Der Akanthos blüht jetzt überall. Vor zwei Jahren stellte ich ihn schon mal vor (hier), zusammen mit vielen anderen Juniblühern.
Diese besondere kraftvoll-schöne Pflanze hat eine ehrwürdige Bedeutung in der griechischen Baukunst und findet sich bis in die heutige Zeit als Schmuckelement, zB an einer ollen Eisentür in einem abgelegenen Dorf wie hier.
In meiner Wohnstraße gibt es einen bewaldeten Hang, der um diese Zeit zu einer blühenden Akanthus-Wiese wird.
Akanthus hat raffinierte Blüten, die ihr kostbares Dessou unter violetten Decken verbergen…
Aber nicht sie waren es, die den Ruhm des Akanthos begründeten. Das waren die sehr kräftigen Laubblätter. Sie bildeten das Schmuckornament des Korinthischen Säulenkapitells.
Wenn du bei Wiki schaust, findest du etliche Darstellungen, zB die obige (Bildangabe: Von Dmicha (Diskussion) 09:41, 26. Dez. 2013 (CET) – Eigenes Foto in Side/Türkei, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=37350155). Oder schau bei Heraldik Wiki.
Warum das Blatt diese rühmliche Behandlung erfahren hat, wusste ich nicht, aber wozu gibt es internet? Ich schaute also nach (hier) und fand, dass der Akanthus Unsterblichkeit symbolisiere. In der christlichen Romanik hätte man daher Reliquienschreine damit dekoriert, sollten doch diese besonderen Knochen bei der Zweiten Erscheinung Christi in die Ewigkeit eingehen (auferstehen).
Merkwürdigerweise aber symbolisieren die Blätter auch etwas ganz anderes, ja geradezu Entgegengesetztes, nämlich „das Eingeschlossen- und Verstricktsein des Menschen in den ungerichtet wuchernden pflanzlichen Bereichen“ ( (hier) .
Wo zwei entgegengesetzte Interpretationen nebeneinander existieren können, darf es auch noch eine dritte und vierte geben. Und so lasse ich mich belehren, dass (a) griechische und römische Grabstelen mit diesem Symbol verziert wurden – wegen der Ausdauer der Pflanze und wegen ihrer Heilkräfte
und (b) in christlicher Deutung „Streben nach äußeren Reichtümern, die Sinnenlust, die Vergnügungen dieser Welt und seine fleischige Blätter die Sünden des Fleisches“ (hier).
Was lässt sich noch Rühmliches über diese Pflanze sagen? Es sei eine Heilpflanze, helfe gegen innere und äußere Entzündungsprozesse, Verstopfung, wirke auf die Galle … Interessiert es dich? Dann schau mal hier oder noch besser hier, ein breit informierender Artikel, darin: der berühmteste Arzt der Antike „Dioskorides empfahl eine Abkochung von Akanthuswurzeln und Blättern einzunehmen bei Diarrhöe, Blasenentzündung, Katarrh; die Pflanze gequetscht alsPflaster auf Verbrennungen, Furunkeln…“
Und mir wächst diese Wunderpflanze gleich in ganzen Wiesen zu? Ich habe sie zwar immer schon bewundert, aber ihre heilenden Kräfte waren mir bis eben unbekannt.
Neu belehrt, schaute ich in mein Fotoarchiv und freute mich, die oben abgebildete „weiße Lekythe“ und eine dunkelgrundige Urne vom antiken Friedhof Athens, dem Kerameiko zu finden, deren Deckel mit dem Akanthos-Symbol geschmückt sind.
Die „Wunderpflanze“ am Baumstamm finde ich besonders schön.
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Diese Pflanzen wächsen im Pinienwäldchen, wo sonst nicht viel gedeiht, weil die Piniennadeln den Boden sauer machen. Sie sind sehr üppig,, rden anderthalb Mter groß. Auf dem von dir genannten Foto siehst du einen Pinienstamm.
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Danke. Der Name „Bärenklau“ ist mir eigentlich nicht fremd. Den müßte es hier auch geben. Ich erkundige mich mal.
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So wild, so schön…
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Danke, Eva!
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Bisher kannte ich nur die Heilkraft auf die Galle (wie ja alle Bitterstoffe). Bei deiner Beschreibung als: Einerseits Symbol für Unsterblichkeit und andererseits für unkontrolliertes Wachstum und das Eingeschlossen- und Verstricktsein dachte ich jetzt aber an etwas anderes: Vielleicht sogar ein mögliches Mittel gegen manche Tumorarten…?
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Das ist eine interessante Idee. Vielleicht findest du was raus?
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Hätte ich jetzt nicht gewusst, dass Akanthus Bärenklau ist. Muss ich auch mal in der Gegend gucken. Ich bin schon wieder ein wenig froh, dass bei uns im Gartenabteil wieder Efeu gedeiht. das war jetzt gut fünf Jahre lang nicht der Fall. LG Michael
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Ja hier wird der Bärenklau umgehauen, weil Riesenbärenklau Verätzungen auf der Haut hervorrufen soll. Man hat ja viele Heilpflanzen als giftig verunglimpft, als gefährlich eingestuft, aber wie ich sehe, wachsen sie doch immer wieder nach. Leider weiss niemand mehr viel über Pflanzen.,
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Eine sehr schöne Zusammenstellung und spannend zu lesen. Das meiste war mir völlig unbekannt. Ich mag solche Trips, das Internet ist dabei eine gute Hilfe. Früher musste man sich in Bibliotheken vergraben. Die Gefahr ist allerdings, dass man sich verzettelt…
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Der Akanthus scheint wirklich eine Wunderpflanze zu sein, liebe Gerda.
Unsterblichkeit scheint mir persönlich zwar nicht das Beste, aber seine Eigenschaften als Heilpflanze sind schon verblüffend.
Ich werde nun immer sehr auf seine Blätter achten, damit ich ihn nicht verwechsle, aber ich glaube, ich sehe hier immer nur Lupinen und die haben sehr andere Blätter.
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Ich glaube, den Akanthus gibts bei euch nicht, oder vielleicht als Zierpflanze in Gärten, während er hier wild wächst. Die Lupine sieht ihm ähnlich, gehört aber, glaube ich, zu einer anderen Pfanzenfamilie.
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Ja, gehört einer anderen Pflanzenfamilie an – hab ich schon nachgelesen
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Faszinierend! Ich erinnere mich an die berühmten Säuleneinfassungen mit diesen Blättern…wusste auch wie sie heissen… aber die Pflanze als solche zu erkennen?? Jetzt fällt mir auf (dank Deiner Fotos) , dass sich genau diese Pflanze in meinem vorigen Garten angesiedelt hatte.. und ich heimlich stolz war, über diesen beeindruckenden Besuch 😊
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Aha, er kommt also auch in England vor. Ja, warum auch nicht. Dieser sei ursprünglich amerikanisch, heißt es. Mir scheint aber, er sei hier endemisch. Gedeiht überall, auch auf kargen Böden, sehr kräftig wuchernd, und mit diesen fantastischen Blütenständen eine Pracht.
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