Tagebuch der Unlustbarkeiten: Prozessionsraupen

Eine Lustbarkeit ist es wahrscheinlich für die Prozessionsraupen, nicht aber für die betroffenen Bäume und den vorbeiwandernden Betrachter. Im Stadtwald sah ich heute – viel zu früh im Jahr – lange Schlangen, die sich kaum merklich, aber eben doch vorwärtsbewegten. Eine leichte Welle ging durch die Reihen, teilte sich den einzelnen Individuen mit, und weiter gings.

Über die Pinienprozessionsspinner, um die es sich hier handelt, habe ich schon berichtet (hier und hier). Warum sie manchmal die Orientierung zu verlieren scheinen, so dass sich die Schlange verknäuelt und nicht mehr vorankommt, weiß ich nicht.

Die Raupen sind, so las ich, nachtaktiv, aber manchmal sind sie eben auch am Tage unterwegs. Sie steigen dann von ihrem Wirtsbaum herab, wo sie in eine Art Nester eingewoben sind, und suchen andere Bäume auf, die sie abfressen können. Das Ergebnis ihrer Fresssucht ist leider nicht sehr hübsch: die Bäume sterben bei starkem Befall ab. Dieses noch junge Bäumchen hat keine besonders guten Aussichten, außer, ihm wird durch Menschenhand geholfen.

Im April oder Mai werden sie sich verpuppen (vielleicht nun auch schon früher?). Dafür graben sie sich in die Erde ein, kollektive braune Nester bildend. Einen kurzen Sommer nur leben die Ende Juni schlüpfenden Motten-ähnlichen Falter, Zeit genug, um pro Weibchen 250 bis 350 Eier zu produzieren und in die Kronen der Pinien einzuweben.

Wozu sind sie gut? Als Nahrungsquelle für andere Lebewesen taugen sie wenig, denn sie sind mit giftigen Härchen bewehrt. Neugierige Hunde können durch Beschnüffeln zugrunde gehen. Ein paar Feinde haben sie aber trotz ihrer Nessel-Behaarung: einige Wespen-, Raupenfliegen- und Wollschweber-Arten haben sich auf ihre Eier spezialisiert (Parasitoide). Und einige Vögel wie Meisen, Kuckuck und Wiedehopf mögen sie sogar fressen. Mir solls recht sein, denn ehrlich: ich mag sie nicht besonders. Sie gehören nicht zu meinen Freunden.

 

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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13 Antworten zu Tagebuch der Unlustbarkeiten: Prozessionsraupen

  1. steinegarten schreibt:

    Oh je .. jetzt schon?? Hier in Norddeutschland sind es dann bald die lästigen Eichenprozessionsspinner ..

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  2. Gisela Benseler schreibt:

    Daß sie „nicht zu Deinen Freunden“ gehören, kann ich gut verstehen. Du beschreibst es dennoch ruhig und sachlich. Hoffentlich kann dieser Vermehrung Einhalt geboten werden durch „Freßfeinde“ oder Menschen.

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  3. Oh weh, der Alleskahlfresser ist schon unterwegs. Nein, meine Freunde sind sie auch nicht, Gerda

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  4. Melina/Pollys schreibt:

    Ja, die oder ähnliche – mit ihren Spinnennetzartigen-weißen Schleier sind bei mir im Garten und überall auch den ganzen Frühjahr und Sommer reichlich zu finden – aber jetzt noch nicht.

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