Der PapierTiger, der die abc-Etüden grad aufmischt, trabt auch durch meine Gedanken und Träume. Die Bilder zur Story waren diesmal vor dem Text fertig. Danke, Christiane, danke Donka vom Blog OnlyBatsCanHang.
Eine Tigerstory
In einem Laden
bei Baden Baden
stand ein Tiger und seufzte,
heimlich die Nase sich schnäuzte.
Belanglos war dieses sein Leben!
Es müsste doch Besseres geben,
als jahrein jahraus zu verstauben
und jedem Idioten erlauben
ihn frech zu befingern,
und dann zu den Dingern
auf dem Hochbord zu stellen,
zu Gnus und Gazellen.
Ach, er war nur aus Holz,
und dennoch sehr stolz.
Des Nachts, wenn die anderen schliefen
War ihm als ob Stimmen ihn riefen
Er schlich zu dem Spiegel und sah:
ein neuer Bewohner war da.
Ein Tiger, grimmig und frei,
Ihm schien, dass er selber es sei!
Sein Höheres Ich, sein Tigergeist
Der ihm den Weg in die Freiheit weist.
„Komm mit“, so hörte er grollen
„Komm mit, du brauchst nur zu wollen.
Wir Freien sind nur noch ein paar
Bald heißt es: ‘Der Tiger der war
Ein großer Räuber und prächtig zu schauen
Mit gestreiftem Fell und mächtigen Klauen.’
Ein Flugzeug nehmen, nach Indien fliegen
Und gleich zum nächsten Dschungel abbiegen.
Das wäre das beste, doch ließ man die Tiger
Nicht rein in den Flieger.
So strichen sie weiter durch die Nacht
Die hat sie an einen Hafen gebracht
Da plätscherten sachte die Wellen
Sie hörten auch Hunde laut bellen.
Die Boote waren für Tiger zu klein
Da passten sie beide gar nicht hinein.
Sie trollten sich traurig vondannen
Die Stunden, ach, sie verrannen.
Bald sind die Nacht und der Zauber zu Ende
Und im Leben des Tigers gibt’s keinerlei Wende
Er trabt geschlagen zurück ins Regal
Und murmelt beschämt: „Bis zum nächsten Mal.“
Der andere? Das fragst du? Den zeichnet ich mir
Mit ein paar Strichen auf einem Papier.
Ein Papiertiger, genau, du hast es erkannt.
Mit lebenden Tigern von ferne verwandt.
Ich mochte die beiden
Gut leiden,
Gewährte ihnen aus Mitgefühl
Ein Nachtasyl.







Zauberschön ist deine bebilderte Etüde, liebe Gerda, eine Freude anzuschauen und zu lesen, dieses Mal sogar mit Happy End, weil du ihnen Asyl gewährt hast 🙂
liebe Grüße
Ulli
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Danke, Ulli, ja, ich brachte es nicht übers Herz, ihn einfach in seine alte Misere zurückzuschicken. 🙂
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Gelungene Kombination, man gewinnt die zwei Tigerchen richtig lieb. Und doch hat die Geschichte auch den bitteren Beigeschmack unmöglich zu realisierender Freiheit. Danke dafür!
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Danke, Elke! die Freiheit fällt einem eben nicht in den Schoß, man muss sie sich erringen. Und sie hat einen Preis.
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Das stimmt. DIE Freiheit an sich gibt es vielleicht gar nicht. Nur viele unterschiedliche Kombinationen kleiner Freiheiten, jede für sich ein kleines Gegenteil von Sicherheit. Der Mix macht‘s.
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Also streifen der Tiger und sein unruhiger Geist des Nachts durch dein Haus? Vielleicht solltest du sie als Wächter anstellen – nichts hilft so sehr wie eine Aufgabe …
Und bitte nur sehr respektvoll am Kopf kraulen und niemals einfach so abgrabbeln natürlich. 😉
Ich wünsche ihm trotz aller Widrigkeiten viel Tiger in seinem Leben.
Danke auch für die Bilder dazu, immer wieder eine Bereicherung!
Liebe Grüße
Christiane 😁🐱🌧️🍷
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Immer gern (Bilder). Wem aber wünschst du „viel Tiger“, bitteschön? dem Tiger?
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Jupp, ich habe den Eindruck gewonnen, dass er sich in seinen Möglichkeiten ein bisschen … reduziert … fühlt 😉
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Ja, das ist wahr. Ihm fehlt der Schneid.
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Wie reizend, liebe Gerda! Da kannst du ja fast ein Bilderbuch draus machen. Das hat mit großen Spaß gemacht!
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Danke, Ule. Es hat auch mir viel Spaß gemacht. Ich habe noch viele andere Szenen, nur war im Text kein Platz mehr. Da habe ich die Besuchsszenen an Flughafen un Hafen schon mächtig zusammengequetscht. Ein Bilderbuch wäre durchaus machbar….
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Klasse!
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Hab Dank, Ola!
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Also Ideen hast Du, Gerda! Und das führst Du auch bravourös zu Ende. Es ist schon faszinierend. Doch kraulen, nein, das lieber nicht!
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sie sind ja ganz harmlos, liebe Gisela! 😉
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Guten Morgen liebe Gerda! Da hast du eine wunderbare Lyrik verfasst, die wärmstens mein Herz umfasst! Deine schönen Zeilen sind wie ein Fluss durch blaugrüne Hügellandschaften und ich bin noch ganz ergriffen. Vielen Dank ❤
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Guten Morgen und Danke, lieber Arno1 Grad scheint mir die Sonne ins gesicht – oder ist es das Lächeln, das du mir eben mit deinem Kommentar hervorgerufen hast? Vermutlich beides!
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Ich wünsche deinem Tiger, dass er es einfach immer weiter versucht. Manchmal macht Hartnäckigkeit ja den Unterschied zwischen Erfolg und Scheitern. Alleine ist er zumindest nicht mehr, Dank deinem Papiertiger!
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Danke, Viola! Du hast so recht, Freiheit lässt sich nicht auf einmal erringen, man muss schon dran bleiben. Ich werde dem Tiger deinen Rat gern übermitteln.
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Ja, die Gerda, die hat es faustdick hinter den Ohren. Uns mit so einer Geschichte zu überraschen (und zu verwöhnen) und dabei noch Bilder der vergangenen Wochen mit einzubauen! Großartig, liebe Gerda!
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herzlichen Dank, lieber Werner, für deinen herzferfrischenden Kommentar. 🙂
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Och, die beiden armen herumstreunenden Tiger, die kein Schiff für ihre Überfahrt finden. liebe Gerda. Wie schön hast Du sie uns beschrieben und am Ende sind sie in Deinem Andenkenladen gelandet, der nur noch auf sie gewartet hatte Mir scheint, nun sind sie recht zufrieden, und ich hoffe, sie finden in Tito einen gutmütigen Freund, bei dem sie auch mal ihr Mittagsschläfchen halten können.
Schmunzelgrüße von Bruni, die mal wieder über Deine wundervollen Einfälle staunt.
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Danke, Bruni, für deinen Schmunzel-Kommentar. Wegen Tito habe ich mir noch keine Meinung bilden können. Ob er die Tiger willkommen heißen wird? Ich weiß nicht, bisher ist er auf Tiger nicht gut zu sprechen. Aber vielleicht macht er ja eine Ausnahme. Ich werde tun, was ich kann.
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☺
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