Blutiger Tempel

ματομένος ναός

Das Heiligtum unserer Tage ist die Börse. Jeden Morgen, anstelle des Morgengebets, öffnet der Adept die Internetseite mit der Fieberkurve, die das Leid und Weh der Menschheit anzeigt. Jeden Abend schließen die Nachrichten mit einem Blick auf die Börse. Die Seelen der Menschen bewegen sich auf der Kurve der Börsenberichte. „Es wird besser“ – sagen sie, „es wird schlimmer“. „Uns geht es gut“, wenn der Dax sich nach oben bewegt, den Chinesen geht es schlecht, wenn ihre Börse Abwärtstrend zeigt.

Eine Krankheit, die viele und keinen Namen hat, ist über uns gekommen. Luther nennt sie: dem Mammon dienen.

Mammon ist nichts, und doch ist die Übersetzung aus dem Aramäischen „das, worauf ich mich verlasse“ (frei nach Wiki). Also verlasse ich mich auf Nichts. Ich diene Nichts. Völker werden in den Abgrund gerissen wegen Nichts. Alle Religionen verdammen den Handel mit Geld und betreiben ihn. Alle Kriege werden geführt um seinetwillen. Um Nichts.

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, alte Kulturen, Ökonomie, die griechische Krise, Krieg, Psyche abgelegt und mit , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

14 Antworten zu Blutiger Tempel

  1. Katrin - musikhai schreibt:

    Dein Bild passt sehr gut zu deinem Text! Sehr interesant, dass ‚Mammon‘ ‚Nichts‘ heißt. Das sollte zum Nachdenken anregen.

    Gefällt 2 Personen

  2. Myriade schreibt:

    Sehr interessantes Bild – die vielen Ein- und Durchgänge, das fließende Weiß ….

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  3. waehlefreude schreibt:

    Das Bild ist gekonnt und passt gut zum Text, doch ich kann es nicht „lieb haben“. – Tja, das Geld…

    Herzlichst, F.

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    • gkazakou schreibt:

      Wie die Dinge liegen, liebe waehlefreude, habe ich Geld lieber als Nicht-Geld. Auch wenn ich weiß, dass Blut dran klebt. Das ist ein moralisches Dilemma, das ich nicht lösen kann.

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      • waehlefreude schreibt:

        Geld steht nach meinem Verständnis auch für „gelten“. – Was wir damit geltend machen, das zählt.
        Ich hatte über die Feiertage Besuch, der ohne „das liebe Geld“ nicht hätte kommen können…

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  4. Scherbensammlerin schreibt:

    Der blutige Tempel passt als Parabel besser in unsere Welt/Zeit als mir lieb ist. Nachdenklicher Moment heute morgen. Dank dafür.

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  5. Ulli schreibt:

    Das ist ein sehr eindrückliches Bild! Zusammen mit deinem Text und der Rennerei nach dem „Nichts“ ist es Weisheit – danke dir Gerda!

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  6. haluise schreibt:

    JA
    mit der erfindung des geldes begann die versklavung der menschen, die kontrolle der menschen, die manipulation der menschen.
    erst mit dem metall-gegenwert, dann mit dem gegenwert des papieres als schuldschreibung und jetzt mit dem glauben , dass bits und bytes mit einem brot, einem auto, einem haus, einem land etc gleichzusetzen seien.
    solcher wandel geschieht – wie heute die enteignung wiederum – immer schleichend, damit es NIEMAND bemerkt.

    NOBODY GLAUBT ALLES, IST RELIGIONEN VERFALLEN, UM NICHT SELBER SICH LEBEN MÜSSEN.

    DAS blutige getempel trifft ins „schwarze“ ,
    die säulen zum beamen der werte hin zu den ALIENS, die uns beklauen und das diebesgut , wie GOLD, zu anderen planeten oder raumschiffen senden
    das blut strahlt uns verachtend entgegen.

    BIN LUISE

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  7. Wie wahr! Und wie gut gesagt in Wort und Bild! Vielen Dank, liebe Gerda, von Heidi

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