Impulswerkstatt: junge-Mädchen-Energie und Kindergruppe (kleine Beobachtungen)

Ich möchte gleich noch mit einem zweiten Eintrag bei Myriades Foto zur „Jungemädchenenergie“ bleiben. Denn heute im Stadtwald kam sie mir erneut entgehen, freilich in anderer Form.

Am Eingang sah ich, wie sie sich versammelten, durcheinander rufend, wimmelnd: junge Menschen mit Trommeln, um für den bevorstehenden Nationalfeiertag zu üben. 

Ich zückte mein Handy und zoomte sie heran. So sah ich, dass es ausschließlich junge Mädchen waren, die nun eine Formation bildeten – aber nicht aus sich heraus. Der „spiritus rector“ im Hintergrund war ein Hüne von einem Mann, mit der größten der Trommeln gab er den Rhythmus vor.

Dann gings los.

Brauchten sie den Mann, um sich zu einigen, wer vorneweg marschiert und wie sich die Reihen ordnen? Vielleicht nicht, aber mir scheint, sie mochten es, dass dort der Mann hinter ihnen ging, ihnen die Arbeit der Selbstorganisation abnahm und dem Ganzen ein … wie soll ich sagen …. erotisches Fluidum verlieh. Ein wenig wie in einem Hühnerstall, in dem die Hühner auch freudiger ihre Eier legen, wenn ein Hahn auf sie aufpasst.

An einer anderen Ecke des Waldes sah ich eine Gruppe von Pfadfindern im Kreis sitzen. Es waren Jungen und Mädchen im Grundschulalter. Hier war es eine resolute Dame mittleren Alters, die mit lauter Stimme den Ton angab: Auf ihren Befehl hin sprangen die Kinder auf, riefen im Chor ihre Parolen und setzten sich wieder hin. Auch diese Gruppe hatte offensichtlich ihren Spaß an dem, was sie tat. Aber die Atmosphäre war eine ganz andere, eher die von Dressur – ein Eindruck, der durch die Uniform (grüne gold besetzte Mützen und Westen) verstärkt wurde (kein Foto). Die Selbstorganisation, die den jungen Mädchen schon möglich gewesen wäre, hätte diese Kinder überfordert. Es gefiel ihnen offensichtlich, in der Gruppe zu funktionieren und von Erwachsenen gegebene Anweisungen zu befolgen.

 

 

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Erziehung, Fotografie, Impulswerkstatt, kleine Beobachtungen, Leben, Psyche abgelegt und mit , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

5 Antworten zu Impulswerkstatt: junge-Mädchen-Energie und Kindergruppe (kleine Beobachtungen)

  1. wildgans schreibt:

    Auf jeden Fall ein Aufbruchs- und Frühlingstreiben…schön lebendig!

    Gefällt 1 Person

  2. Gisela Benseler schreibt:

    Ja, Gerda, Du hast den ersten und jetzt diese Eindrücke gut beschrieben und unterschieden.
    Es kommt eigentlich immer auf den Geist (oder Ungeist) an, der da „weht“
    oder lenkend zu bestimmen versucht, und wie leicht lassen die meisten (von letzterem) sich verführen!

    Gefällt 1 Person

  3. Myriade schreibt:

    Ich finde diese gruppendynamischen Aspekte auch sehr spannend. Es genügt ja im Normalfall eine einzige Person vom anderen Geschlecht um in einer gleichgeschlechtlichen Gruppe eine andere Atmosphäre herzustellen, die muss gar nicht unbedingt erotisch geprägt sein.
    Ich dachte ja immer, dass ich mich in einer gemischten Gruppe wohl fühle, auf andere Art in einer rein weiblichen Gruppe, aber ich allein mit einer Gruppe Männer kam mir nicht sehr verlockend vor. Ein Irrtum, „die Henne im Korb“ zu sein, habe ich in vielen Fällen als sehr angenehm empfunden.
    Die Pfadfinder sind ein Verein, den ich persönlich nicht besonders mag wegen der Verbindung von Religion und gehorsamem Marschieren. Obwohl ich zwei junge Pfadfinderleiterinnen kenne, die mir sehr sympathisch sind und an denen mir das, was sie mit den Kindern machen und auch die dahinter steckende Einstellung sehr gut gefallen. Ja, die Vorurteile 🙂
    Vielen Dank für die Denkanstöße zum Thema!

    Gefällt 1 Person

    • gkazakou schreibt:

      Ich hab auch so meine Vorbehalte gegen Pfadfinder, da wurde und wird wohl immer noch so mancher Schindluder getrieben. Andererseits ist es für viele unbemittelte Kinder insbesondere in der Großstadt eine der wenigen Möglichkeiten, die Freizeit unter Anleitung und in der Natur zu verbringen. Wenn die Leiter gut sind, ist es ein Segen…. Das stimmt wohl für alle pädagogischen Verhältnisse.
      Die Veränderung der Atmosphäre durch Hinzutreten eines Andersgeschlechtlichen habe ich oft beobachtet. Als ich vor anderthalb Jahren die Bildung einer Gruppe gegenseitiger Hilfe anregte, waren nur Frauen interessiert, es wurde eine reine Frauengruppe und funktionierte sehr gut. Dann wurde angefragt, ob ein Mann willkommen wäre. Ich zögerte. Aber schließlich erwies sich der Kandidat weder als Macho noch als Guru, und so gab es keine unangenehme Verzerrung. Ich persönlich habe weder mit Frauen- noch mit Männergruppen Probleme.

      Gefällt 1 Person

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..