Einmal nur die Farben beachten! Das nahm ich mir bei der heutigen Zeichenübung vor.
Zum Motiv: Das Boot oder Schiff ist seit alters her mit Weihnachten verbunden (es kommt ein Schiff geladen…). Die Tanne hat es bisher nicht vermocht, das Symbol ganz zu verdrängen. In griechischen Schaufenstern ist es dieser Tage omnipräsent. Auch ich habe unser Weihnachtsschiff entstaubt und Fähnchen, Segel, Wanten in Ordnung gebracht. Da mir grad sehr nach Farbe ist, habe ich zudem einen roten Christstern besorgt. Dem Boot habe ich eine Eule und einen Schwan aus Filz* zur Seite gestellt.
Mit meinen neuen Wachsstiften tastete ich mich an die Farbigkeit des Motivs heran. Ganz konnte ich die dreidimensionale Dingwelt freilich nicht vergessen. Und so trug ich schließlich ein paar Umrisse und Raumtiefe angebende Linien ein.
Dabei machte ich die Beobachtung, dass beschreibende Linien der Farbe abträglich sind. Die Linien schwächen die Farbe, die sich frei und spielerisch entfalten möchte. Farbe ist wie die Seele selbst: sie mag nicht an Raumgrenzen und Dingwelt gefesselt sein, sondern möchte sie umschweben, durchdringen und wärmend beleben.
Für mich ist es ein wichtiger Schritt in Richtung Farbe, die so ganz anders auf die Seele wirkt als die Form. Das ist altbekannt. Doch auch das Altbekannte will neu entdeckt werden. Ich werde weiterüben.
*Anmerkung zu „Schwan aus Filz„
Pablo Neruda, Canto General
SUCEDE que me canso de ser hombre.
Sucede que entro en las sastrerías y en los cines
marchito, impenetrable, como un cisne de fieltro
navegando en un agua de origen y ceniza.
(Mit einmal bin ich es müde, ein Mensch zu sein.
Mit einmal trete ich ein in Schneidereien und Kinos,
undurchdringlich und welk wie ein Schwan aus Filz,
treibe ich hin auf einem Wasser von Ursprung und Asche.
http://www.planetlyrik.de/pablo-neruda-der-grosse-gesang/2012/09/)
Deine Farb-Linien-Bilder sprechen mich an.
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Danke, Gisela
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