Der Nachtzirkus, Kapitel: Eine dringende Bitte. Concord, Massachusetts, 30. Oktober 1902. S. 318*
Die Schafe sind heute schlecht aufgelegt, als Bayley sie von einer Weide zur nächsten führen will. Sie widerstehen seinem Schubsen, Fluchen und Schieben, finden das Gras auf der jetzigen Wiese viel besser als das hinter dem Gatter in der niedrigen Steinmauer, ganz gleich, wie sehr Bayley sie vom Gegenteil zu überzeugen sucht.
Plötzlich meldet sich eine Stimme hinter ihm. „Hallo Bayley.“
Poppet sieht irgendwie anders aus, wie sie da hinter der Mauer steht. Das Licht ist zu hell, die Umgebung zu banal und grün. Ihre Kleidung wirkt zu elegant, obwohl sie ihre Incognito-Sachen und nicht das Zirkuskostüm trägt. Ihr Rock ist zu gerüscht für einen Werktag, und ihre Stiefel sind zwar staubig, aber zu schick und unpraktisch zum Herumlaufen auf einer Farm. Ihr rotes Haar ist offen, der Wind weht es ihr um den Kopf.
(*Ich zitiere aus dem Buch „Der Nachtzirkus“ von Erin Morgenstern, in der deutschen Übersetzung von Brigitte Jakobeit erschienen 2012 bei Ullstein.)
Diesmal habe ich meine 70×100 cm-Pappe umgedreht und das Bild auf der Kohlezeichnung der Rückseite gelegt. Die weißen Teile sind umgedrehte schwarze Teile.
Von Bayley war schon in einem früheren Beitrag die Rede. Da war er fünf Jahre jünger: https://gerdakazakou.com/2018/02/17/wahrheit-und-pflicht-der-nachtzirkus/
Poppet kennen wir aus einem Kapitel, das zwölf Jahre früher spielt. Der Roman springt nämlich nicht nur von Ort zu Ort, sondern auch in der Zeit macht er große Sprünge vor- und rückwärts. https://gerdakazakou.com/2018/02/24/unter-aufsicht-der-nachtzirkus/
Die meisten Schnipsel stammen aus Jürgens Kiste, aber ihr erkennt sicher leicht auch einige von Susanne und Ulli wieder. Um die Schafe zu legen, musste ich ziemlich knobeln. Denn die Methode der kleinen Fetzen, die ich früher mal probierte, stand mir bei diesem Material nicht zur Verfügung (https://gerdakazakou.com/2016/08/02/das-mondschaf-und-das-weltall/)
Ich konnte die Schafe an ihren Köpfen erkennen, also hast du es gut hinbekommen liebe Gerda!
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danke. Ja, diese charakteristische Demut des Nackens ….. 😉
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ich schließe mich an, liebe Gerda, sie wirken lebendig und ich höre sie beinahe Määäähen 😉
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o, das freut mich! Hoffentlich grasen sie nicht die Blumen auf meinem Teppich ab, während ich hier am Computer sitze und nicht aufpasse.
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hihi, ist noch alles da, wo es sein soll? 😉
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O ja, ich schloss vorsorglich das Gatter. Guten Morgen dir!
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guten Morgen, liebe Gerda 🙂
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Dein (ich sage mal) Kampf um die Bilder nötigt mir große Bewunderung ab. Parallel zum Fortschreiten der Bildergeschichte hier habe ich den „Nachtzirkus“ ja auch noch mal gehört (Hörbuch), und diesmal ist mit – bei allem anhaltenden Interesse an der Geschichte – hier wie dort – doch klar geworden, warum der Roman wohl doch nicht wie „Alice im Wunderland“ in die Hall of Fame der Weltliteratur eingehen wird. Die Bilder werden irgendwie schwächer. Und ich meine jetzt nicht Deine, sondern die Bilder im Roman. Und damit wird es schwieriger, sie umzusetzen. Gerade deshalb Chapeau!
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da sagst du was. Ich kann das nur unterstreichen. Über lange Strecken konnte ich überhaupt keine deutlichen Bilder mehr finden, die es verlohnen würden. Zu viel Brumborium. In diesem .letzten Bild halfen mir die vom Wind gezausten roten Haare und Ullis passende Schnipsel.
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Da bin ich ja froh, dass nicht ich der Miesepeter bin, sondern dass Du es ebenso siehst.
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ich bin nicht so froh, denn ich muss ja die Bilder legen und hätte gerne stärkere Impulse 😉
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Stimmt, ein egoistischer Frohsinn. Die bloße Erleichterung, mit seiner Meinung nicht allein zu sein. – Mir ist das mal ähnlich gegangen mit einem Projekt, bei dem es mir um das intensive Lesen eines Buches ging, das ich zum Anlass für alle möglichen Recherchen und Betrachtungen nehmen wollte. Da häuften sich plötzlich die Querverweise zu jeder Menge anderer Literatur, und es funktionierte überhaupt nicht mehr – wurde quasi uferlos. – Na okay, ins Abstrakte gleitet der Nachzirkus ja nicht ab. Aber schwierig ist es jetzt.
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ich bin tatsächlich noch immer gespannt auf die weiteren Entwicklungen. Und auf der Jagd nach Szenen, die sich als Bild darstellen lassen. Sicher werde ich noch fündig.
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Da bin ich auch ganz sicher. 🙂
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Du hast es ähnlich erkannt wie ich. Wenn ich jetzt mit Abstand zum Buch zurückschaue, dann war der Anfang sehr stark und dann kamen die Passagen, die man schneller liest, weil sie nicht so intensiv beeindrucken. In diesem Buch muß man aufpassen, denn man wird aus einer leichten Lethargie, die sich einstellt, schnell wieder herausgeholt und ebenso schnell hat man etwas überlesen, was wichtig zum Verständnis ist…
Dein Bild ist aber sehr gelungen, liebe Gerda, trotz aller Probleme. Die Schafe, die schon fast abstrakt werden wollten, haben dann doch noch die Kurve gekriegt und ich höre ihr Mä ä äh 🙂
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danke, Bruni! Ich bin schon noch immer sehr gespannt, wie sich alles entwickelt. Und werde schon auch noch Bilder finden, die ich nachbauen kann.
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😊, das denke ich auch, liebe Gerda!
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Schwarz wurde zu weiß und manchmal wandeln sich auch schwarze Schafe in weiße, allerdings passiert dies eher nach Gutdünken der BetrachterInnen, nicht wie bei dir, die nach Möglichkeiten sucht etwas darzustellen, was sich aufgrund des Materials erst einmal widersetzt, aber du bist ja eine äusserst kreative Frau und benutzt die Drehbewegung des Kopfes 😉
Fazit: ein sehr gelungenes Bild und diese roten Haare…!
herzliche Grüße, Ulli
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🙂
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Mal wieder klasse, die Bilder! Danke dir!
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Danke fürs Gucken und fürs Lob, Elke!
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