Dies ist mein zweiter Beitrag zu dem obigen Bild aus Myriades Impulswerkstatt.
Der Impuls der afrikanischen werdenden Mutter lässt mich nicht los. Ich habe von Zeit zu Zeit Zeichnungen von afrikanischen „Mutter“-Skulpturen angefertigt, so die „kleine graue Mutter“ und „Mutter und Kind“. Diese und andere Skulpturen brachte mein Mann von einer Afrikareise mit. Die Namen der Künstler sind mir nicht bekannt, aber es handelt sich nicht um massenhaft hergestellte Andenken, sondern um echte Kunstwerke.
Da es sich bei diesem Impuls um ein Kunstwerk handelt, möchte ich mit meinen Arbeiten zum Thema antworten.
Die „kleine graue Mutter“ – Bleistiftzeichnung.

Kleine graue Mutter
„Mutter und Kind“, Kohlezeichnung

Mutter und Kind
Die zweite Skulptur habe ich auch schon einmal in einer Foto-Collage der Impulswerkstatt unter dem Titel „Ertrunkene“ gezeigt.
Auch in meinem „Welttheater“ kommt eine solche Mutter vor: der noch kindliche Hawi erinnert sich an sein friedliches Dorf, wo einer dem anderen half:
Doch dann sind Männer angekommen
die haben uns das Land genommen.
Das Feuer kam, es brannte loh!
und niemand in dem Dorf war froh.
Sie haben unser Haus verbrannt
und alle sind schnell weggerannt.
Ich musste durch das Feuer rennen
und mich von meiner Mutter trennen.
Weiß nicht, was mit ihr noch geschah.
ich war ja später nicht mehr da.
Mama Afrika heißt einer meiner frühesten Einträge hier auf dem Blog, eine Legearbeit von 2015. Damals schrieb ich:
„Mama Afrika, du unser aller Mama. In deinem Katunkleid mit dem bunten Tuch ums Haar, und dem uralten gegerbten Gesicht.
Von dir kommen wir ja alle her, du hast uns geboren.
Immer noch schickst du deine Kinder über das Meer nach Europa und fragst nicht, ob wir dich lieben. Ob wir deine Kinder lieben. Manchmal kommen wir, mit weißer oder geröteter Haut jetzt, gealtert, müde und anspruchsvoll, zu dir herüber. Kommen wir, um dich zu ehren? Oder um deiner großen Natur willen? Dein Boden bringt ja alles hervor, und doch hungern deine Kinder. Die Geschäftemacher finden zu dir, um den Boden nach Diamanten zu durchpflügen oder nach Gold. Mit dem Geschmeide, aus deinen Eingeweiden gewonnen, schmücken wir unsere weißen Brüste. Deine Tochter aber sitzt in der Hütte, sie macht das Feuer wie eh und je, und dein kleiner Sohn mit dem abgeschossenen Fuß träumt von einer Hütte, in der Frieden herrscht.“
Immer sehe ich sie im Geist vor mir, die afrikanischen Mütter, die sich ihre kleinen Kinder auf den Rücken binden und auf den Feldern und Märkten mit sich herumtragen, mühsam sie heranziehen, Stolz ihres Herzens, um sie dann in einer der schrecklichen Katastrophen zu verlieren, die den „schwarzen Kontinent“ heimsuchen.
Gestern las ich anlässlich eines Kommentars zum Welttheater nach, wie es mit dem Verkauf von Kleinwaffen nach Afrika steht. Unter dem Titel „Kleinwaffen in Afrika“ nennt das deutsche Bundesministerium für Verteidigung sie
Die wahren Massenvernichtungswaffen
„Kein Waffensystem ist so tödlich wie das der Kleinwaffen. Bis zu 100.000 Menschen weltweit fallen ihnen jedes Jahr zum Opfer. Auch in Afrika gefährden sie als Treiber für Konflikte die Stabilität des ganzen Kontinents.“
So ist das.
Gleichzeitig aber, lese ich bei „Terre des hommes“, ist „Deutschland einer der größten Hersteller und Exporteure von Kleinwaffen. Zu den Herstellern gehören Heckler & Koch, Rheinmetall, Diehl, Walther und Sig Sauer. Allein das G3-Sturmgewehr von Heckler & Koch ist mit zehn Millionen Exemplaren in mindestens 80 Ländern der Welt im Umlauf.“ (https://www.tdh.de/index/). Wie reimt sich das zusammen?
Terre des hommes verlinkt auch einen Bericht, was dieser Kleinwaffenexport insbesondere für Kinder bedeutet. https://www.tdh.de/fileadmin/user_upload/inhalte/04_Was_wir_tun/Themen/Weitere_Themen/Kleinwaffen/Kleinwaffen_in_kleinen_Haenden_Brot_fuer_die_Welt_terre_des_hommes_Bits_FFINAL_12Juli21.pdf
So ist das also. Wir, die großen Friedensbringer und Werteverteidiger, wissen zwar, was die bei uns produzierten Waffen anrichten, aber ist das ein Grund, das lukrative Geschäft einzustellen?
Heute habe ich die zweite Skulptur noch einmal, diesmal mit Tintenstift, gezeichnet. Die frühere Kohlezeichnung bringt das Skulpturale weit besser heraus. Vielleicht sollte ich doch mal wieder die Kohle in die Hand nehmen.
Deine ersten beiden Bleistiftzeichnungen sind wunderbar!
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Jede produzierte Waffe ist ein Todesbringer.
Wie schön wäre die Welt ohne all die Waffenhersteller!
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An diese eindrucksvolle Skulptur bzw an deine Zeichnung davon erinnere ich mich gut, auch an den eindrucksvollen Text „Mama Afrika“. Vieles habe ich schon von dir gesehen und gelesen, das mir sehr gut gefallen hat. Ich gebe dir recht, dass die Kohle, die gezeichnete Skulptur viel plastischer zur Geltung bringt als der Tintenstift.
Ich lese gerade Literatur von diversen afrikanischen Autoren und Autorinnen und parallel dazu Anthropologie von den Ursprüngen der Menschheit, die ebenfalls in Afrika liegen. Es ergibt ein sehr großes Puzzle mit vielen Steinen, die auf den ersten Blick nicht unbedingt zusammen passen, aber je mehr Steine an den diversen Ecken und Enden auftauchen umso stimmiger wird das Bild. Ich danke dir für einen weiteren Stein, der so liegt, dass es eine Menge anderer zusammenbringt. Afrikanische Frauen ist ein Thema, an das man analytisch und/oder emotional herangehen kann. Beide Wege bringen Erkenntnis. Ich danke dir für den Beitrag!
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Danke, Myriade.
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Mama Afrika, eine ganz besondere Frau. Ich liebe sie auch und weiss nicht warum.
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Danke, Johanna. Ich freu mich.
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Dann sind wir hier schon drei (Elsbeth bekennt sich auch dazu) 🙂
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Bewegend deine Auseiandersetzungen mit diesem Thema..Vor allem die Zeichnungen sprechen mich SEHR an !!! Bei dem Bild von Myriade fiel mir der autobiografische Roman von Daili Amadou Amal, aus Kamerun- “ Die ungeduldigen Frauen“ wieder ein. Absolut lesenswert. Ein authentischer Blick einer `Mama Africa`. Nicht über sie. Von ihr. Das Wachwerden und Aufbegehren – gegen „Munjal“ das den Frauen auferlegte „Immer-Geduld haben“, sich unterzuordnen. Auch wurde mir deutlich, dass nicht nur der brutale Kolonialismus, die gleichfalls brutalen Zwänge durch Christentum und Islam Mama Africa unterjocht haben, sondern auch eigene, uralte Stammesgesetze, Anschauungen, Riten. Im Deutschunterricht für Flüchtlinge hatte ich schon sehr ähnliche Lebenserfahrungen erzählt bekommen, von Frauen, z.B. aus Somalia. Und dennoch— jedes Mal war ich wieder fast physisch betroffen über das WIE des Hereinschreitens dieser jungen Frauen zum Unterricht in unsere primitiven Garage. Was für eine Kraft, Würde, Schönheit !!! Junge Frauen, die allein geflohen waren ( mit allem was dazugehört).
Den Satz von Johanna verstehe ich so gut ! sogar sehr !! .
Herzlich ! Elsbeth
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Wieder so ein wunderbar reicher Kommentar, Elsbeth, danke von Herzen. Johannas Satz ist auch meiner.
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„Mutter und Kind“ ist gut.
G.
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🙂
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