Rote Augen und mehr (China ist zurück)

Wortgeflumsel hat uns, fürchte ich, mit ihrer rotäugigen wiedergeborenen Katze einen Floh ins Ohr gesetzt. Rote Augen überall! Gestern begegneten sie mir freilich nicht als Markenzeichen eines wiedergeborenen schwarzen Kätzchens, sondern eines weißen Hasen.

Ob er ein Wiedergeborener ist, weiß ich nicht. Jedenfalls ist er sozusagen der spiritus rector einer Zeitmess-Maschine (kurz: Uhr) aus dem alten China.

In der Ausstellung des Herakleidon-Museums über das alte China, die ich gestern zusammen mit einer Freundin besuchte, fanden sich noch andere bemerkenswerte Maschinen, die mit großer Genialität einst – dh vor ca 2-4000 Jahren – erfunden wurden.

Der schön geschnitzte Weise hilft dir, deine Reiserichtung nicht zu verfehlen. Seine Hand weist immer nach Süden – in diesem Fall gegen die Wand (hallo Ulli!), während  sich das von ihm angeführte Gefährt mit lustvollem mechanischem Trommelgetöse vorwärts bewegt (du siehst hier leider nur den einen Trommler, der andere sitzt ihm gegenüber).

Kompasse, auch sie für die Orientierung im Riesenreich der Chinesen unerlässlich, gab es in jeder Art und Größe, der einfachste war wohl der magnetisierte schwimmende Fisch.

Von den vielgestaltigen astronomischen Geräten, Himmels- und Kometenkarten und Horoskop-Charts, die zeigen, wie sehr die Chinesen dem Himmelsraum seine Geheimnisse abzulauschen versuchten (die Akupunktur-Meridiane sind eine auf den Menschen übertragene Himmelskarte),  hier jeweils ein Beispiel.

Den Vorgang des Papierschöpfens demonstrierte uns ein freundlicher Angestellter, angefangen mit dem Bottich, in dem zerkleinerte und aufgeweichte Bambusfasern schwammen, über das Schöpfen, Pressen und Ablösen bis zum fertigen Produkt – das wir geschenkt bekamen: ein Bogen echtes Chinapapier.

Beim Drucken (auch da bekamen wir einen Bogen Papier geschenkt, das wir selbst bedruckt hatten) und in der Seidenweberei mit seinen teils kleinen eleganten Webstühlen für die Herstellung von Seidenbändern, teils großen, geradezu fabrik-mäßig angeordneten Webstühlen für die schweren bunt gemusterten Seidenstoffe war das Fotografieren leider verboten.

Das Museum, untergebracht in einem traditionsreichen verschachtelten Gebäude, hatte zu meinem nicht geringen Vergnügen an einer Wand des Innenhofes eine Eschers Fisch-Vogel-Verwandlung  nachempfundene Wanddekoration aus Metall.

Nach dem Museumsbesuch bummelten wir noch ein bisschen in meinem Lieblings-Stadtteil, dem Thesseion, und landeten …  bei China-begeisterten Griechen: Sie führen ein schönes Geschäft mit allen möglichen Produkten der antiken Heilkunst: der chinesischen wie der griechischen, die sich gegenseitig befruchteten. Man kann auch in dem durchsonnten Laden essen. Ich bekam ein Gericht aus roten Linsen, dazu einen Salat, geröstetes Brot und ein Glas köstlichen Landwein (9.50 Euro). Da kann man nicht meckern, finde ich.

 

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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14 Antworten zu Rote Augen und mehr (China ist zurück)

  1. Da hab ich ja was angerichtet 😊 aber wenn ich dafür so tolle Berichte bekomme, lohnt es sich …

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  2. Myriade schreibt:

    Die verschiedenen Kompassformen finde ich faszinierend !

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  3. Hedwig Mundorf schreibt:

    Von so uralter Technikbin ich immer total fasziniert. Vor zwei Jahren war ich mit meinem Mann in Dresden, natürlich auch im Zwinger. Es gelnang mir, ihn in den mathematisch-physikalischen Salon zu locken. Neben alten Uhren, Globen aus dem 16.Jhd. waren u.a. auch viele Geräte zur Landvermessung ausgestellt. Am faszinierendsten fand ich allerdings eine alte Dame mit schweizerischem Dialekt, die ihren Enkeln, vermutlich Studenten, diese Gerätschaften sehr genau eräuterte. Leider habe ich mich nicht getraut, die drei anzusprechen, aber ich bin überzeugt, dass es sich um eine em. Profesorin handelte.

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  4. kopfundgestalt schreibt:

    Das Mahl, spartanisch leicht, gefällt!

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  5. wildgans schreibt:

    Vielerlei Anregungen werden für mich greifbar – nehme ich mit auf die Reise aufs Land. Danke!
    Gruß von Sonja

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  6. www.wortbehagen.de schreibt:

    Das muß ein toller Tag gewesen sein, liebe Gerda.
    Zuerst diese wunderschöne Ausstellung über das alte China mit all den wundervollen Eindrücken aus einer Welt, die es so nicht mehr gibt und dann das kleine schmackhafte Essen mit der Freundin. Ne, da konntet Ihr wirklich nicht meckern.

    Vor einigen Jahren habe ich in Basel in einer restaurierten alten Papiermühle auch mal einen Bogen Papier schöpfen können und ich stellte fest, das war gar nicht so einfach. Mein Bogen war zu dick, aber es macht mir nichts aus, es war einfach eine feine Erfahrung

    Liebe Grüße zum Sonntag von Bruni

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  7. Ulli schreibt:

    Gen Süden, JAAAA, aberbitte nicht mehr vor die Wand 😉
    Liebe Gerda, ich danke dir fürs mitnehmen und schwupps dachte ich sofort an eine Ausstellung in Berlin vor vielen, vielen Jahren, was habe ich dort über die Kunst der Chinesen gestaunt, wie jetzt auch wieder, es ist doch immer wieder schade, dass ein so hochentwickeltes Volk so viel Grausamkeit entwickelt hat…
    Aber nun will ich mich lieber noch ein bisschen mit dir und an deinen schönen Bildern freuen, ich mag auch sehr das Fisch-Vogel-Relief…
    herzlichst
    Ulli

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  8. Pingback: Alphabet der Materialien. C wie … | GERDA KAZAKOU

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