Bevor ich mit den Legebildern und dann auch mit den dazu erfundenen Geschichten anfing (die dann im Mai 2015 zu diesem Blog führten), begannen meine Bilder bereits, „erzählerisch“ zu werden. Hier ein Beispiel von 2014. Als Medien verwendete ich eine Leinwand, Akryllfarben in Pulverform und Leim, Ölkreiden und bemaltes, zerfetztes Japanpapier.
Oder dieses, in derselben Zeit entstandene, „afrikanische“ Bild. in dem ich die gleichen Materialien verwendete, dazu auch Wellpappe und ein Plastiknetz.
Die darin eingespeisten Geschichten sind nicht auseinander gefaltet, sie bleiben hermetisch. Ihre Sprache knüpft nicht an bekannte Symbole an. Zwar gibt es einige Formen, die „erkennbar“ sind, so besonders das „Auge“ des ersten Bildes, und dieses Auge „gehört“ irgendwie zu einer Fischform. Auch gibt es dort wabenförmige Zeichen, die Zellen sein könnten oder ein Netz oder eben Waben von Bienen. Im zweiten Bild ist es wieder ein „Auge“, das dem Bild seine Prägung gibt. Hier ist das Auge leer und gehört zu einer „Maske“, deren helle Oberfläche sich in anderen Formen wiederholt.
Etwas geschieht oder geschah und wurde in den Bildern sichtbar gemacht. Doch bleibt der Inhalt rätselhaft, bis sich jemand entschließt, die darin eingeschlossene Geschichte zu befreien.
Wenn du zum Beispiel einen Fisch im Wasser siehst, dann meinst du zu wissen, was du siehst. Da ist nichts Rätselhaftes, außer vielleicht, dass du den Namen nicht kennst, dass du dich wunderst, wie dieser Fisch in ein Gewässer kommt, in das er nicht „gehört“. Vielleicht findest du ihn schön oder du holst deine Angel und freust dich auf einen gebratenen Fisch oder du fütterst ihn mit Brot. Aber alles das ist ohne Rätsel. Denn du hast verlernt, die Existenz des Fisches für rätselhaft zu halten.
Hier nun springt die Kunst ein: sie zerreißt das Gewebe des Gewohnten, indem sie es neu zusammensetzt. Sie schafft eine Lücke und lässt den Blick in ein Unbekanntes gleiten. Das jedenfalls ist eine ihrer Aufgaben, meine ich.
Das ist wunderbar von dir erklärt.
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Oha………
So etwas hätte ich nicht im Traum formulieren können
Respekt echt toller Beitrag Gerda!
:O
LG Chiliwein
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Geschichten, eingeschlossen in Bildern oder auch Worten, oh ja…
Die Bilder bilden ist eine wundervolle Erklärung für Kunst mit Farben und Formen und Worte können es ebenso.
Jede Ausdruckform ist in sich eine Besonderheit und die Besonderheit zu erkennen kann Teil des Lebens sein, das sich darin entfalten kann und damit nach außen trägt.
Kunst zerreißt das Gewebe des Gewohnten und schafft es neu! Wie recht hast Du doch damit.
Wir können durch die Kunst in unbekannte Räume eindringen und wie wundervoll ist das doch. Wir entdecken Geheimisse; sie erschließen sich uns (fast) und wir fühlen eine Weite, die uns fehlte…im üblichen Alltag.
Herzlichen Dank für Deine guten Worte, die ich so sehr nachvollziehen kann.
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„Denn du hast verlernt, die Existenz des Fisches für rätselhaft zu halten.“
…das hast Du sehr schön gesagt, denn alles was wir benennen können, verliert mit unseren Worten ein Stück von seinem Zauber…
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ja, nicht wahr? Das Wort grenzt ein, definiert, entzaubert. Andererseits eröffnet das Wort auch neue Horizonte – der Fisch wird zum Symbol.
Danke fürs Kommentieren.
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…wie Rilke so schön sagt: Die ganze Sprache ist verbraucht…
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Ja. Und zugleich mit dieser verbrauchten Sprache wunderbare Gebilde schafft, die ganz und gar neu und eigen sind.
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…stimmt, so wie Du aus alten Bildern neue Legebilder schaffst…
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Die Menschen haben überhaupt verlernt das Leben mit all seinen Formen als rätselhaft anzusehen, sie meinen, weil man heute biologisch/geologisch/archäologisch/psychologisch/soziologisch … so vieles erklären kann, dass es keine Wunder mehr gäbe, dabei sind es doch nur Erklärungen für Facetten, das Wunder belibt und die Kunst öffnet die Lücken dafür.
Gut geschrieben, liebe Gerda!
herzlichst
Ulli
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Die Erklärungen kommen und gehen, liebe Ulli. Das Geheimnis bleibt. Dir einen schönen Tag!
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ja genau!
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