Heute war ich erneut bei der großen Umsteigestation „Omonoia“ im Zentrum von Athen verabredet, um meinem Roma-Schützling Christina eine professionelle Haarschneidemaschine zu kaufen. Sie hat am Wochende eine Hochzeitsgesellschaft – drei Knaben und zwei junge Frauen wird sie frisieren, erzählte sie. Sie ist jetzt 20, hat nach dem Schulabschluss eine Ausbildung als Frisöse gemacht, hat wie ihre ganze Familie die griechische Staatsangehörigkeit erworben, arbeitet zwei Mal wöchentlich in einem Salon und sonst privat. Als ich sie kennenlernte, war sie vier. Ihr Bruder Jannis, gelernter Elektroniker (den Wehrdienst hat er auch schon absolviert) war zwei. Und der jüngste, Kostas, der kürzlich den Abschluss an der Berufsoberschule machte und Physiotherapeut werden möchte, war noch im Bauch der Mama, die aus Albanien herübergekommen war und die Familie durch Betteln durchzubringen versuchte.
Aber nicht vom Scherenkauf will ich erzählen, sondern vom großen Schattenbild „Die Schlange“, das Nikos Kessanlis (1930-2004) schuf. Es war, welche Freude! nach einer aufwändigen Restaurierung wieder an seinem Platz. Die mit Spezialfarbe bestrichenen Tücher, auf die die schattenhaften Figuren fotografiert wurden, hatten sich teilweise abgelöst. Entstanden ist das Bild zur gleichen Zeit wie die „Fußballer“ von Pavlos, im Jahre 2000.
Ich habe schon gelegentlich ein wenig über Nikos Kessanlis geschrieben und ein paar seiner Werke gezeigt: hier und hier. Ich liebe seine Schattenwelt hinter Schleiern sehr.
Heute fotografierte ich das gesamte Bild auf zweierlei Weise. Das eine Mal stand ich und bewegte das iphone mit Panorama-Einstellung langsam über das Bild, wie ich es gewöhnlich bei Panorama-Aufnahmen mache. Doch fand ich, dass die Ränder zu kleinformatig wurden.
Daher probierte ich, wie es ist, wenn ich am Bild entlang gehe und das iphone, wieder mit Panorama-Einstellung, einigermaßen stabil halte. Und ich muss sagen, dass ich mit dem Ergebnis meines Experiments recht zufrieden bin.
Man kann die Bilder anklicken, dann sieht man sie größer.
Ein paar einzelne Abschnitte habe ich auch noch fotografiert.





Das ist eine sehr spannende Arbeit von Kessanlis, sie spricht mich noch mehr als die Fussballer an, obwohl mir die Technik schon dort sehr gefiel. Ein bisschen mulmig wird mir beim Betrachten des Abschnitts mit den zwei Kindern und der seitlichen Männersilhouette, es wirkt auf mich, als ob die Kinder durch die „Scheibe“ wollten, auch wenn es ja in dem Sinne keine gibt, aber die Wirkung ist da.
Vieles mehr fällt mir zu den Bildern ein, aber ich lasse es mal dabei.
Danke fürs Teilen, ich finde das Ganze äusserst inspirierend!
Herzliche Grüsse
Ulli
und hoffentlich nun wieder normal und nicht im Spamordner
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NORMAL! Und DANKE!
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Normal klingt gut 🙂 Danke, natürlich auch 😉
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Nikos Kessanlis hatte da eine sehr wirkmächtige Idee!
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Schon sehr beeindruckend was du aufgenommen hast auf unterschiedliche Arten und Weisen.
Dankeschön für’s Zeigen und Präsentieren…
Liebe Abendgrüße vom Lu
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das freut mich, Lu! Schönen Abend noch!
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🎵🎶🎵🎶🎵🐦
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Ich denke dabei sofort an William Kentridge, vielleicht sieht das Jürgen, der auch so ein großer Kentridge Fan ist ebenso?
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hab leider nie was von ihm gesehen, nur im Netz.
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Es ist unglaublich, wenn man in einem Raum sitzt, wo seine Prozessionen begleitet von Musik an dem Betrachter vorüberziehen.
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Pingback: Montags ist Fototermin: Nikos Kessanlis « Schlange », Metrostation Omonoia (2 x Panorama) — GERDA KAZAKOU – DENIS LEVIEUX PHOTOGRAPHE INFOGRAPHISTE
Diese Arbeit von Kessanlis beeindruckt mich sehr, ich empfinde deine Einzelaufnahmen allerdings als beängstigend, als wollten die abgebildeten Personen irgendwo heraus, als riefen sie um Hilfe.
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Ja, so wirkt es. Ein wenig Platon: wir sind gefangen in der Welt der Schatten und suchen einen Weg hinaus ins wahre Licht. Passt gut in die Unterwelt der Metro. 😉
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Ja, und die Arbeit könnte nirgendwo besser passen als an der Station Ormonia. So beengend, Menschen nur als Schatten, gefangen und dennoch wirkt es poetisch. Danke für diese Aufnahmen!
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Gestern fand ich die Omoniastation gar nicht mehr bedrückend…. Gute Kunst verändert den Raum.
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Das muss ich mir wirklich gleich anschauen!
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Erst heute morgen habe ich mich mit einer jungen Frau lange unterhalten, die mir erzählte, daß sie aus dem Kosovo kommt und als ich nach ihrer Muttersprache fragte, erklärte sie mir, daß es auch Albaniens Sprache ist. Daran hatte ich gar nicht gedacht und ich hätte gerne noch länber mit ihr gesprochen, aber sie mußte zum nächsten Patieten und auch dort die Zahnsteinentfernung machen. Sie kam erst mit 13 Jahren hierher, ich schätze sie jetzt auf ca. 22 und ihre deutsche Aussprache ist heute perfekt…
Aber davon wollte ich auch nicht reden, sondern diese wunderbaren Bilder bewundern,
die Nikos Kessanlis geschaffen hat und die Du uns zeigst. Ich bin auch Deinen eigenen Links gefolgt. Seine Schatten wirken im großen gesamten Werk imponierend und kunstvoll und in den Ausschnitten zeigt sich ihre Präsenz, ihre intensive Gebärden- und Körpersprache und vor allem das mitterle kleine Foto, das Du gemacht hast, ruft mich unhörbar zur Hilfe, um die Scheibe zu verschieben, damit sie frei wären von Vorhängen, Glasscheiben und diesem Einspertsein, in das sie ihr Meister geschaffen hatte…
Ja, so empfand ich es, liebe Gerda, und vermutlich wollte er genau das hiermit erreichen.
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I don’t blame you for trying the photo anther way – it is such a great piece, I love it, and I too would have wanted to see the whole thing as well as possible. He has really done something special with shadows. Thank you!
Ich beschuldige Sie nicht, dass Sie das Foto auf eine andere Art ausprobiert haben – es ist so ein großartiges Stück, ich liebe es, und auch ich hätte das Ganze so gut wie möglich sehen wollen. Er hat wirklich etwas Besonderes mit Schatten gemacht. Vielen Dank!
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Thank you, dear Lynn. Nikos Kessanlis was a great artist and a very good teacher as well, not only in this.
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Thank you for introducing him – I didn’t know about him, and after seeing what you posted and googling him it’s obvious that he was quite a dynamic, interesting artist. It looks like he was tremendously important for modern art in Greece.
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Thank you, dear Lynn. es, you are right, he was one of the most importent renewers of art in Greece. There are others, of course, as well. If you are interested, have a look https://gerdakazakou.com/2015/11/29/griechische-kunst-am-sonntag-yannis-moralis/ and https://gerdakazakou.com/2017/02/17/griechische-kunst-yannis-kounellis-und-dimitris-mytaras/
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