Dora zum SechsundzwanzigstenNeunten: Kriegsschauplatz (Glasscherbenspiel)

„Was machst du da?“ höre ich ein bekanntes Stimmchen fragen. – „Dora!“ rufe ich erfreut. „Wo hast du denn all die Tage gesteckt?“ – „Ich bin gar nicht weggewesen“, gibt sie mir schnippisch zur Antwort. „Aber du hattest offenbar anderes im Sinn.“

Es stimmt, ich hatte anderes im Sinn. Finster blicke ich auf das Legebild vor mir. Dieser verdammte Krieg. Als ob es nicht genügte, dass die Welt in Scherben fällt, gehen selbst die Scherben noch kriegerisch aufeinander los – es ist ein Hauen und Stechen.

„Wenn dir der Krieg nicht gefällt und dir die Laune verdirbt, warum beschäftigtst du dich dann damit? Hast du nichts Besseres zu tun?“ fragt Dora.

O, dieses Kind! Ich überlege noch eine passende Antwort, da kräht sie mir schon wieder ins Ohr: „Denkst du etwa, wenn du wütend bist und wütende Bilder legst, wird die Welt besser?“ 

„Nein, natürlich nicht“, stottere ich, „aber…“ 

„Dein Aber kannst du dir gern sparen!“ unterbricht mich Dora. „Überleg dir lieber, wie du diese Scherben dazu bringen kannst, mit dem Hauen und Stechen aufzuhören. Das wäre ja schon mal ein Anfang.“

Dora hat recht. Eine friedliche Lösung finden – jedenfalls auf diesem Schlachtfeld – das wäre tatsächlich sinnvoller, als abzubilden was ist.  Ich überlege und beginne, die Scherben herumzuschieben. „Als erstes“, murmele ich, meine Gedanken begleitend, „muss die Konfrontation aufgelöst werden. Alle Beteiligten gehen an die Startlinie zurück. Die Mittelgroßen stellen sich selbstbewusst zwischen die Großen  und verhindern so, dass sich die Großen in die Haare geraten. Die Kleinscherben werden zum friedlichen Meer, das alle verbindet….“

„Na also!“, kräht Dora vergnügt. „Geht doch! Wenn sie möchten und friedlich sind, können sie meinetwegen auch gern zusammenrücken, um Platz für die Seefahrt zu schaffen. Die Passage zwischen ihnen bewache ich als Leuchtturm.

 

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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12 Antworten zu Dora zum SechsundzwanzigstenNeunten: Kriegsschauplatz (Glasscherbenspiel)

  1. Gisela Benseler schreibt:

    Dora ist wirklich prächtig mit ihnen praktischen Ideen.

    Gefällt 1 Person

  2. Dora stiftet Frieden in Deinen Gedanken damit aufhört das Wanken zwischen Wut und Traurigkeit dieser schweren Zeit.
    Dora ist ein super Mädchen, klug und redlich.😍👍
    Liebe Grüße Babsi

    Gefällt 1 Person

  3. Wenn man die Herren doch bei dir anmelden könnte, auf dass sie unter deiner Obhut mit Verhandlungen begönnen.

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  4. Mitzi Irsaj schreibt:

    Schön, dass Dora deinen Scherben ein friedlicheres Erscheinungsbild gegeben hat. Bzw. dich dazu gebracht hat ein gerade jetzt schöners Bild zu legen. Noch schöner wäre es natürlich, wenn das zweite und nicht das erste die Realität spiegeln würden.

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  5. Einen *Leuchtturm*, der friedvoll eingreift und die Bedrohungen von allen Seiten zurechtrückt, den braucht es sehr!

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