Von Ameisen und Menschen (abc-etüde, kata-strophisch)

Ameise
unmenschlich
quellen.

Das sind die Wörter, die „Schreibenblog“ für Christianes abc-etüden spendete. Sie sind in einem Text von höchsten 300 Wörtern unterzubringen. Ich habe schon einmal eine abc-etüde zu Ameisen geschrieben. Auf sie beziehe ich mich in den Anfangszeilen (hier)

Die erste Illustration ist eine Collage: das Bild entstand als Kommentar zum ground zero (9/11), eine Ameise habe ich gezeichnet und digital geklont.  Die zweite Illustration ist ein Schnipselbild, das ich im Jahr 2015 zm Text „Nun trommeln sie wieder“ legte.

 

„Ameisen finde ich ambivalent

Was jeder versteht, der Ameisen kennt“

 

 

So dichtet’ ich einst am zwölften September

Inzwischen verging schon so mancher November

Und immer noch leben die Ameisen fort

Mal krabbeln sie hier, mal krabbeln sie dort.

 

Wir Menschen sind auch noch vorhanden, gewiss,

und lernen grad wieder, wie’s ist beim Kommiss.

Wir kleiden uns grünlich und bräunlich dazu

Auch Kaki ist fesch und am Arm ein Tattoo.

 

Schon stehn wir bereit, um den Feind zu bekriegen

Sinds Menschen, sinds Teufel, wen solln wir besiegen?

Schon stehen wir stramm, wenn die Trommel ertönt

Denn das sind wir Menschen seit Urzeit gewöhnt.

 

Die Ameis marschiert, das macht ihr Vergnügen

 Und wenn sie auch hundert von ihnen erschlügen

So kämen statt ihrer noch tausende mehr

Und füllten mit Helden das Ameisenheer.

 

Und schließt du ein Loch, schon quelln sie hervor

Aus anderen Löchern und singen im Chor:

„Wir ziehn in den Kampf, egal gegen wen

Wen kümmert’s ob gegen Berlin od’ Athen!“

 

Von Ameisen red ich, die machen das so

Das ist, was sie lieben, der Kampf macht sie froh.

 

Unmenschlich jedoch ist’s, wenn Menschen marschieren

Sie gleichen dann, sagt man, den wildesten Tieren

Die ohne Verstand in die Schlachten sich schmeißen

Und mit Zähnen und Klauen die Opfer zerreißen.

 

Herrje, was ist menschlich? Sind Tiere denn so?

Macht wirklich das Kämpfen die Ameisen froh?

Mir scheint fast, dass Töten und Kriegesgeschrei

Das Markenzeichen des Menschlichen sei.

 

Auch wenn am End’ in Insektengestalt

Die Roboter kämpfen, bleibt’s Menschengewalt.

Der Mensch nur, so klag ich, ist zum Kriegführn imstande

Sie nennen es Ehre, ich nenne es Schande.

 

Von Menschen red ich, die machen das so.

Die Ameisen sind mit nem Zuckerbrot froh.

 

the descent of the drummers

„Jetzt trommeln sie wieder“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Avatar von Unbekannt

About gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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11 Responses to Von Ameisen und Menschen (abc-etüde, kata-strophisch)

  1. Avatar von Lopadistory Lopadistory sagt:

    Ja, jetzt trommeln sie wieder. Unfassbar, das Ganze. 😔

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  2. Avatar von Christiane Christiane sagt:

    Ja, sie trommeln unüberhörbar. Ich mag dazu nichts sagen, der Gedanke raubt mir den Schlaf.
    Dir danke ich für die Etüde.
    Nachtgrüße, die Vögel singen schon 🥱😴

    Gefällt 1 Person

  3. Wo bist du, Lysistrata?

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  4. Avatar von storiella storiella sagt:

    Dein Text hat mich tief berührt.

    Du hast auf eine sehr eindrückliche Weise gezeigt, wie absurd und traurig es ist, dass der Mensch immer wieder in den Krieg zieht.

    Besonders die letzten Zeilen haben mich nachdenklich gemacht. So viel Leid und am Ende könnte es so einfach sein: Ein Stück Zuckerbrot statt Gewalt.

    Danke für diesen Text. Er bleibt im Kopf und im Herzen.

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  5. Ja, es geht wieder einmal um die Exoten, die wir unterwerfen und für uns nutzen müssen. Diesmal die Seltenen Erden. Mal sehen, was den nächsten Krieg beherrschen wird.

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  6. Pingback: Wenn Wörter Türen öffnen - Gabriella Rauber

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