„Will.ie“, sage ich heute mittag, „kommst du mit zum Seifemachen? Wir haben die letzten Tage nichts miteinander getan. Jedenfalls nichts, über das ich hier auf dem Blog berichten möchte. Ich könnte mir vorstellen, dass das Seifemachen eine interessante Erfahrung für dich wäre. Etwas, was aus einer anderen Zeit stammt.“ – „Na gut“, antwortet Will.ie nicht grad überschwenglich.
Wir steigen also ins Auto und fahren zu dem Grundstück, auf dem das Seifenmachen stattfinden soll. Kaum bin ich durchs Tor, fühle ich Frieden. Ölbäume stehen in Reih und Glied, gut beschnitten. Ein weißer Hund kommt angerannt, zwei Kinder. Die kenne ich doch? Klar, die kleine Andrianna und ihr feiner größerer Bruder Demosthenis, der mit seinem Langhaar mädchenhafter wirkt als seine robuste Schwester. Neben einem kleinen Steinhaus sitzen zwei Frauen, die eine spielt auf einer Laute. Ja, die kenne ich auch, es ist die Mutter der Kinder. Und Magda, die mich eingeladen hat.
Zwei andere Frauen, auch sie kenne ich, stehen bei einem schweren Eisentopf auf einem offenen Feuer, darin köchelt die Seife. Sie zieht Schlieren, die aufreißen, es blubbert, ein langer Holzlöffel verrührt sie und bringt sie zur Ruhe. „Wie lange seid ihr schon dabei?“ frage ich. Seit drei Stunden, und es werden wohl noch zwei werden, bis die Brühe dick genug ist, um sie in die bereitgestellten Schalen zu gießen.
Will.ie schaut interessiert in den dampfenden Kessel. „Und woraus ist das?“ – Die eine Frau, Christina heißt sie und ist Expertin nicht nur in alten Samen, die sie sammelt und konserviert, sondern auch in alten Haushaltstechniken, antwortet bereitwillig: „Wasser, Olivenöl, Ätznatron zum Binden und Lavendel aus dem Garten.“ – „Sonst nichts?“ – „Nein. Aber du kannst auch andere Kräuter als Lavendel nehmen, natürlich.“
Ein bisschen eintönig findet Will.ie das Umrühren, und von den Liedern fehlt ihr der Text, also gehe ich mit ihr ein wenig auf dem Grundstück herum. Und so kommen wir zu den Schafen, wo wir uns ein Weilchen aufhalten, denn auch diese Tiere sind Will.ie noch nicht untergekommen.
Sie streichelt ihnen die Nasen und krault ihre Stirnlocken, redet mit ihnen, schaut auch zu, wie die beiden Kinder sich bemühen, einen großen Behälter an Stricken in einen Baum zu ziehen. Mal sind sie auf dem Baum, mal darunter, und ich zeichne mal die Schafe, mal die Kinder, mal einen Olivenstamm und schließlich portraitiere ich auch Adrianna.
Will.ie ist ganz gelöst und zufrieden. All die schwierigen Fragen, mit denen sie mich die letzten Tage gequält hat, sind auf einmal nicht mehr wichtig. „Seifemachen ist cool“, befindet sie. Und Schafe sind auch cool. Meine Freundinnen sind auch cool. Und als gegen Abend Heißluft-Ballons in den Himmel geschickt werden, ist sie Feuer und Flamme. „Nicht schlecht das Leben“, befindet sie. Da sind wir uns nun einmal völlig einig.
Und die Hunde? Ja, auch die sind es zufrieden.
Schön😊
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Danke 🙂
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Sehr friedlich und erfüllend.
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Danke, Marion, ja, solche „Ur-Handlungen“ wie gemeinsames Seifekochen in der Natur haben etwas tief Befriedigendes. Frauen, Kinder, Tiere, eine Laute, ein bisschen Wein, ein wenig Käse und Brot, Wasser nach Bedarf … keine Konkurrenz, kein Streit, kein Hasten….
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☁️☁️☁️
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So ein ruhiger, friedlicher und schöner Tag. Danke, dass du uns mitgenommen hast.
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Danke, Mitzi. Er hat mir gut getan.
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Wundervoll, was ich hier lese und sehe 🙂
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Herzlichen Dank, liebe Chrinolo!
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Herrliche Zeichnungen, liebe Gerda! Dynamisch im Strich, voller Energie und ausdrucksstarkem Lebensgefühl der Gelöstheit.
Auch die Fotos vermitteln mir diesen Eindruck.
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Danke für deine freundlichen Worte, liebe Beate. Tatsächlich gleichen solche Momente viele andere schwierigere aus.
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Die „einfachen“ Dinge sind oft die Schönsten 🙂
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Ich liebe sie besonders in lockerer freundschaftlicher Gesellschaft 🙂
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Ja, daß ist wunderbar 🙂
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Das sieht nach einem schönen, harmonischen, eindrucksvollen Tag aus, liebe Gerda. Ich mag besonders die Schafe, sie schauen so treu in den Raum.
Liebe Grüße von Susanne
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An deine „Landtiere“ musste ich auch denken. als ich versuchte, sie zu skizzieren..Ich wünsche dir eine sorgenfreie, heitere Woche. liebe Susanne.
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Ja, liebe Gerda, die Landtiere sind dazu ein gutes Beispiel, zurzeit arbeite ich an Wolken, das ist auch eine Herausforderung! Wolken, die immer anders aussehen sollen…..
Liebe Grüße und einen schönen Freitag von Susanne
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Wie schön und befreiend muss dieser Tag für dich und will.ie gewesen sein.
Auch deine kleinen Zeichnungen zeigen den Frieden
Des Tages, liebe Gerda ❣
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danke, Bruni, ja, sowas tut gut.
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Frieden 💛
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