
Der versunkene Kahn (c) gerda kazakou
Ich bin schon fast wieder unterwegs. „Und das Meer ist blau, so blau – und das geht alles seinen Gang / Und wenn die Chose aus ist, dann fängt’s von vorne an./ Und das Meer ist blau, so blau – und das geht ja auch noch lang / Und das Meer ist blau, so blau – und das Meer ist blau.“, trällere ich Brechts Matrosensorg vor mich hin, um mich aufzuheitern und mir Mut zu machen. https://gerdakazakou.com/2015/10/10/happy-end/
Blau ist das Meer, blau auch der Himmel hinter dem Aprikosenbaum, sehr blau.
Und wieder schwappt mir ein Gedicht durchs Hirn, das von Bläue spricht.
Der neue Columbus
Friedrich Nietzsche
Freundin! – sprach Columbus – traue
keinem Genueser mehr!
Immer starrt er in das Blaue –
Fernstes lockt ihn allzusehr!
Fremdestes ist nun mir teuer!
Genua, das sank, das schwand –
Herz, bleib kalt! Hand, halt das Steuer!
Vor mir Meer – und Land? – und Land? – – –
Stehen fest wir auf den Füßen!
Nimmer können wir zurück!
Schaun hinaus: von fernher grüßen
Uns Ein Tod, Ein Ruhm, Ein Glück!
Ich bin die neue Columbina: Ein Täubchen, vom Wissensdrang geplagt. Hand, halt das Steuer!
Vorhin las ich in einer Zeitung ein Interview mit einem russischen Gelehrten namens Andreas Lebedjev. Der forscht schon seit 40 Jahren über Herakleitos, hat auch 23 neue Bruchstücke aufgetrieben, die er dem alten Weisen zuordnet. Aber sind sie tatsächlich von ihm? War der Russe in Ephesus, und hat er ihn gefragt? Natürlich nicht! Ich aber werde ihn fragen! Stimmt es, werde ich ihn fragen, was dein Freund, der russische Forscher, behauptet: dass du das Unterbewusstsein schon 2500 Jahre vor Sigmund Freud entdeckt hast?

das Unterbewusste (c) gerda kazakou
Das Unterbewusste ruht hinter dem Schönen Schein des Bekannten, wie das dunkle Weltall hinter dem leuchtenden Blau des Himmels ruht: abgrundtief, bodenlos. Wenn man nicht wie Kolumbus fest auf seinen Füßen steht – schwupps, ist man aufgesogen und verschwunden. Und die Chose wäre aus.
Liebe Gerda,
ich war heute im Museum und habe unter anderem zwei Schwämme gesehen, die Yves Klein in sein unvergleichliches Blau getaucht hat. Er war ja auch immer auf der Suche nach dem perfekten Blau. Sein Blau hat ihn unsterbhlich gemacht!
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Vielen Dank Katrin für die Erinnerung an Yves Klein. Mein gemaltes Blau ist nicht perfekt, aber das des Himmels. Ich habe ihn mal ohne jeden Vordergrund fotografiert, weil ich neugierig war, wie er sich darstellen würde. Sei lieb gegrüßt! Gerda
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Dein Blau ist wunderschön., liebe Gerda.
Warum sollte es denn perfekt sein? Es ist wie es ist und es passt, wie es ist.
Maler suchten immer nach dem perfekten Blau, auch wenn ihr eigenes Blau so war,
wie ich es mir erträumt hätte, hätte ich nach einem perfekten Blau gesucht *g*
Nietzsches Worte sind sehr gut. Aber wie könnte es auch anders sein…
Das Unterbewußte? Ich glaube es gerne, denn eigentlich kann es nicht sein, daß es erst
durch einen klugen Neuzeitmenschen entdeckt wurde.
Es ist ein Mysterium um das Unbewußte, wir können es nicht greifen, es entgleitet uns und doch
wissen wir, da gibt es Wissen in uns, Erinnertes, was sich verbergen möchte, das in tiefe
dunkle Ecken gepackt wurde und dort sitzt und uns Ängste bereitet
Frage ihn, den russischen Forscher und erzähle uns von der Antwort, die er Dir gibt
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wie schön du alles an seinen Platz rückst und mit deinen Worten freundlich beleuchtest, Bruni! Ich mag die Art, wie du die Dinge siehst, sehr. Blau-perfekt käme auch mir nie in den Sinn zu suchen und herzustellen, Yves Kleins Bemühungen in dieser Sache sind mir nicht recht verständlich, zumal sein schließlich gefundenes Blau auch nur eine Chemiefarbe ist. Wäre es das von der Sonne durchstrahlte Blau einer Blume oder des Firmaments, was er suchte – ja, das verstünde ich.
Das Unbewusste – es gibt es ja seit eh und je, es ist ein Ozean, und das Bewusste ist nur ein winziges Inselchen, das daraus hervorragt und uns erlaubt, irgendwo anzulegen und eine kleine Sicherheit zu fühlen. Aber dieser Ozean des Unbewussten ist nicht nur erschreckend und furchteinflößend, sondern die Quelle auch der meisten unserer Freuden. Freud hat versucht, es in sein analytisches System einzubauen, ung ging dann weiter und fand darin all die Archetypen, die seit altersher die Mythen bevölkern. Sie haben es mit ihren modernen Begriffen benannt. Aber erfunden haben sie es natürlich nicht. Und wenn Heraklit tatsächlich vom Unbewussten gesprochen hat, wie es der russische Gelehrte vermutet, dann hatte es für ihn sicher eine noch viel größere Tiefe und Reichweite als der größte Ozean. Ich erinnere an ein früheres Zitat des Heraklit: Wie weit du auch wanderst, ans Ende der Seele wirst du nie gelangen, so tief ist sie…..
Den russischen Gelehrten werde ich nicht fragen – wie denn auch, er lebt in Moskau, ich aber bin unterwegs nach Ephesus, das längst zerfallen ist. Ich will Heraklit selbst fragen, den ich bald zu treffen hoffe, dort, in den Gefilden des Geistes, in denen ich ihn schon einmal traf…..
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