Das Kloster Gonia von Kolimbari und der Bischof Irinaios Galanakis

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Gestern erfreute uns Jeannette mit einer Fotoserie über das Kloster Gonia von Kolimbari auf Westkreta. https://ringanapaterakis.wordpress.com/2016/07/14/kloster-gonia-kolimbari-kreta/

Gonia heißt das Kloster – und das bedeutet: Ecke, Knie. Eine Flut von Erinnerungen brach über mich herein, damals….  als wir zur Orthodoxen Akademie im Kloster von Kolymbari eingeladen waren, die der damalige ganz und gar unvergessliche Bischof Irinaios gegründet hatte*. Ach, was war das für ein wunderbarer Mensch! Viele Griechen, die in Deutschland als Gastarbeiter oder Asylanten während der Militärdiktatur (1967-74) lebten, werden sich an ihn erinnern**, und für die kretische Bevölkerung ist er fast ein Heiliger. Unermüdlich hat er für seine Mitmenschen gewirkt, fuhr in einem klapprigen VW-Bus die Dörfer ab, verließ internationale Konferenzen, wenn er zu einer armen Bäuerin gerufen wurde, die im Sterben lag,  half, den Olivenanbau und die Schafzucht zu modernisieren, gründete die ANEK – eine Schifffahrtslinie, die durch das Volk von Kreta betrieben wird -, gründete eine Menge sozialer Einrichtungen, kümmerte sich um die Bildung von Frauen und reformierte ganz nebenbei auch die Liturgie. Unvergesslich ein Weihnachtsgottesdienst in einer weitläufigen Höhle, in der sich die Gemeinde versammelte. Kerzen überall auf den schweren grauen Felsen, und in der Höhle – ganz unorthodox – die Krippe. Irineos war damals schon sehr alt und schwer erkältet und in der Höhle war es nasskalt, aber was kümmerte es ihn. Die viele Stunden dauernde Liturgie hielt er durch und legte sich erst danach mit hohem Fieber ins Bett. Er starb nicht, wie Kleingläubige wie ich vielleicht befürchteten, sondern erreichte in guter Gesundheit das gesegnete Alter von 102 Jahren.

So viele Geschichten gibt es über diesen Mann zu erzählen! Aber das ist nicht die Aufgabe dieses Blogs. Vielleicht magst du, Jeannette, den Faden aufnehmen?

Ich begann damals gerade mit dem Aquarellieren. Vermutlich saß ich auf einem Felsen im Meer (oder gab es dort eine Mole?), als ich diese Skizzen machte, die vielleicht ein wenig von der grandiosen Lage des Klosters vermitteln.

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*Irineos Galanakis – Wikipedia

Irineos Galanakis (griechisch Ειρηναίος Γαλανάκης, auch Irenäos oder Irenaios umschrieben, mit bürgerlichem Namen Michail Galanakis, * 10. November 1911 im Dorf Nerochori (Νεροχώρι) in Apokoronas; † 30. April 2013)[1] war von 1957 bis 1971 und wieder von 1982 bis 2005 Bischof bzw. Metropolit der Diözese Kissamos und Selino auf Kreta und von 1971 bis 1980 Metropolit der Griechisch-orthodoxen Metropolie von Deutschland. Er galt zeitlebens wegen seines sozialen Engagements als populärster Kirchenführer Kretas….

**Orthodoxe Akademie Kreta – Wikipedia

Metropolit Irineos ist Gründer der Orthodoxen Akademie Kretas, einer ökumenischen Begegnungs- und Tagungsstätte, die 1971 im Kloster Gonias eingerichtet wurde und während der Zeit der Griechischen Militärdiktatur als Ort des geistigen Widerstands galt.[10]

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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9 Antworten zu Das Kloster Gonia von Kolimbari und der Bischof Irinaios Galanakis

  1. barbarabosshard schreibt:

    danke für die bereichernden geschichten aus der vergangenheit, der jüngeren gegenwart und auch diejenigen, die mir einen menschen näher brachten, der nächstenliebe nicht nur predigte, sondern auch lebte.

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    • gkazakou schreibt:

      Ja, er war ein außergewöhnlicher Mann. Mein Herz wird warm, wenn ich an ihn denke. Mit der Kirchenhierarchie hatte er so manchen Streit, denn er war manchen zu „weltlich“. Dir einen schönen Abend!

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  2. mmandarin schreibt:

    ……eine wunderbare Geschichte… Und wieder ein Kloster….. Die Bilder drücken soviel Frieden aus. Danke, Marie

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    • gkazakou schreibt:

      Ich liebe Klöster wie du. Wer träumte nicht manchmal davon, all dem Getriebe der Welt den Rücken zu kehren und in einem Klosterhof die welken Blätter zusammenzukehren und der Katze beim Sonnenbad zuzuschauen?

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  3. kunstschaffende schreibt:

    Das Aquarell ist wunderschön! Und wie gelungen Du diese herrliche Stimmung um das Kloster herum eingefangen hast👏 Das würde Bischof Irinaios Galanakis bestimmt gefallen!
    Ist denn dieses Kloster noch erhalten?

    Danke für Deinen informativen Beitrag!

    ❤ Abendgrüße Babsi

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  4. jeannettepaterakis schreibt:

    Liebe Gerda ,wunderschöne Aquarelle,und wie herrlich die Geschichte über den Bischof Irinaios zu lesen.Einen Kusin von meinem Mann ,dessen Vater umgekommen war,half er in Deutschland zu studieren,jetzt ist dieser Kusin ein ausgezeichneter Chirurg,auch dessen Schwester half er ,indem er ihr damals die Stelle einer Köchin in der Akademie verschaffte.Aber wie Du schriebst,hat er für Chania und dessen Einwohner sehr viel gemacht,sie sehen ihn wie einen Heiligen an.Herzlichsten Dank für das Verlinken,und diesen wunderbaren Beitrag ❤ Die liebsten Grüsse aus Chania

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