Heute Nacht wollte der Schlaf nicht kommen. Ich dachte an die Nacht vor 80 Jahren, als die Panzerkolonnen über die polnische Grenze rollten und es aus den Volksempfängern triumphierend dröhnte: „Ab heute wird zurückgeschossen“. Die Schlächterei, die fast sechs Jahre währte und 2. Weltkrieg genannt wurde, hatte begonnen. Es war ein schöner blauer erster September, grad so wie heute.
Was ist das beste Rezept gegen Grübeln? Zeichnen. Und so zeichnete ich: Gläser, Hände, auch ein Buch, eine Pflaume. Das Lampenlicht warf starke Schatten. Ich fotografierte die Zeichnungen gleich vor Ort, unter demselben Licht. Heute bearbeitete ich sie.
Auf der ersten Zeichnung halte ich eine große runde dunkelblaue Pflaume zwischen den Fingern. Ich werde sie gleich anschließend verzehren.
Dann legte ich meine Hand auf ein dickes aufgeschlagenes Buch und zeichnete beides.
Bearbeitet sieht es dann zum Beispiel so aus:
Ich probierte es auch mit dem dicken blauen Filzstift, fotografierte anschließend beide Seiten des dünnen Zeichenpapiers.
- durchgeschlagene Zeichnung
- Vorderseite, Filzstiftzeichnung
- bearbeitet
- bearbeitet
Auf der nächsten Zeichnung greife ich nach meinem Weinglas.
Dann nur noch Gläser. Ich versuchte in verschiedenen Anläufen, die Formen, Überschneidungen, Spiegelungen und Schatten zu sehen und wiederzugeben. Die beiden ersten Zeichnungen sind mit Kugelschreiber, auf der dritten präzisiere ich die Umrisse mit Bleistift, und auf der vierten benutze ich außerdem den dicken blauen Filzstift.
Natürlich gibt es auch hiervon allerlei Varianten, die ich euch erspare.
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Hände zu zeichnen ist verdammt schwer und deine Hände sind gut – im Zeichnen und gezeichnet!
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Danke, Piri. die eigene Hand zu zeichnen ist tatsächlich extra-schwierig, wegen der perspektivischen Verzerrung (dasselbe gilt für die Füße).
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Immer wieder faszinierend, wie du mit allen „Werkzeugen“ so wunderbare Bilder fertigen kannst! Meine Hochachtung für dieses Talent, woran ich selbst trotz mehrerer Versuche und Kurse scheiterte!
Liebe Grüße von Hanne
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Schade, dass du dich als „gescheitert“ ansiehst. liebe Hanne. Ich habe tatsächlich kein besonderes Talent im Zeichnen, am besten ausgebildet sind vielleicht mein Auge, mein Sinn für Harmonie und meine Urteilskraft. Alles andere ist eine Sache der Übung. Aber wie auch immer: danke für deine Worte!
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Sehe nicht mich als gescheitert an, sondern nur meinen Versuch wirklich gut zu malen. So wie auch meine Schwester und ein Bruder von mir es in sich hat, proportional und technisch fadt perfekt. Beide malen auch fantastische, teils wunderschöne Bilder und mein Talent liegt mehr beim Töpfern schöner und kreativer Dinge, was die beiden nicht so gut können bzw ihnen nicht liegt. So hat jeder seine Talente und auch Neigungen sich künstlerisch und kreativ zu betätigen und alles muss man auch nicht können, denke ich und erfreue mich an den schönen Bildern talentierter Künstler, genau wie auch umgekehrt. 😉
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Danke für die Beitrag.
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Nichts zu danken, Xeniana! Ich danke dir fürs Schauen.
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Schwierige Gedanken umgelenkt in “ schwierige“ Hände, aber die scheren Gedanken fließen weg,
die Linien fließen , ein ausbalanciertes Ergebnis, Hände geben, Hände nehmen, grobe Hände, feingliedrige Hände, kleine Hände, schmale Hände, grobe,…ein packendes Thema…..deine Hände,
so schön gezeichnet,
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Danke, Afrikafrau. Ja, Hände haben viel zu tun, zu teilen und mitzuteilen. es sind wunderbare Instrumente.
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Da hätten wir uns ja zusammen tun können, auch ich könnte nicht schlafen und ich habe gearbeitet. Schön, deine Ergebnisse. Nachdem du deine Füße gezeigt hast, hast du nun sehr eindrücklich das andere Ende gezeigt. Sehr lebendig. Marie
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Vielleicht kommt der Tag, die Nacht, wo wir tatsächlich zusammen sitzen und still vor uns hinkreieren, liebe Marie….
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Da bin ich mir fast sicher.
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Gelungen, finde ich, und sehr ansprechend, Liebe Grüße
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Herzlichen Dank, Jürgen!
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Die Hand mit dem Weinglas „entfliesst“.
Schöne Stücke, man wird erinnert, daß Hand und Fuß essentiell sind.
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Ja, wahrhaftig essentiell! Zu wenig vielleicht beachtet und geehrt . du als Keramiker tust es allerdings.
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Wunderbar, diese Hände, und so gekonnt gezeichnet. Hier liebe ich sogar die Bearbeitung der Hand auf dem Buch.
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Herzlichen Dank, Hella! Ich freu mich. Manchmal geben die Bearbeitungen eine Nuance dazu. Vergleichen muss man ja nicht.
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Ja. Alles rund, nur das Grübeln sein lassen. Wie geschehen, wobei mir die Erstzeichnungen stets am besten gefallen! (Auch über mich kam eine große Müdigkeit, dem Genüge getan mit Schlafen, danach lesen.Ich wünsche dir gute Zeiten, liebe Gerda)
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So hattest du sie auch, diese große Müdigkeit? Sie kam vorgestern über mich wie eine Welle. Es war aber keine Müdigkeit, die durch Schlaf zu beheben war. Heute bin ich wieder im Normalrhythmus. Vielleicht war es die Auswirkung des Schwarzmondes. Heute abend freue ich mich auf die junge Mondsichel, die mich immer optimistisch stimmt. Auch dir, Sonja, und uns allen gute Zeiten!
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Mir gefällt der 8. Mai auch lieber. Die Schlächterei vorbei und der Sommer vor der Türe.
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Mir gefällt der 8. Mai auch besser. Ist nicht nur Tag der Befreiung vom Faschismus, sondern auch Ulli Gaus und mein Geburtstag 🙂
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Das ist ja ein schöner Zufall. Glückskind sozusagen. 😊
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Ja, wir beide, ich drei Jahre vor Kriegsende, Ulli etliche Jahre danach.. Das stellten wir fest, als wir uns bereits angefreundet hatten. Als Kind war ich sauer, dass der Tag in der DDR, aber nicht bei uns ein Feiertag war. 😉
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Das muss eine lange Schlaflosigkeit gewesen sein, wenn du so viel zeichnen konntest. Wunderbar ist deine Hand gelungen, so lebendig; ich denke beim Betrachten der Bilder, dass sie sich wohl gleich bewegen wird.
Ganz beeindruckt bin ich von der Wirkung der ersten Bearbeitung der Hand auf dem Buch: sie wirkt so viel plastischer als die Originalzeichnung (die ja schon so lebendig wirkt!) und ich habe keine Ahnung, woher das kommt.
Auch deine Gläserstudien mag ich sehr.
Ich hoffe sehr, dass sich mit dem vergangenen Neumond auch deine Schlaflosigkeit verzogen hat, liebe Gerda.
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Die Schlaflosigkeit war wohl ansteckend. Ich hab meinen Schrank aufgeräumt letzte Nacht. Deine Zeichnungen gefallen mir wieder sehr. Die bearbeiteten Hände, besonders die am Buch, rot eingefärbt, finde ich sehr kräftig und lebendig. Trotz der trüben Gedanken findet sich hier viel Leben! Weitere Varianten ersparen? Wohl eher vorenthalten 🙂
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Liebe Gerda, was für eine Vielfalt an Zeichnungen gelang Dir in dieser Nacht. Zeichnen gegen die Gedanken an das was war und was wir nie mehr erleben wollen.
Deine Hand mit der Pflaume, die erste Bearbeitung, die linke, sieht aus, als wäre es eine leicht und zurückhaltend colorierte Bleistiftzeichnung und sie ist wunderschön.
Dann, Deine Hände, Rückseite, durchgeschlagene Zeichnung und rechts davon die Vorderseite, wie gut sind sie gelungen und nun sieht es aus, als hättest Du Deine beiden Hände gezeichnet und ich mag die Rüclseite noch mehr als die Vorderseite 🙂
Eine schlaflose, aber sehr kreative Nacht, liebe Gerda! Wundervoll, was Du da alles vollbracht hat.
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