Der Nachtzirkus. Kapitel „Der Gehängte“ s. 125*
In diesem Zelt schweben hoch über dir Menschen. Artisten, Trapezkünstler, Luftakrobaten. (…) Du siehst die Vorstellung von einem gefährlichen Blickwinkel aus, direkt unter den Künstlern, mit nichts dazwischen. (…)
In der Zeltmitte hängt ein Mann im Smoking, sein Bein ist an einem silbernen Seil befestigt, die Hände sind hinter dem Rücken verschränkt. Er beginnt sich ganz langsam zu bewegen. Streckt die Arme von den Seiten nach vorn (…) Er beginnt sich zu drehen. Schneller und schneller, bis er nur noch ein verschwommener Fleck am Ende eines Seils ist. Plötzlich hält er inne und fällt. (…)
Dann verharrt er auf Augenhöhe mit dem Publikum. Hängt an dem silbernen Seil, das jetzt unendlich lang wirkt. Der Zylinder sitzt nach wie vor auf seinem Kopf, die Arme liegen ruhig an den Seiten.
Immer noch dienen mir als Legematerial die von Jürgen Küster zur Verfügung gestellten Schnittreste aus den beklebten und übermalten Pappen seines verstorbenen Kollegen Peter Maschke. Das Bild steht für sich, doch habe ich wieder ein paar Varianten mithilfe von Fotoshop-Filtern kreiert.
Ein Extra-Blick auf das Publikum:
Der Gehängte in Bewegung, er fällt, das Publikum gerät in Panik.
*Ich zitiere aus dem Buch „Der Nachtzirkus“ von Erin Morgenstern, in der deutschen Übersetzung von Brigitte Jakobeit erschienen 2012 bei Ullstein.







Packende Verwandlungen des Motivs, auch passend zu den inneren Vorgängen bei einer der faszinierendsten Gestalten aus dem Tarot.
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Vielleicht magst du noch etwas von deinen Gedanken zu dieser Tarot-Karte schreiben?
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Unglaublich, was du alles aus den Schnipseln zauberst! Am meisten berühren mich immer die (nicht bearbeiteten) Originale – ich denke, weil ich darin den so bewundernswerten kreativen Akt in seiner ursprünglichen Form sehe. Jedenfalls Danke für die wunderbaren Lese- und Sehensmomente!
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Ganz herzlichen Dank! Auf die Originale kommt es mir selbst natürlich auch am meisten an, und so freue ich mich, wenn sie gefallen. Die Bearbeitungen sind halt Spielkram und Decors, und manchmal geben sie auch eine Extra-Note oder Interpretation. Sie haben zudem den Sinn, das Sehen zu schulen, um Echtes von Vorgespiegeltem zu unterscheiden. Es ist wie im Nachtzirkus-Buch. Da wird unterschieden zwischen technisch hergestellter und natürlicher Magie….
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Man kann sich dieses Stück regelrecht vorstellen.
Doch was sagt es aus?
Für mich zappelt da ein Wesen wie ein Insekt im Spinnennetz und alle „dürfen“ zuschauen.
Ein abrupter Akt verändert die Situation des Opfers/Vorführers. Er wird sichtbarer und naher vor allem. Man kann sich kaum mehr abwenden.
Eine Allegorie auf das Leben?
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Deine Fragen sind gut.
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Liebe Gerda, grosse Gratulation zu Deinem Tuibuch beim Eichhörnchen! Gerade habe ich es imdortigen blog entdeckt, daher schonmal einvirtuelles Händeschütteln und Schulterklopfen, wenn es mir auf Deiner Seite auch scheinbar durch die Lappen ging….es sieht sehr schön aus!!!
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Hab herzlichen Dank, Sabine! Dir ist nix durch die Lappen gegangen. Ich habe die Buchvorstellung bei http://www.eichhoernchenverlag.de/2018/02/16/die-geschichte-von-tui-tiu/ noch nicht in meinem Blog veröffentlicht.
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sowas muss man schon können, Talent allein reicht da wohl nicht, ich wünsche uns nun doch endlich den Frühling, Klaus
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Vielen Dank, lieber Klaus. Der Frühling kommt schon, wenn es so weit ist. Es nützt nix, ungeduldig zu sein. Genieße deine Tage!
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hoffe, der Winter verabschiedet sich bald, Klaus
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https://gerdakazakou.com/#jp-carousel-46491
Diese Variante gefällt mir am besten ! 🙂
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Danke! 🙂
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Eine scheußliche Szene. Ich glaube, die, welche ich in dem Roman wirklich abstoßend fand, weil ich schon als Kind diese Darbietungen, bei denen ein Artist mit nur einer Hand oder einem Fuß am Trapez hing oder – schlimmer noch – mit einem Knebel im Mund am Seil rotierte, ganz abscheulich fand und geradezu physisch dabei gelitten habe. Aber, wie immer, hast Du es sehr gut zitiert.
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Ja, es ist eine beängstigende Szene, die die untergründige Angst und auch Scham anspricht, die wohl jeder bei Artisten-Auftritten spürt. (Ich muss da immer an Kafkas Erzählung „Auf der Galerie“ denken).
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Stimmt.
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Liebe Gerda, langsam komme ich wieder an
http://wortbehagen.de/index.php/gedichte/2018/februar/kleine_pause
Ich mag sie alle nicht, diese artistischen Kunststücke, die mit der Gefahr spielen, deshalb bin ich auch kein enthusiastischer Zirkusbesucher. Auch in diesem Buch gibt es die Menschen ohne Skrupel und sie nutzen aus, was sie in ihre machtgierigen *Hände* bekommen…
Dein Legebild zeigt es wundervoll, was passiert und passieren kann und die Zuschauer fiebern atemlos mit. Ich habe hier sicherlich sehr schnell gelesen, damit ich es hinter mir hatte.
Herzlich, Bruni
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ein tolles Gedicht, liebe Bruni! danke fürs Verlinken. ich mag Zirkus – aber es kommt natürlich drauf an, welcher Art. Jedenfalls mag ich die ganze Atmosphäre sehr, mochte sie schon als Kind. So lebendig.
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Jaaaaa, die Atmosphäre mag ich auch, das Manegenrund, die Spannung, die Stimmung, das gespannte Geflüster, undundund, aber ich bin auf der Hut 🙂
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Das AufderHutsein gehört unbedingt dazu….
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