Als mich dieses Bild unter deinen Juni-Impulsfotos anlachte, liebe Myriade, dachte ich zunächst nicht an den Bosporus, sondern an meine alte Heimat und die Brücke, die den Fehmarnsund überspannt. Meine Kindheit hat sie nicht geprägt, denn sie wurde erst gebaut, als ich längst auf und davon war. Für mich gehen die großen Fähren immer noch von Großenbrode nach Gedser, so wie damals, als ich auf der „Theodor Heuß“ und der „Deutschland“ jobbte. So als ob es die Brücke nicht gäbe.
Auch die Farben erinnerten mich eher an die Ostsee als an den Bosporus. Und so war es vor allem das für mich magische Wort: Bosporus! das meine Erinnerung ansprach. Oft war ich dort, das erste mal 1967 mit einem VW von Berlin aus, das letzte Mal 2005 bei einem Freundesbesuch. Natürlich gab es 1967 noch keine Brücke über den Bosporus (die erste wurde 1973 eröffnet). In den achziger Jahren entstand eine zweite Brücke , und seit meinem letzten Besuch ist eine dritte Brücke hinzugekommen, so dass ich gar nicht mit Sicherheit sagen kann, ob es die auf dem Foto abgebildete ist, die ich 2005 staunend, aber auch ein wenig widerwillig betrachtete und immer wieder ablichtete. Denn ich liebe Brücken, bewundere die kühnen Konstruktionen, bedaure aber auch, wenn dem unendlichen Verkehrsfluss neue Möglichkeiten eröffnet werden, über die stille See hinwegzudonnern, anstatt dass die Menschen wie zuvor gemächlich per Fähre über das Wasser tuckern. (Zur Geschichte der Brücke gehts hierlang).
Die Brücke überquert zunächst das Häusermeer. In der Ferne sieht man eines der damals entstehenden großen Neubaugebiete, die den Siedlungswildwuchs beenden und den Menschenzustrom aus Anatolien aufnehmen sollten. Was trotz aller Anstrengungen und rigorosen Maßnahmen nicht völlig gelang.
Wie es sich im Schatten der riesigen Brücke leben lässt? Nun, wer fragt danach, wenn es um Tempo und Fortschritt geht.

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Weithin zeigt sie ihre Präsenz.
Nun erreicht sie das Ufer. Unendlich der Verkehrsstrom, der darübergeht. Übrigens nicht unbedingt schnell, wie ich mich erinnere. Einmal nur überquerte ich sie, und da wir offizielle Gäste waren, wurde unsere Limousine von Polizei eskortiert, die mit Blaulicht und Sirene eine Bresche in den dahinkriechenden Autostrom sprengte.
Überall zeichnet sie sich in den Himmel,
doch verliert sie allmählich ihre aufdringliche Präsenz ….
bis man sie schließlich ganz vergisst. Denn hier ist die Ausfahrt zum Schwarzen Meer.
Ich selbst fuhr natürlich mit dem Dampfer, der damals die Siedlungen entlang des Bosporus noch mit regulären Fahrplänen verband. Ob es heute noch so ist? Ich hoffe es.
Woher der Name Bosposus kommt? Nun, natürlich aus dem Griechischen. Es war die in eine Kuh verwandelte Io, die vor undenklichen Zeiten die Furt durchschwamm. βοῦς (boũs) – das Rind. Bosporos – die Rinderfurt (vergll Schweinsfurt, Frankfurt…). Übrigens hat sich Zeus wohl ein Beispiel an Io genommen, als er, mit der phönizischen Prinzessin Europa beladen, irgendwo hier von Asien zu uns herüberschwamm.
Vom Mythos der Io habe ich in meinem Romanfragment „Schwanenwege“ erzählt und eine Reihe von Legebildern gemacht, zB hier.
Ja, die Kindheiterinnerungen sind schon Maßstab gebend… Übrigens, sehe ich von einigen Bildern nur den Rahmen.
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Danke, Joachim. Es sind aber keine Kindheitserinnerungen, ich war schon 25, als ich erstmals Istanbull besuchte. 😉 Hab es eben korrigiert (hoffentlich)
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Ja Gerrda, 4 Bilder sind auch bei mir nicht sichtbar! Danke für die Beschreibung und Info, ist sehr interessant! Und Dich am Schluß zu sehen, ist auch sehr schön❣😁
Schreibst Du eigentlich noch an Deinem Roman Schwanensee?
Und was ist aus Will’ie geworden? Ich hab da echt was verpasst! Gut da schaue ich auf Deiner Seite nach und lese zu Ende❣😁🤓
Liebe Grüße Babsi
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Erstmal Dank fürs Lesen und den Tipp, ich habs hoffentlich verbessert. Danke auch für die Nachfrage nach dem Roman (nein, hab ich nicht dran weitergeschrieben) und nein, du hast mit Will.i nichts verpasst. Ich habe ihn gestern mit der abc-etüde kurz aus der Versenkung geholt, aber ansonsten geht er seine mir unbekannten Wege.
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Okay Gerda, die Zeit wird kommen, dann steht Will.i wieder vor Deiner Tür! Und dann, gibt es bestimmt viel zu erzählen!
Hoffentlich wird Schwanensee kein unvollendetes Werk, daß wäre sehr schade! Aber es ist, wie es ist❣😉🙆♀️🙋♀️
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Danke für die kleine Reportage mit den eigenen Fotos. Ich sehe sie jetzt übrigens alle ! Welche der Hängebrücken es ist, weiß ich leider auch nicht, ich kann nur die Galatabrücke aus dem 19. Jahrhundert unterscheiden und die sieht ganz anders aus.
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Fährenfahrten ziehe auch ich den Auto- oder Zugfahrten eindeutig vor. Bei der Vorstellung zB unter dem Ärmalkanal durchzufahren, wird mir anders 😦
Interessant, dass dich das Foto an die Ostsee erinnert ! Es ist insofern untypisch als es im November aufgenommen wurde, vor ein paar Jahren, ich war auf einem Seminar zu einer sehr ungewöhnlichen Jahreszeit. Die üblichen Istanbul-Fotos haben strahlend blauen Himmel …
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Danke Myriade, es gelang mir,den Fehler zu beheben.
Das Grau kenne ich natürlich auch vom Mittelmeer, beim mit dem Gemälde verlinkten Post gibt es ein entsprechendes Foto. Ich war übrigens auch nie im Sommer in Istanbul. Im Sommer reise ich höchstens in den Norden. 😉
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Verstehe ich gut. Nordpol würde ich zB als höchst angenehmen Aufenthaltsort für den August empfinden 🙂
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Sehr schöne Aufnahmen! Da bist Du also überall gewesen!
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Danke, was für eine mächtige Brücke! Tolle Fotos
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Dein Gemälde, und die nördliche Stimmung ist wunderbar!
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