Im Atelier: Suchbewegungen

Ich habe vor einigen Tagen drei Leinwände in Betrieb genommen, um darauf mit Hilfe eines Stücks Kohle Ideen für mögliche Bilder zu notieren. Ich benutze sie wie Schiefertafeln: zeichnen und wegwischen, zeichnen und wegwischen. Die Notate halte ich manchmal mit dem Handy fest, manchmal auch nicht. Für mich ist dies Zeichnen besser, als vor einer leeren Leinwand zu stehen, zu der mir nichts einfällt.

Im Hintergrund sieht man eine Wand mit Aquarellen für die irgendwann hoffentlich stattfindende Ausstellung.

Die Skizze auf der kleinen Leinwand interessiert mich am meisten. Über sie denke ich nach.

Gleichzeitig wartet ein großes, vor einiger Zeit begonnenes Gemälde mit collagierten Papieren darauf, dass ich meine Unschlüssigkeit überwinde und mich entscheide, wie es weitergeht bzw ob ich alles übermale.

Auf dem Gemälde haben sich, außer dem schon früh entdeckten Bärtigen, noch weitere Köpfe in meine Wahrnehmung gedrängt. Ich habe ihnen mit Kohle etwas mehr Existenz verliehen, weiß aber nicht, was ich mit ihnen anfangen soll.

Dies war der erste Kopf: nach links gewendeter Kopf mit nachdenklich geschlossenen Augen und langem weißgrauem Bart

Als nächstes meldete sich dieser ebenfalls bärtige dynamische Kopf mit offenem Auge. Er wechselte sein Aussehen mehrmals.

Als nächster machte einer mit total bandagiertem Gesicht auf sich aufmerksam. Er schaut mit 3/4 Profil nach rechts.

und schließlich ist da noch einer mit Helm und Mundschutz, der blickt geradeaus, soweit man das seinem zerfetzten Gesicht entnehmen kann.

und ein fünftes blasses Gesicht trat links davon in Erscheinung.


Ich habe das Bild gegen die Wand gedreht, um es nicht immerzu ansehen und nachgrübeln zu müssen, was hier nach Ausdruck drängt.

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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14 Antworten zu Im Atelier: Suchbewegungen

  1. hanneweb schreibt:

    Ist schon sehr faszinierend hier zu sehen wie eventuell sehr schöne Gemälde entstehen, liebe Gerda und dabei auch deine Gedankengänge im Atelier zu lesen.
    Hab auch noch eine Zeichenmappe mit vielen Versuchen etwas schönes aufs Papier oder die Leinwand zubringen und natürlich auch einige Unvollendete, was ich mir eventuell doch mal wieder hervorholen sollte. Aber mal sehen….
    Liebe Grüße, Hanne

    Gefällt 2 Personen

  2. Die Zweite Leinwand mit der Kohlezeichnung und den zwei Gestalten finde ich beeindruckend!
    Die linke Gestalt nehme ich als Indianer, mit Umhang und einer Feder im Stirnband, wahr! Gegenüber steht ihm eine Frau, sie sind im Gespräch, im Austausch!
    Ganz toll!

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  3. Die Klebebilder sind ebenfalls interessant, wenngleich etwas düster!

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  4. Ulli schreibt:

    Liebe Gerda, ich sehe Zugewandtheit und Abgewandtheit auf dem großen Bild mit den mehreren Köpfen. Und Störungen, kann sie auch als Einmischungen empfinden, je nachdem. Klar, das ist meins. Die Kohlezeichnung finde ich auch sehr faszinierend, hier sehe ich ein Paar, das zusammen durch die sich ändernden Zeiten geht.
    Wir hatten einmal vor langer Zeit einen Austausch darüber, dass sich manche Bilder erst nach einer Weile entschlüsseln. Wir waren damit einverstanden. Nun aber grübelst du. Warum nicht einfach wirken lassen und sie der Zeit und ihrer Entschlüsselung übergeben?
    Herziche Grüße, Ulli

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  5. juergenkuester schreibt:

    Liebe Gerda! Ich kenne das: man wartet auf den weiterführenden Impuls und nichts bewegt sich. Mir hilft bisweilen, wenn ich den Zufall bewußt inszeniere und den dabei entstandenen Impuls weiterverfolge. Aber Garantien gibt es nicht. Liebe Grüße, Jürgen

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  6. Gisela Benseler schreibt:

    Ich würde darüber auch nicht dauernd nachdenken müssen. Der alte Mann mit Bart ist wohl der Angenehmste.

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  7. *der alte Mann mit Bart*
    und Dein Grinsezeichen dazu *schmunzel*

    Das letzte mit dem zerfetzten Gesicht – da geht Dir der aktuelle Krieg oder auch die Kriege der ganzen Welt – durch den Kopf. Da sind so viele Gedanken…

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