Anfang und vorläufiges Ende der Kunst: Von der Höhlenmalerei zum elektronisch erzeugten Bild (Collage)

„…die Höhlenmalereien als Anfangspunkte … vielleicht magst du ja damit auch noch ein Bild gestalten?“ Ulli (von ihr ist das Zitat) und Myriade schlugen unabhängig voneinander vor, den „Anfang“ in der Höhlenmalerei zu suchen. Ich füge hinzu: „den Anfang der Kunst“. Nach allem, was wir wissen, ist es der älteste Kunstausdruck. Aber auch: der älteste Kunstdruck! An vielen Orten der Welt wurden künstlerische Abdrucke von Händen gefunden: von Afrika bis Indonesien, von Argentinien bis Europa finden sie sich.

„Anfang und vorläufiges Ende der Kunst“ 2020-03-11

Wenn du die ganze Geschichte dazu lesen möchtest, geh in den link, dort gibt es sehr schöne Abbildungen, darunter auch das Original, aus dem ich eine Hand für obige Collage ausgeschnitten habe.

Meine Lösung wurde durch einen Dialog mit Teggytiggs angeregt: Sie schrieb im Kommentarstrang: „…und ich komme von dem Gedanken nicht los, dass die linke Gruppe vor dem jeweiligen Anfang zurückschreckt, während die rechte Reißaus nimmt…wie auch immer, die Stellung des Menschen dazu scheint wenig positiv zu sein oder irre ich mich da?“

Darauf antwortete ich: Jetzt, wo du es sagst….Ist ja möglich, dass wir vor unseren Anfängen weglaufen, Augen zu und marsch in die Zukunft! Unser Glaube an den Fortschritt ungebrochen. Oder? Ist uns der jetzt auch abhanden gekommen und wir schrecken jetzt auch vor der Zukunft zurück und denken, damals in der Höhle war es eigentlich auch ganz gemütlich?

Darauf Teggytiggs: …grins, da scheint mir was dran zu sein, es heißt aber Fort-schritt! …also wovor laufen wir das fort? …vor dem Ur-sprung oder vor der Zukunft?
…nur warum?
…vielleicht gleichen sich Ur-sprung und Zukunft auf eine unheimliche Weise?
…vor lauter Fragen, auf die ich keine Antwort weiß, schwirrt mir der Kopf…

„Anfang und vorläufiges Ende der Kunst“, 2020-03-11

BITTE ANKLICKEN, DANN SIEHST DU ES GRÖSSER

Dieser Gedanke – dass sich Ursprung und Zukunft auf eine unheimliche Weise gleichen –  ist mir schon oft gekommen. ZB wenn ich die ersten und die heutigen Trinkgefäße vergleiche: damals die Handschale, heute der ex-und-hopp-Plastikbecher, der eine „Fast-Hand“ ist, verglichen mit all den stolzen Trinkgefäße, die dazwischen liegen. Ebenso Finger und Plastikgabel, Handabdruck in einer Höhle vor 40 000 Jahren – Sprayhand an einer Großstadtmauer jetzt etc pp.

Also antwortete ich auf teggytiggs:

Doppelschatten meiner Hand

Handabdruck in einer Höhle Indonesiens, 50 000 Jahre alt

Ich habe vorhin eine doppelte Schattenhand im Rückspiegel des Autos gepostet und dachte dabei an die Handabdrücke in den Höhlen. Mir schien, als ob sich da ein Kreis schlösse – aber eben nicht am Ausgangspunkt, wo der Mensch noch voll in die Naturvorgänge eingebettet war, sondern auf einer viel abstrakteren Ebene, in der er nur noch seinen Schatten auf eine weiße Fläche wirft….

weiße Projektionsfläche

Ja, und dann dachte ich noch an Ullis Rote-Faden-Geschichten und an all die anderen Bemerkungen über lineare und zyklische Zeitvorstellungen. Und so entstand also das Bild, das ich „Anfang und vorläufiges Ende der Kunst“ nennen möchte. Die linke Hand stammt aus Indonesien und ist die älteste bekannte, man gibt ihr 40 000 Jahre (link). Der Doppelschatten der rechten Hand stammt von mir, ich habe ihn 2016 aufgenommen.

Hier nun die ganze Reihe (BITTE ANKLICKEN):

Hand (Höhlenmalerei und elektronisches Heute) – afrikanische Hifsgeister (Holzskulptur) – griechische Klassik (Marmorskulptur) – Christliches Mittelalter (bemalte Holzskulptur)  – Entwicklung der Arten (Chinesische Pinselkunst).

Ps. Nun hat Ulli eine schöne befreiende Variante mit dieser Galerie veröffentlicht. danke, Ulli, ich freu mich sehr! https://cafeweltenall.wordpress.com/2020/03/12/fuer-gerda-oder-ueber-die-anfaenge-der-kunst/

 

 

 

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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22 Antworten zu Anfang und vorläufiges Ende der Kunst: Von der Höhlenmalerei zum elektronisch erzeugten Bild (Collage)

  1. Gisela Benseler schreibt:

    Gerda, wenn auch als „Kunstwerk“ ausdrucksvoll, so kann ich doch kein Sternchen setzen. Die Hand der Höhlenmalerei ist übrigens wunderschön, wenn auch wohl Ausdruck von Angst und Bedrohung. Wenn nun von beiden Seiten solche Hände kommen, wissen Deine Zuschauer keinen Ausweg mehr. Wolltest Du den Eindruck von Panik hervorrufen? Das wäre dann Deine Entscheidung.

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    • gkazakou schreibt:

      Nein, Gisela, Ich habe durchaus nicht den Eindruck dass die Hände in den Höhlen Ausdruck von Angst und Bedrohung sind. Schau mal in den link, da siehst du noch viele andere Hände, und zwar nicht ausgeschnitten wie bei mir, sondern im Kontext. . . ich wollte auch nicht den Eindruck von Panik hervorrufen. Wenn du von einem Weltbild ausgehst, das ein definitives Ende hat (Erlösung), dann mag es für dich wohl bedrohich aussehen, denn in meinem Bild gibt es sie nicht, sondern eher 2die ewige Wiederkehr des Gleichen“ (Nietzsche) – alllerdings in steter Wandlung und Entwicklung. . Ich schließe durch den roten Faden Anfang und Ende zusammen, betone damit die Ähnlichkeit, aber auch die Entwicklung von „Anfang“ und „Ende“ der bildenden Kunst. Die Hand ist das Werkzeug. .

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      • Gisela Benseler schreibt:

        Gerda, ich hatte in einem Kommentar bei Dir gelesen, daß einer Leserin der Gedanke kam, als würde die eine oder andere Besuchergruppe vor etwas fliehen. Da ging es nur um ein Eingrenzung auf einer Seite, Jetzt wird das Bild auf beiden Seiten eingegrenzt, daraus leitete ich meinen Gedanken ab.

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    • gkazakou schreibt:

      Ja, du hast recht.

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  2. Ulli schreibt:

    Schön, dass du den roten Faden mit eingebaut hast! Ich hätte ihm allerdings ein offenes Ende gegeben, verstehe aber durchaus deine Überlegungen. Nur, dass ich nicht an ein Ende glaube, nur an Wandel. Den du so treffend mit den beiden Händen und der Graffitihand ergänzt.
    Insgesamt glaube ich, dass sich das, worum sich darstellende Kunst dreht nicht wirklich verändert hat, dass Hände dabei eine zentrale Rolle spielen erklärt sich von selbst. Sie sind die ersten Werkzeuge der Menschen.
    Ich habe auch den Artikel gelesen, interessant für mich ist, dass auch die ältesten schamanischen Kulturen auf 40-50.000 Jahre datiert wurden.
    Wenn du mir das reine Bild zuschickst, ohne deine geschichtlichen Hinzufügungen, dann mache ich gerne auch noch ein Bild.

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    • gkazakou schreibt:

      Danke, Ulli. Ein Ende habe ich ja nicht wirklich vorgesehen. Erstens nenne ich es „vorläufig“, da es den gegenwärtig letzten Punkt der Entwicklung bezeichnet: es ist „Jetzt“ und die Zukunft wird sich erst zeigen (die weiße Projektionsfläche), Zweitens lasse ich den roten Faden oben sehr dünn weiterlaufen, so dass er sich mit dem Anfang zusammenschließt. Da ist eine zyklische Bewegung angedeutet. Auch ich also glaube nicht an ein Ende, sondern an eine stänige Wandlung, wobei der Anfang und alle spätere Erscheinungen Ich glaube ja auch an keinen gegebenen Anfang,sondern daran, dass wir Anfänge setzen. Da hat die Hand dann hohe Symbolkraft.
      Welches Bild möchtest du weiter gestalten?

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    • gkazakou schreibt:

      schicke ich dir

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  3. Ule Rolff schreibt:

    Das Abschlussbild, liebe Gerda, rundet deine Collagenserie ab und eröffnet nach all den weiten Gedanken über Anfänge und ihre Auswirkungen noch einen neuen Aspekt … mehrere Aspekte eigentlich.
    Der angedeutete Kreislauf, der durch „Ullis“ roten Faden hier eintritt, schließt für mein Gefühl diesen Raum nun sehr stark ab. Zusammen mit den Händen, die die Situation einklammern (nur durch ihre Position jedoch, nicht durch ihre offene Geste) und der Richtungsänderung der Menschengruppe entsteht in mir das Bild einer ausweglosen Situation.
    Wenn ich über die ganze Serie schaue, betont gerade dieser Richtungswechsel für mich den Eindruck von Menschen, die hin und her pendeln auf der Suche nach einem Ausweg, der bisher in allen Varianten in einer Richtung vorhanden schien. Jetzt hast du den Laden dicht gemacht.
    Das erfasst die augenblickliche(n) Situation(en) in der Welt auf frappierende Weise.

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    • gkazakou schreibt:

      danke, Ule, besser als du es tust, hätte ich meine Absicht gar nicht formulieren können. Ja, ich fühle überall dieses ausweglose Rennen zurück in verschiedene Epochen bis zu den Uranfängen, ob es da nicht etwas gab, was uns weiterhelfen könnte, oder mit geschlossenen Augen vorwärts in eine unbekannte Zukunft, hin- und zurückgeworfen, angezogen, abgeschreckt, sehnsuchtsvoll, nostalgisch ….und ohne Erlösungsglauben. Eingeschlossen sind wir in diesen Kreislauf, und uns gehen die Kräfte aus. Denn was immer wir so eifrig ersonnen haben, scheint aufgebraucht: Religion, Aufklärung, technischer Fortschritt. Und wir heben unsere Hände, die zu so vielem Tun fähig waren, hilflos.
      Ich will es aber nicht dabei belassen.

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      • Ule Rolff schreibt:

        Doch, Gerda, du hast deine Absicht besser formuliert: in deiner künstlerischen Arbeit, aus der ich ja nur abgelesen habe.
        Es nicht bei hilflosem Händeheben belassen zu wollen, dabei befindest du dich in großer Gesellschaft. Aber wissen, was tun, ist ein Schritt weiter – und ich sehe nicht, wie das realistisch aussehen könnte. Gier und Egoismus sofort abzuschaffen wäre eine Lösung, ich sehe aber keine praktikable Möglichkeit zur Umsetzung.

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    • gkazakou schreibt:

      Danke, Ule. Eben habe ich eine mögliche Lösung gepostet 🙂

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  4. kowkla123 schreibt:

    wir bleiben optimistisch und lassen uns nicht erschrecken, Klaus

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  5. Pingback: Für Gerda oder über die Anfänge der Kunst |

  6. bluebrightly schreibt:

    I feel like I jumped on the end of a train that has already been so many places, but I think I get the idea. It’s cool to see those ancient hands…. 🙂

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  7. Susanne Haun schreibt:

    Eine sehr interessante Serie, liebe Gerda. Ich mag die unterschiedlichen Aussagen, die durch die Änderung des linken Rands getroffen werden. Bis auf die Galerie mit dem roten Faden von Ulli erscheinen mir die Bilder bedrohlich. Ich habe ein unangenehmes prickeln im Bauch, vielleicht durch die Größe der linken Figuren? Während mir die Hände des roten Faden Bildes helfend erscheinen.
    In Berlin liegt das gesellschaftliche Leben brach. Ich nehme mir heute viel Zeit zum Zeichnen.
    Liebe Grüße von Susanne

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    • gkazakou schreibt:

      Danke, Susanne, das ist eine interessante Reaktion, so ganz anders als bei den meisten, die das rote-Faden-Bild bedrohlich fanden. Ich freu mich.
      Hier ist es nicht anders. Eben hörte ich, dass wir womöglich nicht mehr aus Athen rausfahren sollen, das wäre schlimm. Denn ich will in die Mani, Panos aber nicht, jedenfalls nicht sofort. Viellleicht passierrt das bei euch auch nch, dass ganz Berlin unter Quarantäne gestellt wird und keine Züge mehr fahren….. die Maßnahmen sind schlimmer als die Krankheit, scheint mir. Aber wir meiden auch alle Kontakte. Persönlich macht es mir nichts aus. Liebe Grüße!

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      • Susanne Haun schreibt:

        Liebe Gerda,
        hier in Berlin wird gerade das öffentliche Leben heruntergefahren. Ich habe schon ab Samstag alle Termine und Verabredungen abgesagt, meine Workshops finden so oder so nicht mehr statt und auch alles andere muss nun in den Hintergrund rücken.

        Ich traue es mich kaum zu sagen, ich merke jedoch wie gut mir die Ruhe und Entschleunigung tut. Wenn alles wieder seinen üblichen Gang geht, muss ich das im Kopf behalten. Es ist sehr wichtig.

        Micha erzählt mir Horrorstories vom Einkaufen. Diese Aufgabe hat er zum Glück übernommen. Ich kaufe normalerweise von Tag zu Tag von Speise zu Speise ein. So ist alles frisch aber ich habe keine Vorräte und wenn das Mehl alle ist, dann kaufe ich Neues. Das ist jetzt jedoch nicht mehr möglich. Die Menschen in Berlin haben Panik und tätigen übelste Hamsterkäufe.

        Ich verstehe, dass du in die Mani möchtest, ich verstehe aber auch Panos. Ein nicht leicht zu lösendes Problem, ich hoffe, ihr findet eine gute Lösung.
        Liebe Grüße und bleibt gesund,
        Susanne

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    • gkazakou schreibt:

      Danke von Herzen, liebe Susanne! Entschleunigung – ja, ich kann mir denken, wie gut dir das tut, denn die brauchtest du, und von sellbst schafft man es ja leider nie. Ich brauche sie eigentlich nicht, wäre gern mal ab und zu in Athen, Kunst angucken, aber das hat nun keinen Sinn mehr. Fein, dass Micha das Einkaufen übernommen hat. Merkwürdigerweise haben die Athener noch nicht mit so verrücktem Hamstern angefangen – wir sowieso nicht, denn wir kaufen wie du, kleine Mengen, in kleinen Geschäften, um Supermärkte zu meiden un auch, um die Kleinen am Leben zu erhalten.
      Zum Zeichnen habe ich momentan wenig Antrieb, leider, ich möchte weg, aber wie du sagst, auch Panos kann man verstehen. Also versuche ich mich anzupassen und Geduld zu üben. Hoffentlich verbieten sie uns nicht noch den Ausgang wie in Serbien, wo über 65Jährige nicht mehr auf die Straße dürfen. .In der Mani bin ich frei und habe alles, was ich brauche.

      Halt dich gesund und schaffensfreudig! Gerda

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      • Susanne Haun schreibt:

        Liebe Gerda, ich hatte bisher noch nicht davon gehört, dass die Ausgangssperre in manchen Ländern altersabhängig ist. Ausgangssperre! Was für ein scheußliches Wort!
        Ich werde heute nach dem Zeichnen weiter an meiner Einkommenssteuer arbeiten. Ich habe erst den Januar 2019 erledig, da gibt es noch viel zu tun.
        Liebe Grüße sendet dir Susanne
        Bleib gesund!

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