Alltag 5. Mittagessen

Ullis Projekt. Schon wieder ein Monat vorbei?

Wie oft habe ich in der Zwischenzeit zu Mittag gegessen? Hm. Täglich, macht 28 Mal. Das könnte man fast eine Alltags-Routine nennen. Nur: Ich esse durchaus nicht immer am selben Ort und selbstverständlich nicht jeden Tag dasselbe.

Heute zum Beispiel saßen wir in der „Argo“ – einer Taverne am Segelhafen von Kalamata. Vorgestern auch. Sonst haben wir noch drei „Lieblings-Tavernen“, die wir ebenfalls regelmäßig aufsuchen. Wozu kochen, wenn es da draußen sehr gut zubereitete Speisen gibt, wo man aussuchen kann, was man möchte, Leute sieht, den Gastwirt kennt, bedient wird, nicht abwaschen muss…. Und teurer als Selbstkochen ist es am Ende auch nicht. Wenn man allein an die Zutaten denkt, die man für ein komplettes Menü braucht!

Wir setzen uns wie immer in den Gartenteil, in dem die Tische noch nicht in Betrieb sind. Mit ein paar Handgriffen steht unser Tisch, wo wir ihn haben wollen, windgeschützt und im Halbschatten. Gebracht wird eine plastillierte Papierdecke, eine Wasserkaraffe, ein Korb mit frischem Brot (ich stecke sofort meine Nase rein, denn es duftet, breche auch ein Stück vom knusprigen Rand ab), zwei Wasser- und zwei Weingläser der „klassischen“ Art, eine Flasche Olivenöl, Salz und Pfeffer samt Papier-Servietten im Ständer, und auf Bestellung dann auch sogleich ein halber Liter Landwein in der Karaffe. Prost! Was essen wir heute? Rote Beete mit Knoblauch, Öl und Zitrone, gebackenen Schafskäse – damit beginnen wir. Später kommen noch zwei Portionen Mussakas dazu, grad frisch aus dem Ofen. Mein Mann liest wie immer die Zeitung und ich gucke in die Gegend, bemerke zum Beispiel die schwarzen Schatten der Tische auf dem Boden oder die Masten im Himmelsausschnitt, den die Palmen lassen.  Wir tauschen uns auch über das aus, was in der Zeitung steht. 52 Jahre tun wir das schon und finden es immer noch nicht langweilig. Heute fotografiere ich  unseren Tisch – um ihn euch als meinen 5. Alltag-Beitrag zu präsentieren.

Komplett ist dieses Mittagessen allerdings erst, als ich mich, nun gesättigt, an den Hafen verziehe und zwei Skizzen von Booten mache. Die Skizzen fotografiere ich mehrfach vor Ort, wobei ich verschiedene Licht-Schatten-Effekte der Bäume und des Stuhls ausnutze. Denn mit Kuli und Bleistift skizzieren plus in Licht und Schatten fotografieren plus digital bearbeiten ist, wie ihr wisst, meine neueste multimediale Erfindung.

Die Bearbeitungen sind dann schon wieder ein eigener „alltäglicher“ Eintrag.

 

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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23 Antworten zu Alltag 5. Mittagessen

  1. Ulli schreibt:

    Liebe Gerda,
    noch zweieinhalb Monate, dann endlich kann ich wieder mit dir das frische Brot brechen, das Wasser und den Wein teilen und so manches Mahl. Die gemeinsamen Mahlzeiten sind mir unvergessen. Wenn die Griech*innen etwas können, dann ist es die Gastfreundschaft,was mehr wiegt als vieles andere. Und klar doch, sie können so viel mehr.
    Hier ist Essengehen ein Luxus, den ich mir nur selten erlaube, noch immer ist Daheimkochen preiswerter, viel sogar, aber in Griechenland empfand ich das nicht so.
    Ich danke dir für die wunderbaren Bilder, ob Foto oder Zeichnung, ich mag bei allen ihr Licht- und Schattenspiel sehr, ja, besonders bei den Zeichnungen!
    Ich freue mich.
    Sehr.
    Herzliche Grüße
    Ulli

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  2. wechselweib schreibt:

    Ich liebe einfaches Essen: Brot und Wein und etwas Olivenöl, Pfeffer und Salz herrlich!

    Gefällt 3 Personen

    • gerda kazakou schreibt:

      Das Schöne ist, dass das hier zum Standard jeder fast jeder Taverne gehört. Neuerdings wird man leider manchmal gefragt: Wünschen Sie Brot? Natürlich bezahlt man die „Erstausstattung“ des Tisches („Couvert“), es handelt sich um einen festen Betrag..

      Gefällt 3 Personen

  3. Arno von Rosen schreibt:

    Wohl dem, der solch einen Alltag pflegen kann und 52 Jahre ist für mich Romantik pur, auch wenn viele das anders sehen mögen, liebe Gerda!

    Gefällt 3 Personen

  4. Ich hätte die Fotos nicht gebracht, um deinen Tisch und euch vor meinem inneren Auge zu sehen. Hm… Gerüche, Geschmack, Sehnsucht…. danke für das Teilen – da kommen Erinnerungen hoch. Liebe Grüße

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  5. afrikafrau schreibt:

    Der Besuch in einer Taverne – Wohlfühlen- erinnert sehr an Urlaub in Griechenland . dein Bericht strahlt dies auch aus. Dort zu speisen mit den Göttern, dieser gelebten Gastfreundschaft beschreibst du , gibst uns einen Einblick in deinen griechischen Alltag. könnte ich mir auch in einem
    schönen illustrierten Buch vorstellen, und 52 Jahre zusammen, wäre doch sicher lesenswert… oder????

    Gefällt 2 Personen

  6. afrikafrau schreibt:

    Ja sicher, für dich wiederkäuen, für Interessierte gerne Lesende oder ….oder…???

    Gefällt 1 Person

    • gerda kazakou schreibt:

      Danke für dein Interesse, liebe Afrikafrau für mich ist mein Leben ein spannendes Abenteuer gewesen und ist es in gewisser Weise noch. Soo viele Bücher könnte ich drüber schreiben. Aber ich glaub, ich füge lieber noch ein paar Lebenskapitel an und verzichte auf ein Buch der Reminszenzen. Jedenfalls fühle ich momentan so. Hab ein schönes Wochenende!

      Gefällt 3 Personen

  7. Maren Wulf schreibt:

    Schön ist dein „Alltag“, liebe Gerda.

    Gefällt 1 Person

  8. www.wortbehagen.de.index.php schreibt:

    Wie schön, sich als Glückspilz fühlen zu können, liebe Gerda,
    und ich lese, sehe mir Deine Bilder an und erinnere mich an die Tavernen vor so viel Jahren.
    Sie haben sich nicht verändert und einmal, da gab es eine, die hatten zusätzlich noch die feinsten Desserts und süßen Leckereien, und ich meine, mich zu erinnern, daß der Besitzer ein vor etlichen Jahren zugewanderter deutscher Konditor war. Leider weiß ich den Ort nicht mehr. Auf jeden Fall war es auf Kreta.
    Ulli hat schon recht, so preiswert und gleichzeitig gut kann man es hier nicht und selbst kochen schont den Geldbeutel sehr.
    52 Jahre, fast ein ganzes Leben, und doch wird es Auf und Abs gegeben haben. Sie zu überwinden macht froh und stolz, daß es gelungen ist. Ganz so viele (4 weniger *g*) sind es bei mir nicht, aber alles ist so sehr anders als bei Euch.
    Wundervoll, daß Du auch noch Skizzen im Hafen machen konntest! Auch das brauchtest Du zu Deinem alltäglichen Wohlbefinden und sie wurden so fein, so liebenswert, daß ich sie mir nun schon einige Male angesehen habe.
    Auch so kann Alltag sein., liebe Gerda, und wahrlich ein Glückspilz *schmunzel* !
    Ich freue mich sehr mit Dir

    Gefällt 2 Personen

  9. PPawlo schreibt:

    Das hört sich ja alles herrlich an! Dass du so oft essen gehst und das so genießt, freut mich! Und überall ist der Zeichenstift dabei . Die dekorativen Boote sind aber auch immer wieder ein ergiebiges Thema, das du ja auch später noch faszinierend voelfältig umgesetzt hast! Herzlich, Petra

    Gefällt 1 Person

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