Heute machte ich mir im Atelier zu schaffen. Als ich die Tür aufmachte, marschierte die ganze Katzen-Manschaft hinein und drehte eine Besichtigungsrunde. Den Kater Lin und die schwangere Mamsell bekam ich aufs Foto.
Arbeitsplätze an der Staffelei und dem Zeichentisch bereitete ich vor für den Fall, dass mir was einfällt. Mir fiel aber nichts ein. Also las ich im erstbesten Buch, das mir in die Hände fiel: Stefan Zweig: „Die Welt von gestern“, posthum erschienen, Erinnerungen an die k.u.k.-Gesellschaft vor dem 1. Weltkrieg. (Zweig starb 1943 in Brasilien). Die Leinwand darf noch weiß bleiben.
Die Lämpchen mit Sonnenbatterie, die ich fürs Fest besorgt hatte, beleuchten immer noch den Vorplatz des Ateliers. In der Ferne Kalamata.
Auch der Treppenaufgang vom Atelier zur Haustür ist mit solchen Lämpchen bestückt – sehr erfreulich, denn ohne sie wäre es dort stockdunkel.
Im Wohnraum brannte der Kamin, und ich holte mir das Buch, das ich sonst grad lese: Ludwig Marcuse, „Heinrich Heine“, Erstveröffentlichung 1932. Vieles Interessante gibt es da über die Situation der Juden zu Beginn der „Judenemanzipation“ in den 20er Jahre des 19. Jahrhunderts zu lesen. Ab und zu pausierte ich und schaute sinnend ins Feuer oder aufs Bild darüber. Da fiel mir das kleine Segelschiffchen ins Auge, über das das Licht hinspielte.
Auch ich lebe in der „Welt von gestern“. Im Unterschied zu Stefan Zweig, dessen Generation noch arglos war, habe ich Kenntnis von den Abgründen, die unter der friedlichen Oberfläche lauern.



Friedlich ist eigentlich nicht mal die Oberfläche mehr….
Aber deine Bilder zeigen, dass es auch anders geht und mitten drin deine Katzen, die dir vertrauen und endlich ihren Platz gefunden haben
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Wir leben hier in einem Welteckchen, liebe Bruni, in das das Weltgetöse nur durch die Medien hineinwirkt. Das größte Drama ist, dass der kleine weißgraue Kater sein Pfötchen verletzt hat und seit gestern humpelt.
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oh, das tut mir leid, Gerda. Hoffentlich mußt Du nicht mit ihm zum Tierarzt
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Deine Katzenbesuche sind bestimmt immer sehr willkommen. Ein schöner Einblick, liebe Gerda. Die solarbetriebenen Lichter gefallen mir. Ich hatte vor zwei Jahren für eine Feier welche auf meinem Balkon drapiert. Sie sind noch immer da und werden wahrscheinlich auch bleiben.
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Ich habe schon öfter solche Lämpchen gekauft, meistens halten sie nur eine Saison. Momentan sind sie sehr hilfreich, damit ich im Dunkeln nicht stolpere. Und ja, die Katzen im Atelier: gestern kamen sie wieder an, ließen sich nieder, nur die kleine hochschwangere Mamsel stieg über alle Tische und Bilder. Ich beobachtete sie etwas beklommen, aber sie war sehr geschickt und vorsichtig. Nichts ging kaputt.
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