Dokumenta 14: Was ich in der Hochschule für Bildende Künste (ΑΣΚΤ) in Athen sah (Einleitung)

Wie schon im Falle des Museums für Zeitgenössische Kunst (EMST), so auch hier: bevor ich mich irgendwo niederlassen und der Kunst widmen kann, muss ich erst mal das Ambiente auf mich wirken lassen. Die Hochschule für Bildende Künste (ASKT) befindet sich, ganz ähnlich wie das EMST,  in einer ehemaligen Fabrik (in diesem Fall ist es eine Textilfabrik aus den 50er Jahren) an einer sehr stark befahrenen Straße (Peiraios). Der Besucher, der im Rahmen der Documenta auch diesen Ort aufsucht – es ist einer der Hauptveranstaltungsorte – erwartet vielleicht eine gewisse kreative Unruhe, ein Kommen und Gehen von Kunstbeflissenen. Vielleicht erwartet er auch Informationen über laufende Projekte, Kontakte, Wegbeschreibungen….
Doch weit gefehlt. Um sich hier zurechtzufinden, ist Kreativität gefragt.

Als eine deutsche Bekannte und ich nach langem Fußmarsch von der Metrostation durchs Tor gehen, zögern wir zuerst. Ist das die Akademie? Doch doch, natürlich! Nur dass das ehemals eindrucksvolle Gebäude neben dem Tor nun eine Ruine mit leeren Fensterhöhlen ist, hat uns irritiert. In der Mitte des weiträumigen Platzes ragt immer noch der bekannte Schornstein in den leicht vernebelten Athener Himmel. Rechts ein langgestrecktes Gebäude, revoniert: die ehemalige Bibliothek. Ein Zettelchen kündigt die Veranstaltung an, deretwegen wir gekommen sind:  Cecilia Vicuña – die Frau, deren tief rotes riesiges Werk aus Wolle mich im EMST so beeindruckt hatte (vergleiche hier) wird über die von ihr entwickelten Rituale sprechen.

Der geräumige Saal ist noch fast leer, wir bekommen von freundlichen Helfern Stühle und gehen in Warteposition  ….

Inzwischen schaue ich in die am Ende des Hofes liegenden Räume: eine Druckerei mit zusammengeschobenen Druckmaschinen, anscheinend außer Betrieb. Sie ziehen wohl um, genau wie die Bibliothek, die  grad umgezogen ist. Dann eine große Halle mit irgendwas. Vor einem eindrucksvollen Riesengraffiti sitzen ein paar Gestalten, ein dünner alter Mann mit Bart verkauft Krimskrams.

Ein weiteres sehr großes Graffiti, das wohl eine antike Statue beim Straßenkampf zeigt, komplettiert den Eingangsbereich. Nun betrete ich eine weitere riesige Halle – es ist der Ausstellungsraum „Nikos Kessanlis“, benannt nach dem langjährigen sehr aktiven Dekan und ausgezeichneten Künstler, über den ich schon einmal wenig berichtet habe (vergleiche hier)

In der zentralen U-Bahnstation Omonoia (und leider nicht in der ASKT)  kann man eines seiner Werke betrachten: Schatten hinter Tüchern. (das Foto habe ich einem Bericht in der Zeitung Avgi entnommen)

Aber da fängt dann schon die „Kunst“ an – und die hebe ich mir für morgen auf.

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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12 Antworten zu Dokumenta 14: Was ich in der Hochschule für Bildende Künste (ΑΣΚΤ) in Athen sah (Einleitung)

  1. kunstschaffende schreibt:

    Liebe Gerda,
    zeigst Du uns noch mehr Exponate, denn außer der 2 Graffiti war doch sicher noch mehr zu sehen?
    Oder meintest Du das mit Morgen, das Zeigen?😏
    Aufjedenfall ist es eine spannende Location!

    ❤liche Grüße Babsi

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  2. gkazakou schreibt:

    ja freilich, morgen zeige ich und erzähle ich. Wäre zu viel geworden heute.

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  3. versspielerin schreibt:

    beeindruckend!
    (…und da geht es mir ähnlich wie dir, auch ich muss immer erst das ambiente wirken lassen, manchmal ist das ja schon kunst für sich!)
    herzliche grüße nach athen!
    diana

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  4. Myriade schreibt:

    War sicher ein spannender Vortrag über Rituale. Ein bissl unsubtil finde ich das Grafiti mit den Pfadfinder/Soldaten/Jugendlichen aus den 30er Jahren, die das Geld durch die Gegend tragen ……

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  5. Ulli schreibt:

    Ich mag das Schattenbild sehr!

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  6. kopfundgestalt schreibt:

    „Schatten hinter Tüchern“
    eine an und für sich einfache Idee, aber wirkungsvoll.
    Ich hatte mal vor Jahren in einem Österreich-Urlaub an einem launigen Abend Ideen für Foto- Portraits skizziert, u.a. hinter einem Gazestoff oder in einem Scherben ect.
    Das Zufällige des Schattenwurfs gefällt hier natürlich.

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