Ein paar Striche

Vorgestern kündigte ich an, dass ich ab jetzt jeden Tag ein paar Linien zeichnen werde. https://gerdakazakou.com/2016/03/15/kein-tag-ohne-linie-paul-klee/

Ich hab es auch treulich getan. Was ich hier zeige, sind die ersten Versuche nach langer Abstinenz. Damit ihr nicht glaubt, ich sei faul gewesen 😉

16.3.2016 (Kohle auf Papier)

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17.3.2016 (Kohle auf Papier)

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Ich bin bei diesen kleinen Zeichnungen recht nah am Gegenständlichen geblieben – also an dem, was mein Auge in meiner Umwelt aufnahm. In der Weiterbearbeitung wurden sie dann farbig (Ölkreide) und abstrakter, was ihnen nicht unbedingt gut bekommen ist.

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Noch schlimmer erging es ihnen, als ich ihnen mit dicken Stücken Ölkreide zu Leibe rückte

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oder, nachdem ich sie teilweise mit Klebestreifen überklebt hatte, in fest gefügte Gebilde verwandelte ….

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Es ist, dachte ich mir, so wie im Pflanzenreich: die Blüte hat ganz andere Qualitäten als die Frucht oder die Wurzel. Man kann kaum glauben, dass das eine aus dem anderen hervorgegangen ist.

 

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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21 Antworten zu Ein paar Striche

  1. Myriade schreibt:

    Die Anfangs- und die Endstadien gefallen mir, dazwischen sind sie wahrscheinlich im Kokon, in dem sie sich umformen 🙂

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  2. juergenkuester schreibt:

    Liebe Gerda, alles hat seinen Wert – finde ich. Deshalb kann ich auch nichts an Ergebnissen wegwerfen.
    Und wenn Du dann schreibst, dass „es ihnen nicht unbedingt gut bekommen ist“, dann wäre es an der Zeit über das kreative Koordinatensystem zu reden, dass einen treibt und Bewertungen aussprechen läßt.
    Schönes Wochenende, Gruss Juergen

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    • gkazakou schreibt:

      „Das kreative Koordinatensystem, das einen treibt und Bewertungen aussprechen lässt“ – ganz herzlichen Dank für diesen wertvollen Hinweis.
      Ich bin mir phasenweise bewusst, warum ich etwas gut finde – es hat mit den hoch geschätzten Vorgängern in der Kunst zu tun: Die ersten Zeichnungen haben eine vage Ähnlichkeit mit Cezannes Aquarellen und einigen von Giacomettis Zeichnungen – da ist so viel Licht und Luft und die Linie fast nur eine Luftschwingung. Danach schlägt mein Ich zu und zwingt der feinen Schwingung eine Struktur auf, die aus mir selbst stammt. Auch dabei schauen mir andere geschätzte Künstler über die Schulter. Am Ende steht mir ein Kunst-Ding gegenüber, das ich selbst zu verantworten habe: „Das hast du getan, das bist du in diesem Moment“.
      Zu sich selbst zu stehen und den ganz eigenen Ausdruck zu finden, setzt wohl voraus, dass man die Früheren so sehr verdaut hat, dass man sie im kreativen Prozess vergisst. Dass man sich durchgearbeitet hat zu einer höheren Stufe der Naivität. Während des Arbeitens gelingt mir das meistens – und das ist eine herrliche Freiheit – aber beim Betrachten des Ergebnisses tritt unweigerlich der Vergleich auf, und ach!

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      • haluise schreibt:

        ICH denke, ich weiss, wovon DU redest vom ‚überdieschulternschauen‘ anderer künstlerInnen.
        drum hab ich mir deren werke nicht mehr angeschaut, weil ICH meine minderwertigkeit befürchtete beim zeichnen und malen mit den billigsten hilfsmitteln.
        ES ist aber jetzt so, dass ich einfach meine LIEBE für linien mit unverwechselbarem ausdruck fand, vielleicht ganz feinen farben: Kirchner, Klee, chinesische, japanische pinsel-zeichnungen sowas und KARIKATUREN von wesen und situationen.
        hierin BIN ICH ICH jetzt
        darüberhinaus LIEBE ICH alles ‚SCHÖNE‘
        GRÜSSLICHKEITEN für DICH

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  3. juttareichelt schreibt:

    Ich glaube, dass es weniges gibt, das in ihrer Kreativität (noch) verzagte Menschen so ermutigt, wie zu sehen, dass es immer darum geht: etwas auszuprobieren, mutig Impulsen nachzugehen und dann zu schauen, wie und wo es weitergehen könnte … Dafür sind deine Bilder ein wunderbares Beispiel!

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    • gkazakou schreibt:

      danke, Jutta, Ermutigerin! Ja, so möchte ich mich verstehen: als Ermutigerin. Drum scheue ich mich auch nicht, den Prozess mitzuteilen.Und zu zeigen: das bin ich in diesem Moment , nicht mehr und nicht weniger. Dazu stehe ich, wenngleich es mir manchmal nicht leicht fällt. (Vergl auch Juergens Kommentar weiter oben und meine Antwort darauf)

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  4. barbarabosshard schreibt:

    empfinde es ebenfalls ähnlich: unglaublich, was das eine aus dem andern wird. damit es werden kann, braucht es wiederum das eine, das vor dem andern war. bei zeichnungen, bildern, skizzen ein sichtbarer prozess, gerade, wenn er step-by-step dokumentiert wird, wie du es jeweils machst. gefällt mir sehr.

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  5. teggytiggs schreibt:

    …letztlich ist der Prozess wichtiger, als das Ergebnis, scheint mir, auch wenn dieses gelungen scheint, spiegelt doch dieses Gelingen auch nur einen Moment, der nicht verweilt…

    …es freut mich an Deinem Prozess teilhaben zu können, denn er ermutigt mich…

    liebe Grüße
    TeggyTiggs

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  6. putetet schreibt:

    Auch in „Faulheit“ kann Kunst stecken, wenn es anderen gefällt. Mir jedenfalls gefällt es 🙂
    Danke für´s Zeigen und LG Alexander

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  7. wildgans schreibt:

    Oh, das bringt mich zum Staunen!
    Gerade beginne ich neu. Zeichnen, wild ausholend, stifkreisend mit dem Enkel, Urknäuel, aber auch schon andere Spuren – im Sand geht das gut!
    Weiter, weiter, weiter so…

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  8. Monika Bartel schreibt:

    Gestern habe ich schon Deine Strichmalerei bestaunt. Ich darf es mal so sagen. Immer wieder habe ich auf diese Bilder geschaut und plötzlich sah ich Dinge, die vorher nicht sichtbar waren. Ich schreckte zurück, da stand nichts (keine Bezeichnung) unter den Strichen, was sie sein sollten, oder könnten. Mein Gehirn spielte mir einen Streich. Oder meine Wahrnehmung war gestört. Ich sah auf und aus meinen Fenster. Ein Baum, im Garten meines Nachbarn, der nicht unweit von mir steht, dessen Geäst aber noch nicht in der Blüte, geschweige denn in Blätter steht, zeigte im veränderten Lichteinfall, ein Gesicht. Vielleicht sein Gesicht. Ich jedenfalls, dachte nun spinne ich. Heute, um diese Zeit hat der Baum kein Gesicht. (Nur so nebenbei). Dafür erklärst Du ein wenig, woran Du gedacht, oder gerade siehst. Aber bevor ich es gelesen hatte, glaubte ich meine Augen unterliegen mal wieder einer Täuschung.
    Liebe Gerda, Bilder machen etwas mit der Psyche, ich muss mich nur darauf einlassen, oder? Danke für Deine Arbeit
    Monika

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  9. bruni8wortbehagen schreibt:

    Sehr interessiert habe ich gesehen, eines nach dem anderen , und die dazugehörigen Kommentare gelesen.
    Den Prozess des Entstehens zu sehen, war für mich jetzt fast eine Offenbarung. Zeigt sich doch deutlich die Experimentierfähig- und freudigkeit des echten Künstlers. Bild für Bild habe ich mir genau betrachtet und konnte nicht fassen, wie forsch zu den Bildern nun zuleibe gerückt bist *lach*.
    Die ersten Skizzen fand ich in ihrer Fragilität wundervoll, ich dachte, warum jetzt weitermachen, sie sind in ihrer feinen Zartheit, vor allem die zweite, gerade in ihrer Unfertigkeit, so vollendet schon…

    Ich war dann erstaunt über die Ölkreide, mit denen die zarten Gebilde überdeckt wurden (das Kräftigdominante bemächtigte sich des Feinen) und ich war dann hingerissen von Deinen endgültigen Ergebnissen, vor allem diesmal von dem linken *lächel*

    Eine sehr feine Studie, liebe Gerda
    und einen lieben Gruß von Bruni

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  10. wholelottarosie schreibt:

    Wie schön du deine Tätigkeit beschrieben hast!
    Hab ich sehr gern und interessiert angeschaut und gelesen.
    LG von Rosie

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