In mir arbeiten die Bilder und Gedanken weiter. Ich möchte es nicht bei der letzten Bildform belassen, in der die Menschen wie aufgescheuchte Hühner in einem geschlossenen Geschichtsraum herumirren. Wenngleich ich damit ein vorherrschendes Lebensgefühl recht genau beschrieben habe, wie Ule in ihrem Kommentar sagt:
Der angedeutete Kreislauf, der durch „Ullis“ roten Faden hier eintritt, schließt für mein Gefühl diesen Raum nun sehr stark ab. Zusammen mit den Händen, die die Situation einklammern … und der Richtungsänderung der Menschengruppe entsteht in mir das Bild einer ausweglosen Situation.
Wenn ich über die ganze Serie schaue, betont gerade dieser Richtungswechsel für mich den Eindruck von Menschen, die hin und her pendeln auf der Suche nach einem Ausweg, der bisher in allen Varianten in einer Richtung vorhanden schien. Jetzt hast du den Laden dicht gemacht.
Ja, so ist es. Ja, ich bemerke oft dieses ausweglose Rennen: zurück ins Mittelalter, in die Antike und bis zu den Höhlenmenschen rennen die Menschen, ob es da nicht etwas gäbe, was uns weiterhelfen könnte! Manche rennen auch angstvoll vorwärts in eine unbeschriebene Zukunft. Und so wirkt unsere Zeit richtungslos, wie hin- und hergeworfen, nostalgisch und dystopisch zugleich ….und ohne Erlösungsglauben – weder im Diesseitigen (wie es die Kommunisten taten) noch im Jenseitigen (wie die monotheistischen Religionen). Und uns gehen die Kräfte aus. Denn was immer die Menschheit so eifrig ersonnen hat, ist fadenscheinig geworden: Religion, Aufklärung, technischer Fortschritt, Kunst. Alles zerrinnt uns zwischen den Fingern.
Ich will es aber nicht dabei belassen. Und suche nach passenden Ausdrucksformen. Heute machte ich eine weitere Galerie: In den schon bekannten Rahmen setzte ich Hände ein. Hände sind ein Symbol des Dinge herstellenden Menschen (homo faber), aber darüber weit hinaus haben wir zeigende, deutende, schreibende, zärtliche, helfende, schöpferische Hände.
Diese Bilder habe ich in eine Galerie gehängt und davor allerlei Besucher aufmarschieren lassen: Diesmal beginne ich mit der ägyptischen Göttin Isis (Foto vom Isis-Heiligtum in Nea Makri, Griechenland, aus römischer Zeit), es folgen Hunde, Artefakte und Menschen. Voll und voller wurde es, o ja, die Geschichte hat viel Personage!
Rechts ergötzen sich die Drachenflieger, und ganz rechts wandert aus dem Bild hinaus: ein fröhlicher Narr mit seinem Hund, denn immer beginnt alles von vorn.
Du kannst ihn auch ohne all den historischen Ballast wandern sehen: vorwärts, unbeschwert, vertrauensselig. Was immer die Zukunft bringt: er wird ihr Schönheit abgewinnen.
ZUM BESSEREN SEHEN BITTE ANKLICKEN
Gerda, das hast Du wieder ganz großartig abgefangen, aufgenommen, um neue Ideen zu gestalten. Und es ist Dir großartig gelungen! Die Enge ist weg. Ein Ausgang bzw. ein Anfang ist möglich, der an Bekanntes anknüpft. Und wie der Narr nun in sich lebendig ist und neu sich entscheidet, wendet sich das Blatt anscheinend auch für die anderen, aber nicht wirklich, weil sich jeder selbst zurechtfinden muß.
Gefällt mirGefällt 2 Personen
danke, Gisela 🙂
Gefällt mirGefällt mir
Schön, wie der „Narr“ in aller Ruhe weiterschreitet, die Blumen hinterm Rücken haltend (ob er die Närrin treffen will? 😉 )
Unbeschadet ist er dem Gewühl entkommen. Gewühl ist ein gutes Synonym unserer Zeit. Sooo unglaublich viele Menschen, in Museen, den Straßen berühmter Metropolen, an den Stränden, auf den Kreuzfahrtschiffen und … da kommt solch eine Pandemie vielleicht grad recht????
Wahrlich, ich habe meine große Freude an dem Narren, er scheint gut zu meiner Weiterführung deines Bildes zu passen. Es ist jetzt im Blog zu sehen. Hat nun doch nicht so lange gedauert und hat mir Freude gemacht.
Liebe Grüße
Ulli
Gefällt mirGefällt 2 Personen
es ist toll geworden, Ulli, Ich freue mich sehr! Soviel freie Bewegung! ja, zum Narren passt es schon. https://cafeweltenall.wordpress.com/2020/03/12/fuer-gerda-oder-ueber-die-anfaenge-der-kunst/
Gefällt mirGefällt 1 Person
Eine schöne und mich fröhlich stimmende #Begegnung!
Nebenbei hast du für mich die Idee der Gleichzeitigkeit aller Zeiten begreifbarer gemacht, auch wenn der Boden nach wie vor weich ist.
Gefällt mirGefällt 2 Personen
Ich finde, in deiner Bearbeitung mit dem Pferd wird diese Gleichzeitigkeit ganz greifbar! ich habe ja den Hund mitlaufen lassen, im Gedanken, dass dem Hund die Geschichte ziemlich gleichgültig ist, er aber doch, da er die Menschen begleitet, von den menschlichen Umständen beeinflusst wird. Man sieht es an den verschiedenen Hundeformen und Bekleidungen…. Aber Hund bleibt dennoch Hund, so wie Pferd Pferd.
Gefällt mirGefällt 1 Person
Liebe Gerda, ich lerne still von Dir. Lg. R.
Gefällt mirGefällt 3 Personen
🙂 Das klingt schön, Rainer! Wir lernen ja alle voneinander, wenn wir es nur wollen.
Gefällt mirGefällt 4 Personen
Eine gute Aussage.
Wenn wir es wollen und unser Ego das nicht verhindert.
Gefällt mirGefällt 1 Person
Das ist eine wunderbare, befreiende Auflösung der Klausur, liebe Gerda. Heiter und mit einer Vielzahl angedeuteter Möglichkeiten.
Und wenn du damit vielleicht auch nicht die Welt rettest, so doch für viele den Tag mit einem liebevollen Ausblick.
Gefällt mirGefällt 2 Personen
Danke Ule! Auch ich bin fröhlich heute. Als sei ein Alptraum gewichen. Na ja, er wabert noch im Raum, aber bedrückt nicht mehr so. Als ich heute meine Hunderunden drehte, sah ich so viele heitere Eltern.Kinder Hunde, bei herrlichstem Frühlingswetter auf den Wiesen im Stadtwald lagern, spielen, wandeln. All diese Leute sieht man sonst nicht an Alltagen um die Zeit – aber jetzt sind wegen Virus dingsbums alle Schulen zu, viele Erwachsene dürfen zu Haus bleiben bzw arbeiten von zu Haus aus mit freiem Stundenplan, Es ist eine Freude wie an schneefreien Tagen! Doch der einzige Schnee sind jetzt die Mandelblüten. 🙂
Es fühlt sich wie das Einüben in eine Utopie an, in der jeder grad das tut, was ihm beliebt….
Gefällt mirGefällt 3 Personen
Die Wirkung des Virus so zu sehen lässt ihn ja fast wie einen Segen erscheinen. Manchmal braucht der Mensch ja wirklich einen Zwang, um eine neue Form des Lebens zu erproben. Es könnte dabei die Ermutigung zu einer deutlich klimaschonenderen Lebensweise entstehen.
Kürzlich habe ich irgendwo gelesen, dass die notorisch schrecklich schlechte Luft in chinesischen Industriegebieten durch das Zurückfahren vieler wirtschaftlicher Aktivitäten deutlich sauberer geworden sei.
Gefällt mirGefällt 3 Personen
Ja, hab ich auch gelesen. https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&cad=rja&uact=8&ved=2ahUKEwjFr-yO2ZXoAhVM3qQKHZkVAvYQFjAAegQIAxAB&url=https%3A%2F%2Fwww.livescience.com%2Fcoronavirus-changes-pollution-over-china.html&usg=AOvVaw0Ep1LpCRCOnNOjkfdCUSLE
Ich erwarte, dass sich die Umweltdaten auch in anderen Ländern verbessern, wenn weniger Menschen und Waren bewegt werden. Also zB in Italien. Anstatt sich zu freuen, rufen die Klimapessimisten laut, dass billigeres Erdöl (Folge der geschrumpften Nachfrage) die Erneuerbaren unter Druck setzen werden etc pp. Man könnte ja deses ungewolltle globale Experiment einmal positiv bewerten un seine Lehren daraus ziehen, meine ich. Aber nein, alles soll genauso weitergehen wie bisher: die Leute sollen weiter in den Tretmühlen arbeiten, die Kinder ihr Hirn mit Schulkram füllen, die Uralten sollen weiterhin künstlich am Leben erhalten werden, bald wird man ja auch eine Impfung erfinden … und die gutbezahlten ehrenhaften Klimaschützer werden weiterhin rund um den Globus zu ihren Kongressen fliegen, um ihre Messdaten zu diskutieren und uns verrückt zu machen. Dabei braucht es eigentlich nur eins: Wirtschaftsformen zu entwickeln, die das Leben verlangsamen! Muss es denn unbedingt ein Virus sein? Geht es nicht auch mit Vernunft?
Gefällt mirGefällt 1 Person
Die Redewendung „jemand zu seinem Glück zwingen“ gibt es anscheinend nicht ohne Grund. Schon schade, dass wir der Vernunft so wenig Einfluss gewähren.
Gefällt mirGefällt 1 Person
Der Narr führt die Menschheit an: hört sich zunächst mal närrisch an. Aber haben die Narren nicht in vielen Kulturen immer schon eine Sonderstellung gehabt und durften Dinge sagen oder tun, die Anderen nicht erlaubt waren? Insofern verkörpern sie doch eigentlich die Freiheit des Geistes und der Möglichkeiten sowie die kritische Auseinandersetzung mit dem Geist der Zeit.
Diesen Narren geselle ich mich gern dazu!
Gefällt mirGefällt 3 Personen
Danke, Werner. Der Narr trägt im Tarot die Zahl Null: das ist der Anfang von allem. Immer wieder. Jeder beginnt als Narr – sofern er das Glück hat, im Urvertrauen zu sein: tänzelnd, lebensfroh beginnt der Mensch seinen Lernweg, mit ihm ist der schwanzwedelnde Hund. Es folgen dann andere Entwicklungsalter, denn man lernt, auf seine Schritte zu achten, man wird misstrauischer, vielleicht auch weiser. Doch glücklich, wer sich ein wenig von seiner Narrheit bewahren konnte!
Gefällt mirGefällt 1 Person
Sehr schön, Werner!
Gefällt mirGefällt mir
Liebe Gerda!
Dem roten Faden von Ulli stelle ich nun hier an dieser Stelle „das Möbiusband“ ergänzend zur Seite. Vielleicht ist ein anderer Gedanke hilfreich: sich nicht von A nach B und zurück, sondern ganzheitlich in der Endlosschleife bewegen.
Liebe Grüße Juergen
Gefällt mirGefällt 2 Personen
Danke, Jürgen. das Möbiusband ist noch irritierender , insofern als da dann das, was außen war, nach innen wandert und wieder nach außen – endos und ohne jede Hoffnung, auszubrechen. Ich merke schon, es beginnt mich zu fesseln. 😉
Gefällt mirGefällt 1 Person
Was für ein Füllhorn! So pulsierend und phantasiereich!
Gefällt mirGefällt 1 Person
freu, danke, Petra!
Gefällt mirGefällt 1 Person
In dir scheint was aufgebrochen…
Gefällt mirGefällt 1 Person
der Frühling, vermutlich.“Im Märzen der Bauer die Rösslein einspannt….“ 😉
Gefällt mirGefällt 1 Person
…oder so 🙂
Gefällt mirGefällt 1 Person
Super. Das gefallt mir sehr gut, Gerda.
Gefällt mirGefällt 1 Person
Das freut mich sehr, rabirius, danke!
Gefällt mirGefällt mir
wunderschön, wie Du die Galerien sich ändern läßt, liebe Gerda
und wie recht Du doch hast:
Denn was immer die Menschheit so eifrig ersonnen hat, ist fadenscheinig geworden
An einen Virus dachte keiner und nun sucht er uns alle heim, aber ich konzentriere mich auf Deinen Narren, der einen Ausweg sieht:
Sich auf das besinnen, was gut und deshalb auch schön ist. Etwas davon gibt es immer. Und wenn es nur eine kleine Blume am Wegrand sein sollte. Es wird eine Kostbarkeit für ihn sein.
Ich habe mir gestern einen knallroten Tulpenstrauß gegönnt!
Liebe Grüße in die Nacht zu Dir
Gefällt mirGefällt 1 Person
Danke, Bruni. So ein Tulpenstrauß kann den Unterschied zwischen Trübsinn und Frohsinn machen. Gute Nacht! Gerda
Gefällt mirGefällt 1 Person
Ein bissel Narr sein, schadet keinem von uns *scmunzel*
Gefällt mirGefällt 1 Person
Wie ich schon woanders anmerkte: Narr ist eine Seelenqualität, die in bedrückkten Zeiten ganz besonders gebraucht wird. Er symbolisiert sozusagen en Frühling der Seele.
Gefällt mirGefällt mir
wie wunderschön gesagt, liebe Gerda!
Gefällt mirGefällt 1 Person
Your work is such a true reflection of the times, told from one person’s unique position but true for all of us. I thank you for „rising to the occasion“ as we say in English. We need artists to show ways forward (not THE way, but WAYS). 🙂
Gefällt mirGefällt 1 Person
Thank you Lynn. To be naive and forewardllooking is a quality of the soal that is sometimes very helpful. I try to use this quality that I am missing as a person, in my art.
Gefällt mirGefällt 1 Person
That’s smart!
Gefällt mirGefällt 1 Person