Zwei Beiträge zu Christianes abc-etüden, mit von Katha-kritzelt gespendeten Wörtern
Erste Etüde: Erzählungen vom Frühling
Die Luft vibriert unablässig von Neuigkeiten – angefangen bei den bezaubernden Quittenbaumblüten, die unbedingt Beachtung verlangen, bis hin zu der unsäglichen Eröffnungsrede eines gewissen …. auf dem Weltregierungstreffen in Dubai.
Der menschliche Organismus vibriert unter dem steten Anprall von Abertrillionen Informationen, und wenn ich nicht selbst willentlich entscheide, auf welche Schwingung ich mich jeweils einlasse, bin ich den stärksten Impulsen hilflos ausgeliefert. Ich frage mich also: Will ich meine Nerven in Wut und Abscheu vibrieren lassen, nur zu: dann höre ich mir jetzt noch einmal die Unverschämtheiten des Möchtegern-Weltenherrschers an und studiere seine Kopfform, seine übergroßen Ohren und die Bewegungen seines Mundes, aus denen Worte hervorquellen, die meinen Tag vergiften. Ich kann aber auch in den Garten gehen und mich einschwingen in die sanften Essenzen, die die jungen Blüten des Quittenbaums verströmen.
Eine Quittenblüte gibt nicht genug Erzählstoff her? Du möchtest Drama, Verwicklungen und Suspense? Nun, auch das bietet die junge Frühlingsflora zu Hauf. Nimm nur diese Zistrose und ihren regungslosen weißgepunkteten Bewohner: Wie wird sich ihr Zusammenleben entwickeln? Wird die Zistrose das Abenteuer unbeschadet überstehen oder wird sich der einquartierte Gast als gefräßiger Zerstörer ihrer sanften Schönheit erweisen?
———————————————————————————————–
Zweite Etüde: Erzählungen vom Meer
Auf der weiten leeren sandigen Fläche, von der sich die Wellen zurückgezogen hatten, lag ein einzelner Stein. Ich hob ihn auf. Weiß war er, aus äußerst feinkörnigem Marmor. Ich ließ meine Finger sanft über die Oberfläche gleiten. Wie eine glatte Haut fühlte sie sich an, und ich meinte, ein feines Vibrieren unter meinen Fingerspitzen zu spüren. War es das Meer, das seine unendlichen Geschichten dem Stein eingeschrieben hatte, so dass er nun selbst ganz und gar zu Erzählstoff geworden war?
Schön, vor allem auch der Marmorstein auf Deiner Hand.
Gefällt mirGefällt 1 Person
„Erzählungen vom Frühling“ ist Balsam fürs Gemüt! Einfach schön. Fröhliche Sonntagsgrüße, mögen die Bienen brummen, die Vögel zwitschern, und die Menschen lachen und tanzen!
Gefällt mirGefällt 2 Personen
Danke, Alexander. Eigentlich braucht man da gar nicht viel zu erzählen. Rausgehen, lauschen, einatmen, ausatmen… 🙂
Gefällt mirGefällt mir
Stimmt, es ist mehr als notwendig, aufmerksam zu sein, was man an sich heranlässt und wem man glauben kann. Nicht, dass es das nicht schon immer gewesen wäre, aber die Qualität der Informationen hat in den letzten Jahren doch merklich gelitten … 😏
Der Stein und seine Metamorphose in Erzählstoff begeistert mich, er sieht so durchschimmernd aus. Was du alles findest! 🧡
Ich glaube, ich will jetzt auch ans Meer! ⛵
Aprilwettrige Nachmittagskaffeegrüße 😉🌦️☕🍪🌼👍
Gefällt mirGefällt 2 Personen
Danke, Christiane. Du solltest den Stein mal in die Hand nehmen! Er ist wirklich eine Offenbarung an Sanftmut. Ich glaube. er eignet sich sehr gut als Erzählstein: wer ihn in der Hand hält, darf sprechen, die anderen dürfen zuhören.
Gefällt mirGefällt mir
Das kenne ich nur mit einem Stab, der rumgereicht wird, aber ja, ich glaube dir sofort … 🧡
Gefällt mirGefällt 1 Person
Der Stein fesselt mich. Deine Etüde würde sich auch als Meditarion eignen. 😇
Gefällt mirGefällt 1 Person
danke Katherina. Ich habe ihn, seit ich ihn fand, sehr oft in der Hand, taste seine seidige Oberfläche ab, lausche seiner Geschichte nach.
Gefällt mirGefällt 1 Person
Pingback: Schreibeinladung für die Textwochen 16.17.22 | Wortspende von Ludwig Zeidler | Irgendwas ist immer