Tagebuch der Lustbarkeiten: Im Cafe sitzen und über Raum und Horizonte nachsinnen

Ein Cafe in einem engen Durchgang, es duftet nach frischem Kaffee. Ich setze mich an eins der Tischchen  und blicke auf einen Ausschnitt der zentralen Fußgängerzone. Wenn ich mich umdrehe, blicke ich auf die Ständer eines Bekleidungsgeschäfts. 

Im Ausschnitt nach vor erscheinen und verschwinden Menschen wie auf einer offenen Bühne. Ihr Auftritt ist flüchtig: Kaum hat mein Auge sie erfasst, sind sie schon wieder abgetreten. Ein paar bleiben in meinem Gedächtnis haften: die drei Knaben, der alte Mann mit dem Gehstock, die Frau auf hohen weißen Sohlen, der Mann, der lebhaft auf uns zukommt, weil er Bekannte am anderen Tischchen entdeckt…. Das Fahrrad am Laternenmast ist immer dabei, auch die Fassaden, der Bodenbelag…, alles andere ist flüchtige Bewegung. Wie Gedanken, die kommen und gehen.  Wie Gedanken, denke ich. Und sind doch wirkliche Menschen, die ihrerseits in Räumen zu Hause sind, jeder ein Mittelpunkt seines Raums, den er mit sich herumträgt, immer Mittelpunkt. Und rundum sein Horizont.

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Jeder ist Mittelpunkt des Raums. All diese vielen Räume verschieben sich gegeneinander, wenn die Menschen sich bewegen, bei Stillstand sind sei einfach ineinander verschachtelt. Alle zusammen bilden den x-dimensionalen Raum. Der Gedanke setzt sich in mir fest. Er gefällt mir. Ich trage den Raum mit mir herum, der durch meinen Horizont begrenzt ist. Niemand kann mir diesen Raum streitig machen, aber ich kann ihn auch mit niemandem teilen.

Dann kommen Gedanken: Wodurch wird mein Horizont bestimmt und begrenzt? Durch die Wände da draußen, durch meine aktiven Sinnesorgane (Augen, Nase, Ohren), durch meine Aufmerksamkeitsspannung … Ich werde es später aufschreiben.

 

 

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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5 Antworten zu Tagebuch der Lustbarkeiten: Im Cafe sitzen und über Raum und Horizonte nachsinnen

  1. wildgans schreibt:

    Wie ich solches Sitzen und Beobachten mag und gespannt bin auf weiteres …

    Gefällt 2 Personen

  2. Ich mag die Gedanken zum Raum und zu den sich verschiebenden Räumen, auch die Gedanken zum Horizont – ich finde mich in ihnen wieder. Sie kamen in mir auf, als ich das Meer besser kennenlernte, am Meer lebte immer wieder. Sie sind nicht ausgedacht, da ist noch viel an Gedanken-Raum, der durchschritten werden will. Und ich halte es mit Udo Lindenberg: Hinter dem Horizont geht’s weiter… wohin?

    Liebe Grüsse
    Sandra

    Gefällt 2 Personen

  3. Werner Kastens schreibt:

    Spannende Fragen!

    Gefällt 1 Person

  4. Die Räume, die wir durchschreiten, öffnen sich, wenn wir interessiert sind und neugierig. Das stille Sitzen und Beobachten der Kommenden und Gehen regt die Denktätigkeit sehr an. Spannend, ja, das finde ich auch!

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