Zwiebel-Wuschelkopf (Impulswerkstatt, Bild 2)

Liebe Myriade, hier ist nun endlich auch der Zwiebel-Wuschelkopf, den ich dem Knoblauch-Gesellen und deinem Foto 2 der laufenden Runde der Impulswerkstatt zur Seite stellen möchte.

Die Zwiebelblüte sieht, wenn sie noch nicht ganz aufgegangen ist, mit ihrem Kopftuch ein wenig wie eine brave Hausfrau aus.

Und ein bisschen ist sie ja auch die brave Hausfrau unter den Zwiebelpflanzen: unerlässlich, brauchbar, manchmal zum Heulen.

Dass man an ihr auch das Wachstum messen kann, wurde mir erst durch Dora klar. „Ich bin schon wieder geschrumpft“, hörte ich sie jammern (hier).

Sie hatte sich als Messlatte ausgerechnet den schnell wachsenden Trieb einer Zwiebel ausgesucht, und meine Versuche, ihr zu erklären, dass die Zwiebel wuchs, während sie selbst gleich groß blieb und nicht schrumpfte, hatten nichts gefruchtet.

Später erwischte ich dann Dora, wie sie der Zwiebel beim Blühen helfen wollte.

„Was hast du vor?“ rief ich. „Lass die Zwiebelblüte in Ruh!“ – „Ich helfe ihr beim Öffnen!“ schrie Dora zurück. „Du siehst doch selbst, dass sie Probleme hat. Die dünne Haut will nicht abgehen!“

„Ganz von allein, liebe Dora, wird sich dies Zwiebelköpfchen öffnen“, belehrte ich sie. „Es braucht keine Nachhilfe. Wenn es so weit ist, gucken wir beide zu, wie diese vielen Blütenknospen sich auseinanderfalten, um die Himmelskugel mit all ihren Sternen nachzubilden.“

Und so geschah es dann auch.

All das ist schon furchtbar lange her – fast drei Jahre nämlich. Aber da Dora eine ganz spezielle und allseits beliebte Jahreshelferin war, habe ich sie noch mal aus dem Weltall zu uns zurückgeholt.

600px-Mixed_onionsNun aber möchte ich doch noch etwas Literarisches und Historisches zur Zwiebel berichten und greife dafür erneut auf den griechischen Sprach-Blogger Sarant zurück. Was uns die Tränen in die Augen treibt, so lautet sein Eintrag vom 11.2.2014. Als erstes zu Wort kommt die Lysistrata des Aristophanes (hallo gerlintpetrazamonesh!), die im antiken Athen einen Sexstreik organisierte, um die Männer vom Kriegführen abzuhalten. „Ich will dich küssen“ – verlangt ein Alter, und Lysistrata antwortet: „Wenn du es wagst, wirst du keine Zwiebeln brauchen“, m.a.W.: sie wird ihn so verprügeln, dass er weinen wird, ohne dafür Zwiebeln schneiden zu müssen.

Literarisch erwähnt wird die Zwiebel erstmals bei Homer, in der Rapsodie L der Eliada (Trojanischer Krieg), wo sie als Snack zum Wein gereicht wird. Zwiebeln gehörten zur Speise der Athleten, wie Herodot erzählt: sie verspeisten je eine am Morgen und am Abend. So jedenfalls weiß ein griechischer Gelehrter namens Kavroulakis in seinem Buch „Die Sprache des Geschmacks“ zu berichten. Ein anderer behauptet in seinem Buch „Militärleben in Griechenland“, dass frisch Eingezogenen eine Zwiebel an die eine und ein Knoblauch an die andere Hand gebunden wurde, damit sie lernten, rechts und links zu unterscheiden. Der Befehl „Kopf rechts!“ wurde zum Befehl „zur Zwiebelseite!“ und „Kopf links“ „zur Knoblauchseite“. Bis heute ruft man, wenn jemand rechts und links nicht unterscheiden kann: „Skordo-kremmidi“ (Knoblauch-Zwiebel). Ja, ja, zu diesen Leute gehöre ich auch: kann rechts und links nicht unterscheiden. Die Knospen und Blüten der beiden zu unterscheiden – auch das fällt mir immer noch schwer.

Sind das nun Zwiebeln? Oder Knobläuche? Na?

 

 

 

 

 

 

 

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About gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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9 Responses to Zwiebel-Wuschelkopf (Impulswerkstatt, Bild 2)

  1. Avatar von Myriade Myriade sagt:

    Tja, alle diese Lauchgewächse sind nicht nur gesund und wohlschmeckend, sie baben auch sehr schöne Blüten. An Dora erinnere ich mich gut. Was ist denn so aus ihr geworden? Liebe Grüße von Meer zu Meer und danke für den Beitrag!

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  2. …. und ihr Frauen, die ihr euch an den Arm des jungen, schmucken Offiziers hängt und ihr Mütter, die ihr eure Söhne in den Krieg ziehen laßt, ihr werdet ebenfalls keine Zwiebeln brauchen! Das sage ich euch.

    Danke der Erwähnung. Lysistrata fällt mir eben zuallererst ein, wenn die Rede auf dieses Thema kommt. Wo sind ihre Schwestern? Ein paar gibt es ja, wenn sie sich zeigen, werden sie angefeindet, beispielsweise in Rußland sehr, womöglich werden sie sogar eingesperrt, bei uns empfiehlt nur eine neu – alte Riege, sie sollten doch zuhause bleiben, weil sie von der großen Politik eh nichts verstünden – aber wie reagieren die Leute? Sie schütten das zarte Kind Demokrat mit dem Bade aus und wählen dann gleich Faschisten!

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  3. Da lob ich mir die Zwiebel zum Weinen… !

    Und Deine Bilder sind so wundervoll, daß man sich ein Weinen gar nicht vorstellen kann, liebe Gerda

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