Herrschaft und Freiheit (kata-strophische abc-etüde)

Ich freue mich, dass wieder eine neue abc-etüden-Runde eingeläutet wurde, und diesmal sogar mit Wörtern des Etüden-Begründers Ludwig Zeidler! Christiane hat die Einladung wieder graphisch schön gestaltet, so dass es mir doppelt Spaß macht, mich zu beteiligen.

Hier nun meine erste Etüde in kata-strophischer Manier, sorgfältig illustriert mit Legebild und überblendetem Blumenfoto :

Herrschaft

Der Herrscher sitzt mit güldner Krone

Auf seinem hohen Herrscherthrone

Er überprüft grad die Finanzen

Während am Hofe seine Schranzen

Zweihundert Untertanen prüfen

Ob sie auch recht von Schweiße triefen.

 

Geprüft wird alles sehr akribisch

Egal ob menschlich, ob amphibisch

Kontrolle ist die höchste Pflicht

Denn ohne die regiert sichs nicht..

Weh denen die die Pflicht versäumen

Und gar verschämt von Freiheit träumen!

 

Am Sonntag wünscht er Königskuchen

Den bringen schleunigst zwei Eunuchen

Der erste hat heut großes Glück

Er kriegt vom Kuchen ab ein Stück.

Der zweite wütet und er wollte

Dass schnell der Kopf des Ersten rollte

 

Ach, Herrschaft ist ne große Last

Denn immer heißt es: aufgepasst!

Was tut der Pöbel, was der Adel?

Wie teile ich das Lob, den Tadel?

Kaum schließ ich mal die Augen zu

Und hoffe auf ein Stündchen Ruh

 

Geraten sie sich an die Kehle

Und tun nicht mehr was ich befehle

Es herrscht gleich Chaos, welch ein Graus

Am Hof im Land in jedem Haus

Die Krone, ach, wie wiegt sie schwer

Ach gäbs doch keine Freiheit mehr!

 Freiheit

Mein lieber Herrscher, lass dein Klagen

Lass dich befrein von Herrschaftsplagen

Gib mir die Krone, geh nach Haus

Und ruh dich von der Herrschaft aus!

Die Krone darf im Garten blühn

Und allen Träumern sei verziehn.

 

In Freiheit glänzt erneut das Leben

Wenn jeder das, was ihm gegeben

Als eine Gabe, ein Talent,

Zu mehren strebt, auf das es brennt

Die Herzen wärmt und fröhlich macht

Was hab ich heut zustand gebracht?

 

Was konnte heute ich vollbringen

Was konnt ich dichten, malen, singen

Was trug ich bei? Was wuchs in mir?

Du liebes Leben, danke dir!

Der Königskuchen ist für alle

(Für mich ist er in jedem Falle)!

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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20 Antworten zu Herrschaft und Freiheit (kata-strophische abc-etüde)

  1. Christiane schreibt:

    Ach Gerda, ich bin so mutlos. Da kann ich wenig mehr tun, als mich deinen beiden letzten Strophen anschließen …
    Danke für die Etüde, das Lob, Legebild und Blumenbeigabe und überhaupt alles 😉
    Abendgrüße 😉✨🌼🍷🍪👍

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  2. lachmitmaren schreibt:

    Oh ja, in den Strophen der Freiheit glänzt das Leben! Wärmt und macht fröhlich 💖!

    Gefällt 1 Person

  3. wildgans schreibt:

    Königskuchen und Eunuchen – klar, das reimt sich fein.
    Außerdem wünsche ich eine Auflösung der trüben „Suppe“ bei Euch, damit du besser und freier atmen kannst…

    Gefällt 3 Personen

    • gkazakou schreibt:

      Das hoffe ich auch, liebe Sonja. Ich mag diese Suppe gar nicht. Nun ist für die ganze Karwoche Regen angesagt, aber ich fürchte, das wird wieder nur son Pseudoregen.

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  4. Werner Kastens schreibt:

    Ich ziehe Mal wieder den Hut, liebe Gerda!

    Gefällt 1 Person

  5. Wieder einmal ein tolles Gedicht, das unter seinen Reimen viel Nachdenkenswertes zum Ausdruck bringt.

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  6. Myriade schreibt:

    Großartig !!

    Gefällt 2 Personen

  7. Wundersam gut ist sie Dir geraten, die kata-strophische Reimerei, liebe Gerda!

    Der Königskuchen ist für alle

    (Für mich ist er in jedem Falle)!

    und für mich auch, aber bitte mit Sahne 🙂

    Ganz herzliche Frühlingsgrüße von Bruni an Dich. Hier scheint die Sonne und i ch schicke Dir ein Bündel Strahlen, verteile sie bitte gerecht nach Bedarf ⭐

    Gefällt 2 Personen

  8. mikesch1234 schreibt:

    Hat dies auf ilseluise rebloggt und kommentierte:
    … die Krone darf im Garten blühn …

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  9. Pingback: Schreibeinladung für die Textwochen 18.19.22 | Wortspende von Myriade | Irgendwas ist immer

  10. Pega Mund schreibt:

    super schmackhaft, liebe gerda❣️😉🙋

    Gefällt 1 Person

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