Ein neues Skizzenbuch zu beginnen, hat etwas Einschüchterndes: So viele schöne leere Blätter, glatt, fest, leicht gelblich, mit gerundeten Ecken! Darf ich da einfach loskritzeln?
Ja, ich darf. Und jetzt erst recht.
Also öffnete ich es vorgestern auf dem Balkon und kritzelte los: Vor mir sah ich das Kaffeehaustischchen mit der rissig gewordenen Platte, den Kaffeebecher mit einem Reklameaufdruck, den „Zigeunerstuhl“ – so genannt, weil diese Plastikstühle jedes Jahr im Frühjahr auf klappigen Kleinlastern durch die Straßen gefahren und über Lautsprecher geneigten Hausfrauen angepriesen werden – , Andeutungen von Pflanzen und Jalousien.
Die nächste Skizze machte ich gestern im Auto vor einem Cocomat-Geschäft wartend, das noch nicht geöffnet hatte. Vor mir sah ich eine stark befahrene Straße, flankiert von Geschäfts- und anderen Häusern, eine sauber beschnittene Ligusterhecke, Reklametafeln, Masten, Straßenbeleuchtung. Dass die Straße wie eine Sprungschanze anzusteigen scheint, verdankt sich einem perspektivischen Fehler und war nicht beabsichtigt.
Später dann machte ich im Cafe weiter, von dem aus ich gestern auch Straßenszenen fotogafierte.
Ich versuchte mich auch an Menschen, aber die waren meist nur für Sekunden in meinem Blickfeld, und so gab ich bald auf.
Heute machte ich dann zwei Studien passend zur früheren Serie „Kleine Dinge ans Licht heben“ (auch die folgenden). Bei der ersten Zeichnung handelt es sich um ein merkwürdig geformtes Schwemmholzstück …
bei der zweiten um eine große Muschel.
Ich mag dieses neue Skizzenbuch, doch hat es einen Nachteil: Die Blätter sind leicht gewellt, was beim Zeichnen und mehr noch beim Fotografieren stört, Es zwingt mich, entweder die Zeichnungen zu beschneiden oder etwas Hintergrund stehen zu lassen. Oben kannst du beide Möglichkeiten sehen. Welche ist stimmiger?
Schön, dein neues Skizzenbuch. Da werden wir in Zukunft einiges zu sehen bekommen, wenn man an die vielen leeren Seiten denkt, die gefüllt werden wollen…
Es ist schon interessant wie stark wir auf präzise Perspektivität sozialisiert sind. Demnach ist es kaum zu glauben, dass es auch andere Sehweisen gab und noch gibt…
LikeGefällt 1 Person
Ja, die Perspektive…Da haben sich nun die Maler seit Beginn des 20. Jahrhunderts abgepagt, uns das perspektivische Sehen wieder auszutreiben, das ihre Vorgänger seit der Renaissance uns so mühsam eingebläut haben….aber wir mögen es nicht lassen. Nur manchmal überkommt uns eine kindliche Sehnsucht, unsere Straße würde sich nicht im unendlich fernen Punkt des horizentalen Nichts verlieren, sondern wie eine Sprungschanze geradewegs in den Himmel führen.
LikeLike
Liebe Gerda, wie Du Dein neues Slizzenbuch „eingeweiht“ hast, freut mich. Natürlich freue ich mich besonders über die Zeichnungen „kleine Dinge ans Licht heben“. Das ist ja eine wunderbare Reihe, die Du hier fortsetzt.
Welche der beiden Zeichnungen mir davon besser gefällt, vermag ich noch nicht zu entscheiden. Ich finde beide sehr schön, von Deinen Händen wie auch von der Muschel/ Schneckenhaus aus betrachtet.
LikeGefällt 1 Person
Jetzt würde uch sagen: die 1. Zeichnung gefällt mir noch besser: vor allem weil die Hand noch liebevoller gezeichnet ist.😊❤✋
Und da gibt es auch noch einen „Hintergrund“. Das wirkt schöner als ohne diesen.
LikeGefällt 1 Person
Schön zu erfahren, wie du auf die Bilder schaust. Danke, Gisela!
LikeLike
Danke auch.😊
LikeGefällt 1 Person
Diese Notizbuch wird bestimmt ein kleiner Schatz werden. Ich mag Notizbücher sehr. Die mit Worten, aber noch lieber die mit Zeichnungen. Ich finde es gar nicht störend, wenn man den Rand des Buches sieht.
LikeGefällt 3 Personen
Ich habe nun in den folgenden Posts den rand unbeschnitten gelassen, aber ein wenig störend finde ich es doch.
LikeGefällt 1 Person
Ein schöner Einstieg in deinem Skizzenbuch ! Viel Freude und weiterhin spannende Ideen! Ich bevorzuge das letzte Bild. Es ist sehr ansprechend und der dünnere Rand gefällt mir sehr. Vielleicht kannst du ihn immer nach dem Fotografieren einsetzen? Dann brauchst du nicht zu schneiden. Aber auch ohne Schneiden finde ich’s okay. Herzlich, Petra
LikeGefällt 1 Person
Danke, Petra. Der Rand fällt beim Fotografieren mal so, mal anders aus, als Standardrand einsetzen kann ich das nicht, ohne vorher zu beschneiden. Ich habe es jetzt mal so stehen gelassen, aber eigentlich gefallen mir die Blätter beschnitten ohne Verzerrung und ohne Rand besser.
LikeGefällt 1 Person
Der Rand dieses wunderhübschen Skizzenbüchleins darf sehr gerne zu sehen sein, liebe Gerda. Er macht das Ganze persönlicher.
Deine letzte Skizze mit der Muschel in Deiner Hand ist mir die allerliebste und dann auch noch Deine erste Skizze!
LikeGefällt 1 Person
Hab Dank, liebe Bruni. Mit dem Rand hadere ich noch ein bisschen.
LikeGefällt 1 Person
Musst Du nicht, Gerda!
LikeGefällt 1 Person
Ob Du diese Skizzenbuchvariante kennst „Mach dieses Buch fertig“, mit Kaffee üverschütten, über den Strand ziehen, mal ins Wasser werfen? Oder das Filmchen von Orly Avineri, was sie so mit ihrem Skizzenbuch angestellt hat? Nur, wenn Dir die Ideen für die weißen makellosen Seiten ausgehen😊
LikeGefällt 1 Person
🙂 Die kenne ich nicht, Sabine, aber ich mag solche Lösungen gelegentlich ganz gerne. Bisher gehen mir die Ideen zum Glück nicht aus. 😉
LikeGefällt 1 Person