„Mancherorts sind im Christentum Maria-Kapellen gebaut worden, wo in alter Zeit ein Heiligtum der Göttin war.“ Jenny-Kappers, T., Muttergöttin und Gottesmutter in Ephesus – Von Artemis zu Maria, Zürich, 1986, S. 70.
Ja, so ist es.
Das Material, aus dem das bescheidene Kirchlein gebaut wurde, belebt sich, richtet sich auf und nimmt noch einmal die Form der Großen Göttin an.
Hier seht ihr sie, die Hochverehrte, Helferin der Frauen und Kinder, Beschützerin der Tiere, die „Aufrechte“ (Orthia“), wie sie in Sparta hieß. Artemis. Und hier noch einmal in ihrer nächtlichen Form – als Hekate.
Doch schon ziehen sich ihre Formen zusammen, erstarren, sie wird zum Bild, zum Idol.
Eine Göttin kann man nicht stürzen, denn sie lebt. Sie wird immer wieder erscheinen, unter vielen Namen. Ihr Name in der christlichen Welt ist Maria, in der islamischen Fatima. Ein Idol aber lässt sich stürzen. So wurde auch das Standbild der Artemis gestürzt, und ihr Tempel wurde zu Material, aus dem sich die Kirchenbauer bedienten.
Nachts sieht man sie noch, nun nicht mehr aufrecht stehend, sondern liegend, ein Weib, eine Landschaft, ein aufgehender Mond.
Am Tage löst sich ihre Gestalt im flimmernden Licht auf. Ein Kirchlein wird sichtbar, gebaut aus dem Gebein der uralten Göttin.
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