Dora hat noch ein paar Kata-Strophen für Christianes abc-Etüden. gedichtet. Ich habe das Drum und Dran hinzugefügt. Viel Spaß!

Wie ich heute so wandere und hinaufschaue zum Schneegebirge – vor mir die blühende Landschaft -, kommt mir der Osterspaziergang in den Sinn. Du weißt schon: Dr. Faustus und sein Famulus spazieren vor die Tore der Stadt und erfreuen sich am Anblick des Menschengewimmels. Ich hole tief Luft und deklamiere laut die berühmten Verse:
Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick,
Im Tale grünet Hoffnungsglück;
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
Zog sich in rauhe Berge zurück.
Dann aber hapert es. Wie geht es nur weiter? Ach ja:
Überall regt sich Bildung und Streben,
Alles will sich mit Farben beleben.
Eine Doppelzeile fällt mir noch ein
Aus dem hohlen finstern Tor
Dringt ein buntes Gewimmel hervor.
Dann ist es aus. Ich stottere und seufze. Dora bemerkt mein Grübeln. „Ich weiß, wie’s weitergeht!“ kräht sie vergnügt und beginnt nun ihrerseits zu deklamieren:
Was blüht da nicht alles in weiß und in blau
Auch Gelbes ist da, und Rotes, ja schau!
Das sind keine Blumen? Das ist nur Klimbim?
Na wenn schon, ich finde das gar nicht so schlimm.
*
Die Leute brauchen jetzt Farbe und Licht
Denn allzu lange hatten sie΄s nicht.
Sie strömen hinaus in die Berge, ans Meer
Ein jeder ist heiter, das gönn ich ihm sehr.
*
Ob Kleidchen, ob Hose und Hemd oder Jacke
Es rötet, es blaut und es glänzet vom Lacke
Der Schuh und das Haar, der Rock und der Hut
Wer jung ist, dem steht es auf jeden Fall gut.
*
Und bist du schon älter, dein Haar ist arg dünn
So glaub mir, kein Mensch weist drum auf dich hin.
Nur den Zylinder, den lass man zu Haus
Sonst nimmt ihn ein Wind und die Geschichte ist aus.
Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein


Du und Dora, ein gutes Gespann😊
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„rauh“ heißt es also – richtig – bei Goethe. Darin spürt man/frau/mensch doch die frische, reine, manchmal rauhe Luft bzw. Wind+Kälte.
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Ich freue mich auf Farben und Licht, da habt ihr auf jeden Fall recht, mir fehlt das. Ich hoffe jedenfalls, dass mit Farbe und Licht auch wieder ein bisschen berechtigte Zuversicht einziehen wird.
Danke für die Etüde. Schön, deine Bilder dazu! 👍
Abendgrüße 😏✨🍷🍪👍
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Was für eine Wonne. Ich musste an das Türmer-Lied von Goethe denken.
„Zum Sehen geboren,
Zum Schauen bestellt,
Dem Turme geschworen
Gefällt mir die Welt.
Ich blick in die Ferne,
Ich seh in der Näh,
Den Mond und die Sterne,
Den Wald und das Reh.“
Schön, die gute Laune, die ihr verbreitet. Viele Grüße.
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Danke, Alexander, auch und besonders fürs Türmer-Lied, das ich sehr liebe.
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😃
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Himmlisch, der Osterspaziergang samt Doras Zeilen und dann Dein Legebild mit den Frühlingsfarben, einfach frühlingsschön und so bunt, wie es jetzt sein sollte. Hier blühen schon die meisten Bäume. Es ist nicht zu fassen.
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Hier blüht auch alles, aber es ist bitterkalt. Der Herr Winter mag sich gar nicht verziehen.
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Pingback: Schreibeinladung für die Textwochen 12.13.22 | Wortspende von Ich lache mich gesund | Irgendwas ist immer
Nicht vergessen, dass Frühling ist. Mir gefallen deine Gedichte, besonders auch mit diesen wunderbaren Illustrationen. Danke dafür
Alice
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Danke, Alice! Der Zylinder machts! 🙂
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Ein Zylinder ist immer gut 🙂
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