glückseliges Mädchen’, flüsterten die Stimmen, ‚was bleibst du jetzt noch Jungfrau, da dich die höchste Brautschaft erwartet? Zeus erglüht in Liebe zu dir’.*
Io ist sehr jung und sehr allein. (…) Ihr Vater lässt sie durch einen Riesen mit hundert Augen bewachen. Argos den Allesseher nennt sie ihn**.
Da steht sie nun, den Strick um den Hals, und muht, grausam gequält durch den göttlichen Liebesruf.
Sie ist eine Kuh des Gottes geworden, der sich gern als Stier offenbart – wie eine andere Liebende, die Prinzessin Europa, zu spät begreift.
Io leidet. Doch eines Tages ist ihr Wächter tot. Man munkelt, es sei der Gott Hermes gewesen, der ihn mit seiner Musik betörte und seine hundert Augen mit seinem Traumstab blendete, bevor er ihn erschlug.
Io kann fliehen ( …)
* Aischylos, Der gefesselte Prometheus
** Daher die Redensart “ jemanden mit Argusaugen bewachen“
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Über gkazakou
Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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Die Argusaugen ist mir seit Jahr und Tag ein Begriff und nie wußte ich, woher, liebe Gerda
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