Was zuletzt geschah: Noch leicht benebelt von dem Wein der Hera und einem libidinösen Traum, begibt sich Wilhelm auf die Jagd, entschlossen, seine Vorräte aufzustocken und möglichst schnell die Besucher und den Traum zu vergessen.
Wilhelm
Ein freies Jägerleben,
das ists, was Freude macht,
Ich werd es nicht hergeben
fürs Liebchen einer Nacht.
Und doch, und doch
ich fühl sie noch.
Ihr Leib war wie von Golde
und schwarz das wilde Haar
als ich dich hielt, Isolde,
ward mir ganz sonderbar.
Es war ein Traum
und Traum ist Schaum.
Wach auf, sei Mann! die Hasen
und Füchse warten schon
Am Waldrand Rehe grasen!
Sie sind des Jägers Lohn.
Da schau, ein Kanickel
das pack ich am Wickel!
Wilhelm springt, um das Kaninchen zu fassen – und stürzt ab.
Hera erscheint. Über Wilhelm schwebt seine Seele.
Hera:
Da liegt er nun, der Jägersmann
der keinen Hasen fangen kann
Wo hat er denn nur hingeschaut?
Erblickte er die feine Braut?
Wir werden Hilfe schicken müssen
die ihn zwar nicht mit Frauenküssen
doch mit ner Trage und Verband
befördert in das flache Land.
Die schöne Feder ist zerbrochen
Vermutlich auch so mancher Knochen.
So lauf, gehorche meinem Wink
und schnelle Hilf‘ dem Manne bring!
Das Kaninchen hoppelt davon, Hera folgt nach. Wenig später erscheinen Danai, Domna, Trud, Clara und Jenny.
Trud:
Was ist geschehn? Ist er gefallen?
Die Feder, wie sie wohl zerbrach?
Jenny
Mit war, als hörte ich es knallen
es war ein ziemlich lauter Krach.
Vielleicht hat wer auf ihn geschossen?
Danai.
Ich halte das für ausgeschlossen.
Er ist gestürzt, als er von oben
heruntersteigt und auf dem groben
Geröll sich nicht mehr halten kann.
Da liegt er nun, der gute Mann.
Clara:
Ist er nun tot? Muss ich nun weinen?
Danai:
Er ist lebendig, will mir scheinen.
Eine Bahre brauchen wir
dann tragen wir ihn fort von hier.
Domna (für sich)
„Denn was täte ich,
wenn die Jäger nicht wären, meine Träume,
die am Morgen
auf der Rückseite der Gebirge
niedersteigen, im Schatten.“*
(*Ilse Aichinger, Gebirgsrand, 1978)
Trud:
Was murmelst du, Domna? hat er geträumt?
Hat er daher den Abstieg versäumt?
Wird er nun nicht mehr auf grünenden Matten
jagen, sondern im Reiche der Schatten?
Jenny:
Ich fürchte, der Wilhelm kann nicht mehr gehn.
Ich glaub, ich zieh los und hole noch wen.
Am besten wär es, wir hätten nen Wagen.
Ihr seid viel zu schwach, um ihn runterzutragen.
Das Kaninchen erscheint wieder, zusammen mit Hawi und Abud.
Hawi:
Wir kommen wie gerufen.
Abud:
und bringen auch ein Kufen.
Der ist beweglich und sehr schmal
So schaffen wir ihn hinunter ins Tal
Trud:
Ein Kufen? mir scheint, es heißt ‚die Kufe‘,
genauso wie es heißt ‚die Stufe‘?
Abud:
Wollt ihr nun Hilfe, oder wollt ihr uns belehren?
Am Ende werdet ihr euch noch beschweren.
Wir können auch wieder gehen
dann könnt ihr alleine sehen
wie ihr den schweren Mann bugsiert.
Wir haben ja nicht Deutsch studiert.
Domna:
Seht es uns nach! Wir sind nun mal
ein wenig anders als normal.
Die Trud muss immer Fragen stellen,
Für jedes Ding ein Urteil fällen,
das leicht das Praktische vergisst.
Ich selbst bin blind, wie ihr schon wisst.
Ich lebe nur in den Gedichten
mag über Welt und Mensch nicht richten.
Das Unsichtbare zu erspüren
mit Worten Herzen zu berühren
dass Milde einzieht ins Gemüt
bin ich, als Dichter, stets bemüht.
Hawi:
Ich kann auch schon ein Gedicht…
Jenny:
Das interessiert uns grade nicht!
Kommt her und helft ihn hochzuheben
ihr schwätzt und er kämpft um sein Leben!
Domna (zu Hawi)
Du musst dich nicht an Jenny stören
Ich will es später gern anhören.
ILSE AICHINGER
Herrlich!😅
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Ich bin froh, dass der Witz rübergekommen ist! 🙂
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Schön alles! ….🖐️
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