In einem Kommentar zu meiner „Hand mit Holz“ hat sich jemand – ich glaube du warst es, Myriade – an den Film „Odyssee im Weltraum“ von Stanley Kubrick erinnert gefühlt. Obgleich es einer der berühmtesten Filme ist, kenne ich ihn nicht. Offenbar war ich zu der Zeit, als er gedreht wurde – 1968 – abgetaucht.
Ich las dann den Inhalt des Films bei Wikipedia nach:
Aufbruch der Menschheit (The Dawn of Man)
Eine Gruppe von Vormenschen in der afrikanischen Savanne. Ihr Alltag wird von Not und vom Kampf ums nackte Überleben bestimmt: Ein Leopard reißt ein Mitglied der Gruppe, Artgenossen einer rivalisierenden Sippe vertreiben die Gruppe von ihrer Wasserstelle. – Eines Morgens bemerkt die Gruppe, dass neben ihnen ein perfekter, quaderförmiger, schwarzer Monolith erschienen ist…. Er führt … bei den Vormenschen eine Bewusstseinsveränderung herbei. Dies wird später klar, als einer der Vormenschen beim Anblick eines ausgebleichten Knochens auf die Idee kommt, den Knochen als Werkzeug oder Waffe zu verwenden. … In der nächsten Szene hat sich das Leben der Vormenschengruppe entscheidend verändert. Mit der Tötung eines Tapirs ist der Mensch zum Jäger geworden. Er lebt nun nicht mehr mit den Tieren, sondern von ihnen. Die Gruppe kehrt mit großen Knochen bewaffnet zur Wasserstelle zurück und versucht, die andere Gruppe zu vertreiben. Dies gelingt, nachdem der Anführer der fremden Horde mit dem als Waffe verwendeten Knochen erschlagen wird. Triumphierend schleudert der neu entstandene Homo faber sein Werkzeug gen Himmel.
Diese Szene ließ mich nicht mehr los. Gestern nun ging ich ins Atelier, nahm den Knochen, den ich zur Vase umfunktioniert habe …
(vergl auch hier: https://gerdakazakou.com/2018/04/10/vier-knochen-oper-bleistiftzeichnung/), in die Hand und zeichnete ihn.
Meine Absicht war, die Zeichnung mit einem deiner Fotos zu verbinden, Myriade. Zwei kamen dafür in Frage: das Bürofenster und die Hände der Schaufensterpuppe. Ich probierte vieles aus, zum Beispiel, wie die Hand mit dem Knochen die große Fensterscheibe des Büros durchschlägt.
Schließlich aber kam ich zu folgender Lösung: der Vormensch, der begann, Tiere zu töten und den Knochen als Waffe zu benutzen, reicht der eleganten künstlichen Hand von heute den blutigen Knochen hin. Das Uralte und KI begegnen sich. Ein Kreis wird geschlossen.
Danke, Mriade, für deine IMPULSWERKSTATT und die wertvollen Foto-Impulse!
Die Begegnung zeigt mir, dass das Alte und das Neue sich doch noch recht nah sind.
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Ja, an beiden Bereichen haben wir Anteil: an der blutigen Gewalttätigkeit gegen Mitglieder der anderen Menschenrudel und der Tierwelt einerseits – und an der maschinenhaften künstlichen Intelligenz, unserer neuen Gottheit, andererseits. .Zwischen diesen beiden müssen wir als Menschen bestehen.
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Ich bin äußerst beeindruckt: obwohl du den Film nicht kennst, trifft diese Hand, die mit dem Knochen als Werkzeug das Fenster zerschlägt punktgenau meinen Eindruck von dieser Filmszene, die hochgereckte Hand mit der Waffe, die triumphale Aggression ….
Eine ganz andere Stimmung finde ich in dem anderen Bild: die Anfänge der Menschheit treffen auf ihre vielleicht letzte Phase, stark!
Es ist seltsam, liebe Gerda, in Bildern ausgedrückt, kann ich deine Gedankengänge sehr viel besser nachvollziehen. Auf emotionaler Ebene finde ich Zugang zu dem, womit ich auf rationaler Ebene oft gar nichts anfangen kann.
Vielen Dank für diese künstlerische Nachbereitung unseres gestrigen Austauschs !
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Liebe Myriade, ich freue mich sehr, dass ich es im bildnerischen Ausdruck offenbar richtig getroffen habe. Und es macht mich froh, dass du diese Sprache verstehst. Unser sonstiges häufiges Nichtverstehen kann man vielleicht unter dem Titel deines Blogs einordnen. die Sprache ist den Menschen gegeben, um ihr Denken zu kaschieren Tatsächlich bedarf Sprache in ihrer digitalen Form der zwischenmenschlichen Übersetzung, denn Wörter sind bei verschiedenen Sprechern unterschiedlich assoziiert. Bildsprache ist analog und insofern unmittelbar verständlich wie zB eine Zornesgeste, ein ironisches Lächeln oder ein Imoji. 😉
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Kommunikation geht über die Sprache hinaus, das denke ich auch
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wow, gerda – das gefällt mir sehr, wie du mit der inhaltsangabe zum film umgehst.
du zeigst eine schlüsselszene, absolut!
i sah die odyssee zum ersten mal ende der 80-jahre in münchen (als der film rauskam, war i noch viel zu jung zum filmegucken, und außerdem gab’s da, wo i aufwuchs, weit u breit kein kino …) und im laufe meines lebens dann noch zwei- oder sogar dreimal, weiß nicht mehr genau.
für mich jedenfalls ein großer film mit archetypisch anmutenden bildern, geheimnisvoll, suggestiv.
danke dir sehr für diesen beitrag!
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* also: du zeigst ZWEI schlüsselszenen!
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Herzllchen Dank Pega für deine tolle Rückmeldung, die mich wirklich sehr freut.
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