Tagebuch der Lustbarkeiten: Besucher, Katzen und Geißblatt

Gestern mittag kamen uns Nachbarn besuchen. Es ist ein alt gewordenes interessantes Ehepaar aus Süd-Wales. Sie ist eine echte Waliserin, er auch, aber durch seinen Großvater ist er Mani-Bewohner, Maniat. Und so heißen sie denn auch mit ihrem Familiennamen: Maniat. Der Großvater war Seemann und ist um die vorige Jahrhundertwende, also um 1900 herum, von Konstantinopel (Istanbul) kommend, in Wales an Land gegangen, hat in dem dortigen Kohlebergbau Anstellung gefunden, eine Walisierin geheiratet, eine Familie gegründet. Unser Nachbar – ein hochgewachsener alter Herr mit weißem Schnurr- und Spitzbart und roter Gesichtsfarbe Typ „britischer Offizier“ – erinnert sich an diesen Großvater, der dann Schuhmacher wurde, er erinnert sich an den wachsenden Haufen von Schuhen, die von Seeleuten zur Reparatur gebracht und nie mehr abgeholt wurden, er weiß über die Waliser Kohle zu erzählen und auch über die Finanzierungsmodelle der neuen Atomkraftwerke und über Brexit und die Elektrifizierung des Verkehrs in GB. Kurzum, es wird nicht langweilig mit ihm. Die Erinnerung an seinen Großvater und wohl auch sein Name veranlassten ihn, eines Tages in die Mani zu reisen, und schwupps! hatte er auch schon ein Grundstück, baute ein Steinhaus drauf … und wurde so zu unserem Nachbarn. Er würde wohl gern dauerhaft hier leben, doch seine Frau hat drüben jenseits des Ärmelkanals ihre Familie, Kinder und Enkelkinder, und so teilen sie ihr Leben zwischen dort und hier. 

Bevor sie gingen und schon im Stehen kamen wir auch auf die Katzen zu sprechen, und ob sie sie in unserer Abwesenheit füttern könnten, und so erfuhr ich: die ganze Mannschaft, 11 an der Zahl, tritt regelmäßig auch bei ihnen pünktlich zum Frühstück an. Das freut mich natürlich, denn so richtig satt werden sie bei mir nicht. Und wie wir so reden, fällt Rosies Blick auf das hochrankende blühende Geißblatt, und an seinem Fuß entdeckt sie Prinkipessa mit ihren Kleinen. Es sind übrigens drei.

Womit ein weiterer Mythos zerronnen ist. Ich hatte nämlich gelesen, dass Katzen den Duft des Geißblattes nicht mögen. Und tatsächlich hatte Prinkipessa ihre erste Brut von dort weggeführt, als die Blüte begann. Jetzt aber? Da kuscheln sie nun mitten im abgefallenen Laub und scheren sich nicht um den Geißblattduft!

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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6 Antworten zu Tagebuch der Lustbarkeiten: Besucher, Katzen und Geißblatt

  1. Gisela Benseler schreibt:

    Ach wie sind die Kleinen wieder süß! Da verstummen alle Gedanken und Bedenken.. 😊🙏🍀

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  2. Ach, Gerda, was sind sie herzig, die Kleinen!

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  3. kopfundgestalt schreibt:

    Katzen sind – eigentlich – keine Lustbarkeit für mich.
    Entweder spielen sie mit Mäusen und Salamandern, erstere legen sie irgendwo ab, im Bett oder auf einer Keramik, unversehrt ausser tot. Das Auffressen von Eidechsen geht sehr rasch, in geradezu spannender Geschwindigkeit.

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