Als ich die diesmaligen Wörter zu den Etüden sah (Froschkönig, helfen, trüb), freundlich gespendet von viola-et-cetera, fiel mir gleich ein älterer Betrag zum Froschkönig ein. Ich verlinke ihn mit Christianes Etüden-Seite, obgleich er nicht den Etüden-Regeln entspricht. Sozusagen als Beitrag zum Thema, aber außerhalb der Reihe. Falls du, Christiane, Einwände hast, sag Bescheid, dann lösche ich den Link.
Das Märchen vom Froschkönig
nacherzählt, gedeutet und bebildert von gerda kazakou.
Da ist ein junges Mädchen, fast noch ein Kind, und spielt im Wald nahe einem Brunnen mit seiner goldenen Kugel. (Die goldene Kugel ist die Vollkommenheit des Kindes, die unangefochtene, intakte Unschuld und Jungfräulichkeit). Und wie es so spielt, rollt die Kugel in den Brunnen, „der war tief, so tief, dass man keinen Grund sah“. Es ist untröstlich, denn es kann die Kugel nicht aus eigener Kraft zurückholen. Aber da ist ein Frosch, der aus dem trüben Wasser emportaucht.
Das Mädchen sieht, wie er seinen dicken, hässlichen Kopf aus dem Wasser streckt, und spricht ihn an. Sie sagt nicht etwa: „Lieber Frosch, kannst du mir bitte helfen?“, sondern: „Ach, du bist’s, alter Wasserpatscher?“ Sie kennt den alten Wasserpatscher durchaus, aber sie weiß noch nicht, was er von ihr will. Also verspricht sie ihm, was immer er haben will – Hauptsache, er bringt ihr die goldene Kugel zurück. Und was will er? Ihre Kleider, ihren Schmuck, ihre Krone? O nein, die kann sie gern behalten. Er will ihr zu Diensten sein, „wenn du mich liebhaben willst, und ich soll dein Geselle sein, an deinem Tisch neben dir sitzen, von deinem goldenen Teller essen, aus deinem Becher trinken, in deinem Bett schlafen“. (Die Gebrüder Grimm haben, recht biedermeierlich, an jedes der Nomen ein „–chen“ gehängt – Tellerchen, Becherchen, Bettchen – , um das Anliegen des Frosches weniger offenkundig zu machen. Trotzdem lässt sich nicht verheimlichen, was dieser hässliche Kopf und Wasserpatscher wirklich will: Beischlaf.)
Und wer jetzt wissen will, wie es weitergeht, kann bei den Gebrüder Grimm oder auch bei mir nachlesen: Zum St. Valentinstag: Froschkönig
Liebe Gerda, es machen zwar leider nicht viele Schreibende, aber auch Sachetüden sind bei den Etüden willkommen und werden von mir aufs Herzlichste begrüßt und in Ehren gehalten. Von daher: Alles bestens!
Darüber hinaus freue ich mich sehr, dass du dich der Deutung des Märchens angenommen hast, ich halte das für wichtig, denn es scheint mir, dass immer weniger Lesende die Märchen verstehen. Möge dein Text zum Verständnis beitragen!
Liebe Grüße, einen schönen Sonntag dir!
Christiane
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Herzlichen Dank für die freundliche Auf- und Annahme, Christiane. 🙂
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Tja die Sache mit dem Beischläfchen im Bettchen … noch immer ein weltweit vertracktes Thema. Sozusagen nicht totzukriegen.
Köstlich feine Legearbeiten reblogged, liebe Gerda, fein und danke!
Herzliche Morgengrüße vom Lu
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Herzlichen Dank, lieber Lu! Es scheint, dies ist ein verkapptes Initiationsmärchen für Mädchen.
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Einerseits ja, andererseits …
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Danke für die Deutung, so hatte ich das
Märchen noch nicht gesehen.
Es hat mir sehr gefallen!
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Ich danke dir, Beate! und freu mich, wenn ich dir einen neuen Blick auf das Märchen geben konnte (das damit ja durchaus nicht ausgeschöpft ist).
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Danke für deinen Blick hinter die Kulissen!
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Gerne. es ist natürlich nur EIN möglicher Blick—
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Ich fand diesen Frosch schon immer unverschämt.
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Nun… andererseits…
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Da bin ich ja richtig froh, kein Froschkönig oder ein Mädchen zu sein. Meine Güte…..Liebe Grüße! Dein Misi (Frosch und Gartenhänger)
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