Auf meinem Schreibtisch liegt eines dieser umkleideten Gummis, mit denen man seine Haare zusammenhalten kann. Ich ziehe es über meine Finger. Selbstfesselung, denke ich. So fühlt es sich also an, wenn man, anstatt seine Hand frei zu öffnen, um die Gaben des Lebens zu empfangen und zu verschenken, sich angstvoll Beschränkungen auferlegt. Auch in mir gibt es eine Stimme, die sagt: Übertreib es nicht, gib nicht zu viel, behalte für dich, du könntest zu kurz kommen. Sie sagt: Vorsicht, wenn das Leben dich beschenkt, nichts ist umsonst, was nichts kostet, ist nichts wert. Mach dich rar, verschwende dich nicht.
Eine andere Stimmee sagt: Warum fesselst du deine Hand? Öffne sie. Reiche sie hin dem, der sie braucht. Vergiss die Angst und die Sorge um morgen. Sei freigiebig, jetzt. Was gibt es Schöneres als Freigiebigkeit? Morgen? Wer weiß schon, was morgen ist.
Dora schleppt eine Schere herbei. „He“, schreit sie, „die Schere klemmt! Bin ich Supermann? Wie wäre es, wenn du ein bisschen Hand anlegst und mir hilfst, dies dumme rosa Band zu zerschneiden?“
Freizügigkeit mag ich sehr. Es geht ja immer um das Maß. Knickerigkeit verhärmt und macht einsam.
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Freizügigkeit – und Freigiebigkeit, Doras Spezialität.
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Immer wieder überraschend und auch herausfordernd. Deine Hand ist auch wieder schön gezeichnet. Und wie sollst Du Dich nun verhalten? Du versuchst es künstlerisch zu lösen.
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Dora hat Recht. Sie möchte Dir helfen, Dich zu öffnen und wieder frei zu sein, liebe Gerda!
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Liebe Bruni, wenn ich zeichne, meine ich nicht nur mich selbst. Ich zeichne Symbole, Analogien, die jeder auf sich anwenden kann, wenn er möchte. Wenn jemand mit dem Bild etwas für sich anfangen kann, ist es gelungen. ich selbst brauche mich nicht zu belehren und brauche auch nicht Dora als Lehrmeisterin 😉
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