Sitze auf der Turmterrasse
Vor mir dehnt sich weit die Erde
Sonne scheint mir auf den Scheitel
Kitzelt freundlich mir den Nacken,
Wär ich kitzlig – doch ich bins nicht –
Würde gleich den Platz ich räumen.
Kaffee steht schon griffbereit.
Auch ein Hefter ist vorhanden
Mit sehr vielen weißen Seiten
Will ein wenig kritzeln, krakeln
Alles geht auf eine Seite
Ganz egal ob groß ob klein.
Hier die Tasse, dort die Flasche,
Hier der Berg und dort der Zaun.
Und so huscht der Kugelschreiber
Übers weiße Blatt Papier
Hinterlässt auf der Passage
Linien, Wellen und auch Flecken
Um all das was meine Augen
Wohlgefällig draußen sehen
Gleich noch mal durch mich verdauet
Auf die Fläche hinzubannen.
Schön ists nicht, was ich vollbringe?
Sollte mich ins Haus begeben
Und mit Sorgfalt, mit Bemühen
Mich exakter Kunst befleißgen?
Lass man, lass, es kommen Tage
Wo der Himmel kalt und trübe
Über diesen Berg sich breitet
Dann, ihr Lieben, herzlich gerne
Werd ich wie in alten Tagen
Der Frau Kürbis und den andern
Früchten ihre Form ablauschen,
Werde häuslich am Kamine
Sitzen und Olivenscheite
Oder auch das Holz der Pinie
Über Nadeln und Papieren
Sorgsam schichten und entzünden
Denn was jetzt die Sonne bietet
Muss alsdann das Flackerwesen
Und die Glut des Feuers leisten.
*Kolokythi ist der Kürbis auf Griechisch. Bei Mme Kolokytha handelt es sich um einen Flaschenkürbis, genauso wie auch auf Dürers Gravour vom Hl Hieronymus /meine Kopie)
😉 Wie immer toll! Wünsche ein schönes Wochenende! LG Michael
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Danke sehr, Michael! Auch dir ein schönes Wochende!
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Liebe Gerda, ich weiß nicht recht, ob ich dir je ein Kompliment zu deinen Texten in „metrisch geregelter Sprache“ (Wikipedia zu „gebundener Rede“) gemacht habe. Sollte dem nicht so sein, möchte ich es bitte jetzt getan haben. Ich empfinde das als eine sehr große Kunst, und ich erfreue mich sehr daran. Außerdem erinnert mich das an meine Schulzeit, speziell an die Ilias im Original 😉, und so sehr ich damals geflucht habe, so gerne denke ich heute wieder daran.
Hab also Dank für die Etüde und genieße die Zeit in der Sonne bei produktivem oder unproduktivem Tun! 😁👍🧡
Mittagskaffeegrüße 😁🌥️🍁🍂☕🍪👍
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Danke, Christiane. Dein Kompliment schmeckt süß, besonders, weil es dir die Erinnerung an den schulischen Homer versüßt! 🙂
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Herrlich zauberhaft gedichtet und bebildert, liebe Künstlerin, ein Hochgenuss!
Herzliche Grüße 💌
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Danke dir, lieber Lu Finbar ¨)
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🙂 🙂 🙂
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Auf einmal stellt sich die Poesie wieder ein. Wie gut, wenn da mehrere Begabungen sind! Und die letzte Kürbiszeichnung von früher ist ja wiederum ein Kunstwerk.
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Lieben Dank, Gisela!
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Die Kritzeleien und das Gedicht sind dir wunderbar gelungen.
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Danke von Herzen, Peter!
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Herrlich, liebe Gerda! Deine Verse, Deine Zeichnungen, und dann endlich die unglaubliche madame kolokytha -schattenklaenge. Die Zeichnung, die mir schon mal so gut gefiel und heute irgendwie noch mehr. Vermutlich im Zusammenklang mit Deinen so fein fließenden Worten.
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Hab Dank, liebe Bruni, für deine lieben Worte, über die ich mich sehr freue.
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Also ich würde sagen: nicht ins Haus gehen, sondern genau so weiterzeichnen!😊 Wer exakte Kunst mag, kann ja in eine Fotoausstellung gehen.
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Nun,das ist nicht genau das Gleiche. Nimm mal den Dürer: exakt ist er sehr, aber von Fotografie weit entfernt.
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