Zwischenstation Scheria, wo die Phäaken wohnen.
Odysseus verlässt die Insel der Kalypso Orygia auf einem selbstgebauten Floß. Heimkommen will er. Nach Ithaka sehnt er sich.
Weit und breit nichts als Wasser, siebzehn Tage lang. Dann erscheint eine Küste, aber der immer noch zürnende Gott Poseidon hat den Heimwehkranken erspäht und zerschlägt sein Floß. Wieder einmal klammert sich Odysseus an die letzten Planken, spaddelt verzweifelt, droht im aufgewühlten Meer zu ertrinken.
„Wenn die Not am höchsten, ist die Rettung am nächsten!“* LEVKOTHEA erscheint. Die Weiße Göttin. Sie hat die Gestalt einer Silbermöwe, und sie kann reden. Jedenfalls versteht Odysseus: „Zieh deine Kleider aus, lass die rettenden Planken los und schwimm mit eigenen Käften! Mein Schleier wird dich schützen“. Er tut es.
Nackt wird er an die unbekannte Küste geworfen. Nackt. Nichts gehört ihm mehr, kein Gefährte ist an seiner Seite. Und die Küste ist nicht die von Ithaka, nein! Es ist ein fremdes, womöglich feindseliges Land, an das er geschwemmt wurde.
Dies ist allerdings erst der Rettung erster Akt. Ein zweiter muss hinzu kommen: Das junge Mädchen Nausikaa, Königstochter, wäscht mit ihren Gefährtinnen die königliche Bettwäsche.
Das ist für heutige Ohren fast noch wunderbarer als die Möwe Leukothea. Eine Prinzessin, die Wäsche wäscht? Und die, als sie den nackten Unbekannten erblickt, nicht davonrennt und „Mama, Papa“ schreit, sondern sich ihm beherzt nähert und ihm etwas zum Anziehen und zum Essen anbietet?
O wunderbare Rettung aus höchster Not! Mögen sich an allen Küsten Europas Nausikaas finden, die den Schiffsbrüchigen, den von allem weltlichen Gut Entkleideten, den Nackten und Bedürftigen eine helfende Hand reichen!
* Berthold Brecht, Dreigroschenoper, Schlussgesang
Sind gespannt auf den II. Akt. HerIng
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der ist schon gestern auf die Reise gegangen. Heute kommt die No III
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