Endlich hatte ich Gelegenheit, das Goulandri Museum für Moderne Kunst zu besuchen.
Es ist eine fantastische private Sammlung, die nach 30jährigem Clinch mit der Öffentlichen Hand und der Stadt Athen ein Zuhause gefunden hat. Die Lage ist nicht so exquisit wie die angestrebte, und der Entwurf des Star-Architekten Pei konnte daher nicht realisiert werden, doch ist die gefundene Lösung durchaus gelungen. Das Ehepaar Vasilis und Elise Goulandris verstarb drüber, die Erben stritten sich – aber Ende gut, alles gut. Eine reich bebilderte Einführung auf deutsch findest du hier.
Ich werde mich hüten, hier nun einen Bericht über den heutigen Besuch zu verfassen. Doch denke ich, die Rubrik „Kunst am Sonntag“ wiederzubeleben und jeden Sonntag etwas aus der Sammlung (oder aus anderen Ausstellungen) zum Gucken anzubieten.
Womit soll ich nur beginnen? Spaß soll es machen, eine Lustbarkeit soll es sein. Warum also nicht mit einem Krokodil beginnen, zumal der „Krokodilgott“ ja gerade bei mir dran war?
Dieses freundliche erleuchtete Wesen ist, du ahnst es bereits, von Niki de Saint-Phalle. Und das Gefährt mit der drallen Lenkerin, das womöglich demnächst stark nachgefragt wird (man sagt Europa ja bereits kubanische Verhältnisse vorher), ist natürlich von ihrem Lebensgefährten, dem großen Bastler Jean Tinguely.
Der schwarze Mann mit Hut und farbenfrohem Dress könnte gut als Gegenstück zur „Näherin“ in Myriades Impulswerkstatt dienen, die mich zum gestrigen Beitrag „Afrikanische Mütter“ anregte.
Der Mann liest in einem Journal (den Text konnte ich nicht entziffern). Was aber steht auf der großen Tafel hinter ihm? Es sind Zeilen des „Dichterfürsten“ Odysseas Elytis – einem der beiden griechischen Nobelpreisträger für Literatur (der andere ist Giorgos Seferis), siehe zB hier.
Die Zacken des Sterns sind mit Worten für die Elemente bezeichnet: oben Φωτιά (Feuer), rechts Ξηρασιά Γη κρύο (Trockenheit, Erde, kalt), unten Νερό (Wasser), links Ζέστη ΑΕΡΑΣ υγρασία (Wärme, Wind-Luft, Feuchtigkeit). Dies knüpft nun wieder an meine letzte Szene (Feuer) im Welttheater an.
Der Text gibt vermutlich Zeilen aus ΑΥΤΟΣ Ο ΚΟΣΜΟΣ, Ο ΜΙΚΡΟΣ, Ο ΜΕΓΑΣ (Diese Welt, die kleine, die gewaltig große) aus dem Άξιον Εστί von Odysseas Elytis wieder. „Große Welt – kleine Welt“: die versuche ich im Welttheater spielerisch zusammenzubringen.
Und so fühle ich mich (in gebührender Bescheidenheit) all diesen Werken höchst aktuell verbunden.
„Kunst am Sonntag“: eine tolle Idee. Und die Krokodilin finde ich ausgesprochen attraktiv 😁
Abendgrüße 🌌🍵🍪
LikeGefällt 1 Person
Danke für die Bestärkung, Christiane!
LikeGefällt 1 Person
Für Dich, so ahne ich aus Deinen Zeilen, „höchst aktuell“, und so begreife ich Deine Freude. Ich bleibe gespannt…
LikeLike
Schöne Fotos…ich hätte an dieser Ausstellung auch Freude gehabt.
LikeLike
Da bin ich sicher. Es ist zum Wiederholen.
LikeGefällt 1 Person
Es muß eine wundervolle Ausstellung sein, liebe Gerda, die ich gerne besucht hätte.
Die Namen Niki de Saint-Phalle und Jean Tinguely sind mir ja schon mal wohlbekannt
LikeLike
Warst sicher in Basel im Tinguely-Museum? Ulli brachte mich mal dahin….
LikeLike
Ich war öfter dort und fand dort auch die Courage, mit meinen Collagen weiterzumachen, liebe Gerda
LikeLike
Schön. Besuche bei anderen Künstlern helfen auch mir, den Mut nicht fallen zu lassen.
LikeGefällt 1 Person
Toll!
LikeLike
🙂
LikeLike