Auf einer 70×100 cm großen grauen Pappe, die ich an die Wand klebte, versuchte ich mich heute mit einer Kohle-Kreide-Zeichnung. Sehr leicht begann sie, und ich höre schon so manchen rufen: Warum hörst du nicht auf? Sie wird wieder schwarz und schwer werden.
Wozu brauchst du das?
Ich brauche es halt. Kann selten beim ersten Entwurf stehen bleiben, selbst wenn er mir zusagt. Denn ich suche das Experiment, will erforschen, wie Linien, Flächen, Hell und Dunkel auf dem Zeichenkarton funktionieren. Na, und dann ist es eben zu spät.
Von diesem ersten Entwurf hätte ich ins noch Leichtere gehen können – ich stellte die Variante am Computer her: und tatsächlich gefällt sie mir.
Doch ich ging einen anderen Weg, vermehrte die spitzen Formen, bis sie überhand nahmen:
Vom Kompakten, Schweren wieder zum Leichten, Luftigen zu kommen ist bei solchen Zeichnungen schwer möglich, stattdessen muss die Verdichtung fortschreiten:
Meine inneren Vorstellungen verdichteten sich auch: ich dachte an Marmor, dachte an Michelangelo, der sagte, in den Marmorblöcken ruhten die Gestalten, der Bildhauer brauche sie nur herauszuhauen. Nun, ich bin kein Michelangelo, und so sind die Gestalten im Marmor stecken geblieben. Das Ergebnis an der Wand sieht nun so aus:
Detail:
Zum Zeichnen benutzt habe ich: graue Pappe 70×100, Kohle, Graphitstift, weiße, hellblaue und rötliche Kreide, Brot zum Radieren. Durch Anklicken lassen sich die kleinen Bilder vergrößern.
Das Erste gefällt mir sehr und es zeigt mir, dass eben gerade weniger mehr ist!
Das verdichtete Letzte hat dennoch eine Öffnung und einen Blick ins Leere, auch dass gefällt mir gut!
Es ist sehr interessant, was passiert, wenn man nicht aufhören will.
Ich verändere meißt mit Abstand zum Anfang!
Aufjedenfall ist der Entwicklungsprozess sehr spannend!
❤liche Abendgrüsse Babsi
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danke dir, Babsi. Wie du siehst, geht auch die Tastatur wieder. Gute Nacht!
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Deine Lebendigkeit im malerischen finde ich gut und erhalte sie / so als ob du die Form daraus dir erkämpfst und sie erst während des zeichnen malens sie sich entwickelt. Ein annähern und erschaffen. Schön wie du das machst.
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danke dir sehr, lz. du hast schön in worte gefasst, was meine art zu schaffen ist.
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Guten Morgen, liebe Gerda, ich mag den Anfang und den daraus entstehenden Prozess der Verdichtung sehr, er spiegelt wunderbar, wie die Lebensprozesse funktionieren, erst ist nur ein bisschen sichtbar und dann kommt mehr und mehr hinzu- klar, denke ich gerade an meinen Neuanfang, bei dem es noch sehr licht ist und sich erst nach und nach die Strukturen zeigen werden, ob und wie wir dort zusammen wachsen werden oder eben auch nicht…
Herzensgrüsse sende ich dir
Ulli
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Ich freu mich, liebe Ulli, wieder von dir zu hören. Und ich freue mich auch, dass du den versteckten Gedanken aufgreifst, der in meiner Präsentation enthalten ist. Wenn die Strukturierung voranschreitet, kann es passieren, dass das Leichte schwer wird und nicht mehr ins Leichte zurückzuverwandeln ist. Da muss man dann andere Wege finden: Neubeginn (was nicht immer möglich ist, auch hasse ich Materialverschwendung) oder sich mit Hammer und Meißel ins Freie arbeiten.
ich denke immer noch gern n die Freude, als ich aus dem leeren fensterlosen Neubau unseres Hauses ins Freie schaute. Wunderbar dieser durch nichts gehinderte Blick ins Weite. Dann kamen die Fenster, die Möbel, und alles verengte sich, dafür aber wurde das Haus bewohnbar.
Dir wünsche ich, dass du deinen Neubeginn mit Intuition und Achtsamkeit auf einen guten Weg bringst, so dass sich deine Wünsche und die vorgefundenen Bedingungungen zu schöner Harmonie fügen. Sei lieb gegrüßt von Gerda!
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Der erste Entwurf zeigt für mich “ die Leichtigkeit des Seins“ im “ Sein“ mischen sich dann schon mal „Enge-bzw. “ Schwere“ dazu, die Leichtigkeit zurück zu gewinnen gibt mehr Freiraum….Freiheit…..denke ich..
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Ich bin auch kein Michelangelo, Gerda, aber ich sehe die Formen in deinem Block: leicht in der Mitte links, schwer und gebeugt rechts oben, überhaupt oben.
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der lange Weg des Aufstiegs macht müde … Danke, Maren, fürs Hinsehen!
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Sehr schön…diese Zeichnungen ziehen den Blick auf sich und lassen ihn eine Zeitlang verharren…
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herzlichen Dank, Rosi!
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