Jedes abstrakte Bild hat in sich die Potenz, Konkretes zu gebären. Drum sehen auch die meisten in abstrakten Figurationen irgendeine Person, einen Gegenstand, eine Situation… Viele können sich erst dann mit dem abstrakten Bild anfreunden, wenn sie etwas gefunden haben, das sie „kennen“.
Jetzt zeig ich euch erst mal mein letztes (abstraktes) Oeuvre, das ich „Chiffre“ nenne.
Es handelt sich um eine Zeichnung mit Kohle auf Papier, auf die ich zwei Packpapierestücke geklebt und das Ganze mit einer zweifarbigen Pinsel-Zeichnung übergangen habe. Das ist die „Wahrheit“, ist das „Sein“ des Bildes: Papier, farbige Striche und Flecken…
Was danach kommt, ist die Illusion – die Welt des schönen Scheins. Dafür habe ich ein wenig nachgeholfen, und zwar so:
Das dunkle Gekrakel habe ich ein wenig nach oben hin ergänzt, habe den „Ölfarben-Filter“ von Fotoshop eingesetzt,
habe einen Bildausschnitt gewählt, den „Hintergrund“ der „Figur“ vereinheitlicht und ein wenig gedreht, damit sie aufrechter sitzt. Was entstanden ist, ist eine Szene mit einem konkreten Inhalt. Der Beschauer kann, wenn er will, sich in die Figur hineinversetzen. Vielleicht bist du es jetzt, die (der) dort in einem Rollstuhl oder Sessel sitzt. Du wendest den Kopf in die Tiefe des Bildes und träumst dich inmitten bläulicher Pflanzen hinaus in den verbleichenden Abend.


Und viele, viele andere Möglichkeiten gibts natürlich auch ….
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Ja. ich hab halt eine rausgearbeitet, die mit mir korrespondiert.
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Manchmal mag ich die offenen Räume, manchmal mag ich die konkreten Bilder, die immer och genau Spielraum für (meine) Resonanz geben- liebe Gerda, das hast du wunderbar dargestellt, Chapeau und herzliche Grüße am samstäglichen Feierabend
Ulli
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Danke und freu! ist du zurück?
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ja, bin wieder daheim, leider nicht ganz unversehrt, nun mit gebrochenem Zeh, herrjeh, diese Zeit des Umbruchs fordert mich sehr!
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o weh! So ein gebrochener Zeh kann den gesamten mobilen Menschen stilllegen. Ich erinnere mich an meine Mutter, die jammerte, dass dies kleine Ding so eine Macht ausüben konnte über ihre Beweglichkeit. Ist der Fuß gegipst und kannst du jedenfalls humpeln?
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nein, nichts ist gegipst, ich humpel ein bisschen und ganz ehrlich? ich glaube nicht an einen Bruch, ich sehe nur einen dicken Bluterguss- wird schon wieder werden!
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Dein bearbeitetes Bild ist wunderschön! Ja es könnte eine Frau im Rollstuhl sein und im Hintergrund sehe ich ein Gesicht, dass ein Auge auf die Frau im Rollstuhl hat.
Es hat eine mystische Stimmung, die viele Fantasien zulässt!
Es gefällt mir sehr gut!
❤liche Grüße Babsi
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🙂 und danke!
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Ohweia, wünsche Dir gute Besserung!
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Welch bezaubernde Konkretisierung!
Liebe Morgengrüße vom Lu
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Danke.
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⚘⚘⚘
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Das geht mir beim betrachten von Wolken oft so.
Das Auge (Gehirn) findet immer irgendetwas
Gegenständliches. 😉 Das Ergebnis deiner
kleinen Krakelei ist am Ende übrigens
ganz nett geworden, vor allem weil
genug Blau dabei ist… 😀
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Ich mag das Bild (die Krakelei) in seiner Urfassung 😉
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das sei dir unbenommen… 😉
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Wieder sehr kraftvoll und spannungsreich!
Für mich wichtig ist die Textur eines abstrakten Bilds, es muss mir formal gefallen.Linien und Strukturen sollten (bei meinen Dingen) in Spannung stehen.
Konkrete Gestalten können auftauchen, werden aber normalerweise nicht gesucht.
Ich hatte unlängst drei Vögel aus Keramik vorgestellt. Diese waren ursprünglich reine Formen. Meine Partnerin meinte, ich solle ihnen geben, in Form einer Art Kopf. Das war sicher ein Plus, ansonsten wäre es für manchen eine „leere“ Übung geworden. So nach dem Motto: Schön, aber was soll das darstellen?
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Danke. So seh ich es auch (Textur etc) – gefallen im herkömmlihen Sinne muss es nicht, ich liebe die art brute, art pauvre…
Das Suchen nach konkreten Gestalten habe ich am liebsten als Spiel mit offenem Ausgang, Gerade darin liegt für mich der Spaß und die Aufforderung an den Betrachter. Wenn ich die Getalt schließe und klar erkennbar mache, hört der Spaß irgendwie auf: die Spannung lässt nach, es wird eindeutig, damit ein bisschen langweilig. Insofern ist es fraglich, ob wirklich etwas gewonnen ist, wenn vogelähnliche Formen zur Vogeldarstellung verengt werden. Aber ich kenne natürlich das Problem, dass die meisten „wissen“ wollen, was es „darstellt“, und dass ein Künstler, der da keine bildhafte Klarheit schafft, leicht zu verbalen Interpretationen seines eigenen Werks verführt wird.
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Sehr schöne Antwort, wie ich finde.
Ich erinnere mich an…Filonov, immer wieder mal. Der machte Riesenleinwände, nur aus Textur, aber nicht beliebig dabei. Es war ein Kosmos, in dem man als Auszug auf 3×3 cm ein kleines Universum vorfinden konnte.
Aber ich schweife ab… 🙂
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falls es dich interessiert, schau doch mal hier: https://www.google.gr/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&cad=rja&uact=8&ved=0ahUKEwiHv4HW0I3VAhVD2BoKHcWeA1sQFggoMAA&url=https%3A%2F%2Fde.wikipedia.org%2Fwiki%2FGeorge_Costakis&usg=AFQjCNEzkC6GaqtgZOd5R9ppwzyN4xeZrg
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Vielen Dank für diese „Abschweifung“. Filonov kenne ich leider nicht, wenngleich ich mich sehr für die russische Avangarde interessiere, seit ich die Sammlung Costakis zum ersten Mal sah. Kennst du diese großartige Sammlung, die in Thessaloniki im extra dafür gebauten Museum für Moderne Kunst gezeigt wird?
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Leider nicht, komme nicht mehr soviel wie früher in Museen rum.
Mir schwirren einige Namen im Kopf wie z.b auch Ipousteguy.
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Hat dies auf Blütensthaub rebloggt.
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mache dir einen schönen Tag
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Eigentlich mag ich mich gar nicht entscheiden, etwas erkennen zu wollen. Wenn jemand neben mir ausruft, schau mal, das Schaf, der Elefant …der Mensch dort, bitte ich darum zu schweigen und mir meine eigenen Räume zu lassen, denn schon bin auch ich geneigt, die gleichen Dinge zu sehen. Ich lasse gerne einfach nur das Gesamte auf mich wirken. Deine Bilder bieten, je nach persönlicher Verfassung so viele Möglichkeiten. Und das ist es gerade, was ich so schätze. Liebe Grüße Marie
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ja, das verstehe ich sehr gut. Kunst sollte, meine ich die im täglichen zweckgebundenen Leben angeeigneten Sehgewohnheiten aufbrechen. In einem weißlichen Etwas ein Schaf zu sehen und somit die Form zu schließen, verengt die Wahrnehmung. Und die Benennung (Schaf) öffnet den ganzen Sack an Assoziationen, die jemand beim Wort Schaf hat – und führt damit weit weg vom reinen Sehen.
Aber wie so oft schon betont: die Sache ist zweischneidig. Viele sehen gar nicht hin, wenn sie nichts „erkennen“ können. Drum ist der Künstler versucht, einen Hinweis zu geben, was sich dort auf dem Bild womöglich finden ließe. Einige moderne Maler setzen einen Ortsnamen (Montauk), ein Datum (Februar), eine sinnfreie Formel (124M) als Titel ein, andere wiederum erfinden abstruse Titel, die mit dem Bildinhalt einen schwer erkennbaren Zusammenhang haben (zB Picassos diverse Nackte), und schließlich gibt es die Minimalisten, die o.T. für ausreichend halten.
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