Auf recht kleinem Block machte ich heute weiter, fotografierte die Zeichnung dann draußen bei bedecktem Himmel. (Das Kissen stammt übrigens aus Madaba, Jordanien, wo die berühmten Mosaiken der St. Georgs-Kirche als Stickereien nachgebildet werden).
Von links kommt der Wichtel in einem Zinntöpfchen angesaust, von rechts tuckert Pfeifenköpfchen heran. Eine durchsichtige Kristalleule macht sich im Zentrum Gedanken. Die beiden langen Burschen aus Afrika beschauen sich das Ganze von oben. (Wer mehr über die beiden Zwerge namens Axel Kinkelknut und Mme Pfeifenkopp wissen möchte, kann mal hier nachschauen)
Obgleich die Zinnkanne, das Boot und der schwarze Lampenfuß größenmäßig dominieren, haben sie nicht das Sagen. Anscheinend gibt es auch in der unbelebten Welt eine Hierarchie: was Augen hat, hat Vorrang. Wir trauen ihnen ohne weiteres Gedanken, Worte und Taten zu. Denn wir projizieren auf irgendwie menschen- oder tierähnliche Dinge leichter als auf solche, die augen-, mund- und ohrlos still und in sich geschlossen vor sich hinleben. Erst wenn das Boot brummt, die Kanne dampft, der Schöpfköffel schöpft, die Mandarinen rollen – wenn sie etwas TUN – , bekommen sie für uns Lebendigkeit.
Ich habe dann noch etwas rumprobiert, ob ich eine Variante finde, die weniger projektiv ist und mehr dem stillen Sein der Dinge entspricht. Vielleicht diese?
Hier noch drei farbige Varianten, hergestellt durch Verstärkung und Verschiebung der Farben, die auf der obigen Bleistiftzeichnung vorhanden sind, aber normalerweise unsichtbar bleiben.
Nun schau ich hin und her und her und hin und denke über das stille Sein der Dinge nach. Sind sie denn wirklich still? Jedes deiner Objekte hat eine eigene Geschichte, die zumindest erzählen sie. Wenn du sie anordnest, so, dass sie sich aufeinander beziehen, dann beginnen sie wieder neue Geschichten zu erzählen. Allein Axel Kinkelknut und Mme Pfeifenkopp sorgen für Bewegung im Bild, sodass ich in keiner deiner Bearbeitungen wirklich Stille finden kann. Aaaber sepiafarben (das vorletzte Bild) gefällt mir deine Zeichnung am besten.
Fröhliche Abendgrüße an dich, Ulli
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Danke, Ulli! Sie sind wohl ziemlich geschwätzig? 😉
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Für mich schon. Was ich noch vergaß zu schreiben ist, dass für mich Kannen starke Charaktere sind, ich sehe sie oft als „Typen“ und frage mich nun, ob das aus der Kindheit kommt, ob es dort sprechende und schauende Kannen gegeben hat.
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Schwadronierende Kannen?! 😉
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Plaudertassen und Plauderkannen 😉
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Und? Welche Antworten hast du erhalten?
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Ich frage mich gerade, wieso die Farben auf der Bleistiftzeichnung vorhanden sind?
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Tja, das ist ein Geheimnis. ;).
Also, wenn du ein weißes Blatt Papier fotografierst, so siehst du auf dem Foto ebenfalls weiß. Nun kannst du die Farben verstärken, zB mit fotoshop einfach aufs Maximum gehen, und du wirst dich wundern! Reines Weiß gibt es nicht außer beim Licht selbst, das du aber nicht abbilden kannst.
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Faszinierend, das muss ich ausprobieren. Danke!
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Ich hab ja auch schon mal bei den farbigen Schatten gezeigt, was man durch Farbvestärkungerkennen kann. https://gerdakazakou.com/2018/11/05/montags-ist-fototermin-die-farbe-der-schatten/
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Ja, aber da waren die Farben auch vor der Verstärkung schon sichtbar
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aber nur in geringem Umfang. Und doch war das schon für mich sehr erstaunlich
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Es ist ein kunterbuntes fröhliches Zusammensein (Vielfalt im positiven Sinne)! Keiner stört den Anderen, es scheint eher so, dass eine gewisse Neugierde für das Kommende in der Luft liegt!🤗😉🙋♀️
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So könnte es sein, liebe Babsi! Danke, dein Kommentar gibt mir Nachdenkstoff.
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Schon seit der Kindheit sehe ich in Kannen mit ihren Schnuten, Schnäbeln und Rüsseln nicht minder belebt wirkende Phantasiewesen 🙂
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danke, das hilft auch meiner Fantasie. Bei dieser sah ich übrigens einen Rüssel.
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Ja, ich auch. Manchmal wirkt es auch erst, wenn man sie umgedreht irgendwo draufstülpt. 🙂
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Aha! ich schau mal.
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Fein, sehr fein, Kabinettstückchen der besonderen Art!
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danke sehr. „Kabinettstückchen“ gefällt mir
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Sehr kreativ, sowohl zeichnerisch wie literarisch!
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danke 🙂 Ist „sehr kreativ“ eigentlich ein Lob? Hier spricht man zB von „kreativer Buchhaltung“ und meint damit erfindungsreich…
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*g*, bei der kreativen Buchhaltung hat sich Raffinesse mit eingeschlichen, aber bei Dir, liebe Gerda, ist es die Kreativität einer echten Künstlerin. Man sieht es in allen Deinen Zeichnungen, auch seien sie noch so klein und der kreative Schatz ein bissel verborgen, bis man genau hinsieht…
Kannen waren immer schon dominante Dinger, die auf den Kaffeetischen (Teekannen sind ein wenig schüchterner) sehr präsent waren. Keiner konnte sie übersehen, sie waren Mittelpunkt des Geschehens. So bekamen sie vieles mit und plauderten es später dann bei jeder Gelegenheit aus 🙂 Schade, daß sie aus dem Blickfeld gerieten.
Deine Bildbeschreibungen sind ähnlich schön wie Deine Zeichnungen, liebe Gerda, und mit jedem Satz von Dir wächst die Szene, die Du zeigst und wächst einem mehr und mehr ans Herz. Man sieht sie sich immer wieder an und die allererste Variante heute ist für mich die schönste und erinnert mich an ein wunderrvolles verblasstes Aquarell
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Dein Kommentar, liebe Bruni, wärmt mir mal wieder das Herz, und lässt mich lächelnd in den kalt-grauen Tag blicken. Danke!
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Das ist gut, liebe Gerda. Ich freue mich darüber.
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Habs auch gut, du Liebe!
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