
Blick auf die Meerenge von Salamis (c) Gerda Kazakou
Perama. Am westlichsten Zipfel von Attika, dort, wo sich das Festland in eine Inselwelt auflöst, stand ich gestern. In der Ferne, auf dem Foto erkennbar als weißer Punkt, tauchte ein Schiff auf. Es durchquerte gerade die Meerenge, in der vor 2495 Jahren eine berühmte Seeschlacht stattfand. Ich schaute über meine rechte Schulter zurück: Ja, auf dem Berg da oben hatte der persische Kaiser Xerxes gesessen, um sich am Sieg seiner großartigen Flotte über diese jämmerlich unterlegenen Trieren der Griechen zu laben. Die Rache für die Niederlage seines Vaters bei Marathon – sie würde süß schmecken. Athen war schon besetzt und verwüstet. Die persische Herrschaft über das Land der Griechen und des gesamten Mittelmeers schien unausweichlich.
Es kam anders. Die Schiffe der Perser, zu groß und sich gegenseitig behindernd, wurden in der Meerenge von Salamis von den wendigen Griechenschiffen versenkt. Die attische Demokratie siegte über die asiatische Despotie. Das Abendland erhielt eine lange Atempause, in der es sich entwickeln konnte.
Perama wurde in der Neuzeit von Griechen besiedelt, die ein anderer Sturm entwurzelt hatte: die „Kleinasiatische Katastrophe“ von 1923. Sie waren Städter gewesen und wurden Werftarbeiter. Der Ort entwickelte sich, die politisch linke Kulturmischung aus Industriearbeitermilieu, Rembetika-Musik- und einfachen Fischlokalen zog auch Athener Bürger an.
Heute? Der Verfall ist unübersehbar. 60% der Bevölkerung ist arbeitslos. Die wenigen verbliebenen Reparaturwerften müssen mit Billiglohnländern konkurrieren, die Zahl der Arbeitsunfälle ist hoch. Ein kleiner Yachthafen spiegelt Wohlstand vor, und die Fähre nach Salamis sorgt für Betrieb.
Im attischen Licht ist alles schön, auch der Verfall, von dem ein besonderer Zauber ausgeht, wenn man ihn nicht am eigenen Leib erleiden muss
wie wahr, Gerda: auch der Verfall, von dem ein besonderer Zauber ausgeht, wenn man ihn nicht am eigenen Leib erleiden muss
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Das Licht ist wunderschön, trotzdem bleibt Rost Rost und Verfall Verfall …
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danke dir für die einblicke in unbekanntes.
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danke, gern!
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Sehr anregend, mit Dir spazieren zu gehen, zurück in die Geschichte und ins verfallende Gegenwärtige, das im attischen Licht doch reizvoller erscheint als eine glatt sanierte städtische Fassade bei uns. Hella
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